Anders als
die anderen

Das Bio-Hotel Alpenrose: Urlaub für Leib und Seele

Ein Gläschen Himbeer-Selleriesaft gefällig? Oder ein Kräutertee aus Honigblüte und Melisse? Dazu paßt vorzüglich eine köstliche Brotzeit - hausgebackenes frisches Vollkornbrot, mit Almbutter bestrichen und dick mit Frühlingskräutern belegt.

Wir logieren in einem Kärntner Hotel, in dem es vor allem um eines geht, um "Natur". Seit drei Jahrzehnten ist dieses Haus ganz und gar dem natürlichen Leben und - vor allem - dem naturgesunden Essen gewidmet. Wobei wir gleich beim zweiten Begriff wären, der hier höchste Wertschätzung genießt: "Gesundheit." Der dritte: "Schönheit."

Die "Alpenrose", erblüht auf einem 900 Meter hohen Sonnenhang über dem Millstätter See bei Obermillstatt, trägt - dank Aufschrift - weithin sichtbar das Etikett "Bio-Hotel". Ende der sechziger Jahre, als Wirtin Mathilde Obweger nach gesundheitlichen Problemen zum Ökofan wurde, war die Vorsilbe "Bio" längst noch nicht zerschlissen, sondern topaktuell. Damals war Frau Obweger die erste Gastronomin Österreichs, die es wagte, anders als die anderen zu sein, eben "bio". In das vierstöckige, großzügige Haus im alpenländischen Stil wurde nur Holz und Ziegel verbaut, kein Stahl, kein Beton. Die Küchenmannschaft mußte umlernen: das Getreide, aus umliegenden Öko-Feldern stammend, wird seither selbst geschrotet, das Brot selbst im Steinofen gebacken. Selbst gekocht oder gepreßt werden die köstlichen Marmeladen und Säfte; Butter, Käse und Fleisch liefern Almbauern, Gemüse und Kräuter zieht man, selbstverständlich nach ökologischen Prinzipien, im eigenen, gerade im Frühjahr wundervoll duftenden Garten vor der Haustür.

All das kostet viel Aufwand und große Mühe. Und ist überhaupt nur deshalb möglich, weil die Eigentümer selbst konsequent nach natürlichen Prinzipien leben und sich schier rund um die Uhr für ihr Hotel engagieren. Die urgemütliche "Alpenrose" ist denn auch ein echter Familienbetrieb. Eltern, Tochter und Schwiegersohn umsorgen liebevoll maximal 54 Gäste, dabei gewöhnlich viel Stammpublikum, das dieses ruhige Plätzchen abseits des Touristenrummels zu Recht als wohltuend für Seele und Leib schätzen.

Von wegen fader Biobrei! Auch verwöhnte Feinschmecker rühmen das hohe Niveau der Küche; phantasiebegabte Köche kreieren täglich köstliche Menüs mit Zutaten, wie sie in Hotels sonst unüblich sind. Manches Rezept stammt tatsächlich aus Omas Kochbuch. Wir lernen eine Menge Bio-Kulinarisches hinzu, etwa über leckere Kräuterdrinks, Beerensäfte oder Gemüsesuppen. Das Restaurant steht nur Hausgästen offen; zur Wahl stehen immer vegetarische Kost und Fleischspeisen.

Vom Zimmerbalkon aus geht der Blick auf eine Postkartenlandschaft: ein idyllisches Dorfkirchlein, Bauernhöfe und weiter unten der Millstätter See, Badesee von Mai bis Oktober. Rund ums Hotel gibt es viele Wanderrouten, ganz in der Nähe tost ein Wildbach durch eine malerische Schlucht. Nichts fehlt, was der Gast von einem Vier-Sterne-Hotel heute erwartet - nicht das kleine Schwimmbad samt Sauna, nicht das umfangreiche Fitneß-Angebot mit Massage und Kosmetik. Weit über Standard: ein großes, sehr vielseitiges Freizeitangebot mit Wanderungen, Gymnastik, Vorträgen, Exkursionen, Bastelkursen und anderem mehr.

Eine von besonders guten Ideen der "Alpenrösler": Zu einer bestimmten Zeit bekommt jener Gast einen Umweltbonus in Höhe von 200 Mark, der nicht mit dem Auto, sondern mit der Bahn anreist. Pauschalpreis-Angebote werden in großer Fülle offeriert, etwa eine Sieben-Tage-Schönheitskur zum Preis ab etwa 1500 DM. Extra-Tip: Sehr empfehlenswert ist die kleine, feine Oase für alle, die sich das Rauchen abgewöhnen wollen. Das Haus ist nämlich ein Nichtraucher-Hotel.

EVELYN SCHERFENBERG

Hotel Alpenrose, erstes Bio-Hotel Österreichs, A-9872 Obermillstatt, Tel. 0043/4766/2500

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