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Die Direktbanken - eine
gefragte Alternative Steigende Zahl von Anbietern - Konditionenvergleich unter den führenden Unternehmen - Finanzdienstleistungen zum Nulltarif Noch vor einigen Jahren führten sie ein Mauerblümchendasein im Markt der Kreditinstitute. Doch nach den beiden Pionieren der Direktbank-Zunft, der Allgemeinen Deutschen Direktbank (bereits in den sechziger Jahren von den Gewerkschaften gegründet) und der Nürnberger Quelle Bank, die seit 1990 existiert, ist Bewegung in die Bankenlandschaft gekommen. Vor allem die deutschen Großbanken haben sich das Direktbankprinzip auf die Fahnen geschrieben. Nach Commerzbank (comdirect) und der Berliner Bank (Bank GiroTel) folgten die Deutsche Bank (Bank 24) und die Vereinsbank (Advance Bank), in der zweiten Jahreshälfte 1997 wird die Dresdner Bank folgen. Das Prinzip ist überall gleich: man nehme ein standardisiertes, übersichtliches Angebot und verzichte auf komplizierte Leistungen. Man setze die neue Bank auf die grüne Wiese, um Raumkosten zu sparen, verzichte auf Filialen, setze moderne Kommunikationstechnik ein - und man lerne junges, flexibles Personal an, so daß sich die Personalkosten in Grenzen halten. Große Erwartungen Das meiste Geld planen Direktbanken ein für Marketing- und Werbemaßnahmen, um schnell eine große Bekanntheit und ein kräftiges Interesse bei den Verbrauchern zu erzeugen. Doch bisher hat die Zahl der Direktbank-Kunden in Deutschland kaum die Millionengrenze überschritten. Einer Infas-Untersuchung zufolge können sich jedoch bereits annähernd 20 Prozent vorstellen, ihr Konto bei einer Direktbank zu führen oder haben sich dies konkret vorgenommen. Die Direktbanken selbst jedenfalls rechnen mit einer starken Expansion. Friedlies Reschke von Bank GiroTel meint, daß ein Drittel aller Kunden künftig bei Direktbanken ihre Konten unterhalten werden, und Silvia Esper von der Quelle Bank erwartet gar, daß in zehn Jahren die Mehrheit aller Bankkunden bei Direktbanken ihre Geschäfte abwickeln. Ob künftig nur zehn Direktbanken in Deutschland rentabel arbeiten können (so die Einschätzung von Carina Rey, Pressesprecherin der Advance Bank) oder die Zahl auf 50 Anbieter steigen wird (so die Erwartung der Quelle Bank), wird sich erst herausstellen. Zur Zeit sind die Direktbanken in einen "mörderischen Konkurrenzkampf um jeden einzelnen Kunden" eingetreten. Für aufmerksame und preisbewußte Verbraucher ist das eine gute Gelegenheit, sich einige Bankdienstleistungen zum Nulltarif zu sichern, vergleichsweise attraktive Zinsen bei Geldanlagen und niedrige Sätze bei Krediten zu erzielen. So wurden bei der bereits zitierten Infas-Studie auch die niedrigen Gebühren und die attraktiven Konditionen häufig als Grund für den Wechsel zu einer Direktbank genannt. Dazu kommen Argumente wie bequemer Zugang und zeitliche Flexibilität. Befristete Angebote Gerade bei den besonders günstigen Angeboten ist jedoch Vorsicht angebracht. Häufig sind niedrige Gebühren oder gute Konditionen zeitlich befristet. Auch als in den sechziger Jahren die Lohntüten vom Gehaltskonto abgelöst wurden, gab es die Konten anfangs gebührenfrei. Die Kostenspirale zur Erhöhung der Bankgewinne wurde erst später in Gang gesetzt. Zudem wehren sich vor allem Sparkassen und Genossenschaftsbanken derzeit vehement gegen die Billigkonkurrenz. Beide Institutsgruppen haben bereits angekündigt, daß sie die Gebühren für Fremdabheber an den Geldautomaten drastisch verteuern wollen - und das ist bei den Direktbanken in den meisten Fällen der einzige Weg, ans eigene Geld zu kommen. HORST PETER WICKEL |
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