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© Nürnberger Nachrichten 1997

Die Gretchenfrage: Geld parken oder anlegen?
Kurzfristige Angebote lohnen kaum - Experten raten zu drei- bis fünfjährigen Laufzeiten

Sparer und Geldanleger haben nichts zu lachen. Selten wurde ihr Geld so schlecht verzinst wie derzeit. Einziger Trost: Die Preissteigerungsrate von lediglich rund 1,4 Prozent sorgt wenigstens dafür, daß das Ersparte auf dem Sparbuch oder auf dem Festgeldkonto trotz der schlechten Verzinsung nicht auch noch an Substanzwert verliert, wie das bei Inflationsraten von drei oder vier Prozent der Fall wäre.

Doch diese Erkenntnis nützt demjenigen wenig, dessen Hochprozenter gerade fällig wird und der jetzt mühsam nach einer interessanten Anlagemöglichkeit sucht. Gretchenfrage ist, ob es sich lohnt, Anlagekapital auf Festgeldkonten oder in Geldmarktfonds solange zu "parken", bis die Zinsen wieder steigen und längerfristige Anlagen wieder mehr abwerfen? Oder ob man nicht gleich Anlageformen mit mehrjährigen Laufzeiten wählt, um wenigstens ein paar Mark mehr Zinsen für sein Erspartes zu kassieren?

Bisher haben sich die Anleger offenbar dafür entschieden, auf höhere Zinsen zu warten und dafür die schlechten Konditionen auf Terminkonten, täglich fälligen Geldmarktfonds oder von Kurzläufern in Kauf zu nehmen. Denn die jüngste Statistik zeigt, daß die Anleger ungewöhnlich viele Festverzinsliche mit Restlaufzeiten bis zu einem Jahr erworben haben.

Unsere Übersicht mit aktuellen Anlagebeispielen, die zur Orientierung dienen sollen und nicht immer die besten Anlagen wiedergeben müssen, zeigt, daß kurzfristige Investments derzeit kaum über drei Prozent hinauskommen. Wer Kurzläufer sucht, der verzichtet damit auf gut und gerne 2,5 bis 3,0 Prozentpunkte zusätzlichen Ertrag.

Dies schlägt immer stärker zu Buche, je länger diese Niedrigzinsphase andauert. Und das könnte auch noch ein Weilchen so bleiben, faßt man die Prognosen der Experten zusammen. Manch einer träumt sogar schon davon, daß höhere Preissteigerungsraten mit entsprechenden Auswirkungen auf das Zinsniveau endgültig ausgemerzt sind.

Auch wenn das mehr nach Utopie klingt, gravierende Zinsanhebungen sehen auch die realistischen Analysten in den nächsten Monaten nicht. Entsprechend lautet der Rat der Fachleute dann auch, jetzt in Anlageformen mit Laufzeiten zwischen drei und fünf Jahren zu investieren. Ob Sparbriefe, Bundeswertpapiere , Anleihen oder sonstige maßgeschneiderte Finanzprodukte geeignet sind, hängt dabei im wesentlichen von den individuellen Bedürfnissen, wie Verfügbarkeit, Risikobereitschaft und Steuerrelevanz des Anlegers ab.

Risiko im Ausland

Auf der Suche nach ordentlichen Erträgen wendet mancher derzeit seinen Blick über die Grenzen hinaus ins Ausland, wo auch schon einmal Zehn- und Elfprozenter locken . Tatsache bleibt: Je höher die Renditen bei vergleichbaren Laufzeiten sind, desto spekulativer ist die Anlage. Beispiel für solche nicht ganz risikofreien Anleihen ist die Tschechien-Anleihe der Bremer Landesbank, die zwar derzeit über zehn Prozent abwirft, die aber auf tschechische Kronen lautet und damit ein deutliches Währungsrisiko in sich birgt. Andere Auslandsanleihen, die auf D-Mark lauten und trotzdem hohe Renditen versprechen, werden von Emittenten herausgegeben, die nicht unbedingt die allerbeste Bonität genießen und damit ebenfalls ein Risiko in sich bergen. won

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