Behandlung beginnt sofort
Nach einem Schlaganfall muüssen die Ärzte schnell handeln

„Das Gehirn ist sehr lange vernachlässigt worden“, klagt der Neurologe Dr. Günther Birbamer, „obwohl es doch das wichtigste Organ des Menschen ist.“

Damit meint er vor allem die Behandlung nach einem Schlaganfall: Außer Stabilisieren und Symptome behandeln geschah bis vor einigen Jahren wenig. Das hat sich seither drastisch geändert, so Professor Karl Einhäupl von der Neurologischen Klinik der Berliner Charité während eines Symposions im Klinikum Staffelstein. Die Behandlung beginnt heute möglichst bereits in der ersten Stunde nach der Blockade eines Blutgefäßes. Dann ist zwar ein Teil der grauen Zellen bereits irreparabel geschädigt, doch andere befinden sich wegen des Zucker- und Sauerstoffmangels erst in einem kritischen Zustand, aus dem sie sich durchaus wieder erholen können. „Es geht um die Durchblutung von wenigen Millimeter Hirnrinde“, so Einhäupl, „die aber einen wesentlichen Unterschied in der Lebensqualität ausmachen können“ – zum Beispiel, weil das Sprachzentrum dann vielleicht noch leidlich funktioniert.

Die ersten gesicherten Daten über den Schlaganfall erhoben Wissenschaftler um Dr. Peter Kolominsky an der Neurologischen Klinik der Universität Erlangen: Danach erleiden hochgerechnet 140 000 Menschen im Jahr in der Bundesrepublik einen solchen Schicksalsschlag zum ersten Mal, jeder fünfte muß mit einem zweiten rechnen. 37,3 Prozent überleben das erste Jahr nicht.

Sehr häufig bleiben Schäden zurück; das können Aufmerksamkeits- oder Konzentrationsstörungen sein, die äußerlich kaum auffallen, aber im Beruf sehr behindern. Bewegungs-, Sprach- oder Schluckstörungen können einen Patienten sogar zum Pflegefall machen.

Solche Behinderungen können in speziellen Rehabilitations-Einrichtungen wie dem Klinikum Staffelstein gebessert werden. „Die Behandlung muß aber so früh wie möglich beginnen“, nennt Chefarzt Birbamer die wichtigste Voraussetzung. Die Patienten werden deshalb schon vom dritten Tag an aus Akutkliniken übernommen. Immerhin drei Viertel der Patienten absolvieren das Programm so erfolgreich, das sie wieder nach Hause entlassen werden können. D.S.

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