Mutprobe in
rasenden Ufos
Im Sommer wird „Euro-Mir“ im
Europa-Park Rust in Betrieb genommen

Als Baustelle ist die „galaktische Weltneuheit“ schon zu bewundern, eröffnet wird sie im Frühsommer dieses Jahres: die gigantische „Euro-Mir“, die die ganz Mutigen in Ufo-ähnlichen Gondeln mit 80 Stundenkilometern um drei Türme aus 200 Tonnen Stahl und Glas herumschleudern und, nach dem Versprechen ihrer Erbauer, in eine „neue Dimension des Achterbahnfahrens“ katapultieren soll. Die Bahn, in die übrigens die russische Weltraumstation „Mir“ integriert ist, wird die neueste, unbestrittene Attraktion des Europa-Parks im badischen Rust, der sich bereits jetzt zu den größten und schönsten Freizeitparks der Welt zählen darf.

Gute Noten

Letzteres hat der Park im Dreiländereck Deutschland-Frankreich-Schweiz von der Stiftung Warentest schon zweimal schriftlich bekommen. Die Gutachter klebten ihm als einzigem von 15 untersuchten Freizeitparks das Gütesiegel „sehr gut“ auf – die Ruster schneiden damit in der Beurteilung noch ein bißchen besser ab als Disneyland Paris. Überzeugt haben die Tester drei Faktoren: die Qualität der Fahrgeschäfte, das breite Angebot an Unterhaltung und Shows und nicht zuletzt die Gestaltung des 62 Hektar großen Parks, dessen Attraktionen in gepflegte Gartenanlagen und phantasievolle europäische Themenbereiche eingebunden sind.

Da lädt das liebevoll nachgebaute skandinavische Dorf beispielsweise zu einer gemütlichen Wikingerfahrt oder einem spritzigen Fjord Rafting über einen künstlichen Wildwasserkanal ein (Regencapes nicht vergessen!); durch den Schweizer Bereich donnert eine atemberaubende Bobbahn; im milieugetreuen Quartier francais jagen zwischen Bistros und Boulangeries Raumgleiter durch eine Dunkelachterbahn, gleich daneben ist Gelegenheit zu einer Fahrt ins Reich der Dinosaurier; hinter der italienischen Fassade des Schlosses der Medici verbirgt sich eine High-Tech-Geisterbahn.

Im beschaulichen holländischen Themenbereich, durch den natürlich auch hübsche Meisjes auf Holzpantinen klappern, schaukeln Boote die Besucher durch die märchenhafte, computergesteuerte Welt der Piraten von Batavia.

Jede Menge Erfahrung

Mit rund 50 Fahrattraktionen – mal mehr, mal weniger spektakulär – kann der Europa-Park aufwarten, dessen Betreiber jede Menge Erfahrung im Jahrmarktsgeschäft haben: Seit 200 Jahren baut die Unternehmerfamilie Mack Fahrattraktionen und Karussells, nicht zufällig also ist Rust auch eine Art Schaufenster der Freizeitpark-Branche insgesamt, in der ein heftiger Konkurrenzkampf um Ideen, Marktanteile und Kundschaft tobt.

Mit 2,5 Millionen Besuchern im vergangenen Jahr liegt der Europa-Park gut im Rennen, er kann – anders als manche Mitbewerber – noch immer Zuwachsraten verbuchen. Mit Jahrmarkts-Atmosphäre allein wären die kaum zu erzielen, die gute Struktur des Angebots macht's: Neben wilden Bahnen für die Großen gibt es viele harmlos-gemütliche Fahrten auch für die ganz Kleinen, tolle Spielplätze mit Riesenrutschen, beschauliche Winkel zum Ausruhen und Zusehen, dazu ein anspruchsvolles Programm mit Shows und Stunts, das sich durchaus mit dem internationaler Varietés messen kann.

Besonders empfehlenswert sind die ra sante Eisrevue und die farbenprächtigen Ritterspiele in der eigens dafür erbauten spanischen Arena. Wer angesichts des ebenso dichten wie reizvollen Showprogramms unter Zeitdruck gerät und lange Fußmärsche von einem Spielort zum anderen scheut, muß nicht verzweifeln: Eine Monorail und eine Schmalspureisenbahn transportieren die Besucher quer durch den Park – zum Nulltarif selbstverständlich.

Die Qual der Wahl

Ganz nebenbei wartet der Europa-Park mit zehn Restaurants und 30 Snack-Buden auf, die mal Pizzas und Pastas oder Chinesisches, mal Tapas und Paella, Lachs oder Raclette auf der Speisekarte haben. Zu Preisen, die dem üblichen deutschen Gastronomiestandard entsprechen, gehen Jahr für Jahr zudem an die 230 Tonnen Pommes Frittes, 250 000 Bratwürste und eine halbe Million Hamburger über die Theken – ein Ausstoß, der den Ruster Park zu Deutschlands größtem Gastronomiebetrieb an einem Ort macht.

Wer Geld sparen und lieber Mitgebrachtes essen will, wird auch nicht scheel angesehen: Es gibt hübsch angelegte Picknickplätze, auf denen es, wie in den begehrtesten Attraktionen der ganzen Anlage, während der Hochsaison allerdings eng werden kann. Dann sind Wartezeiten um die 30 Minuten vor den Flugsimulatoren, den Achterbahnen oder Wildwasserrutschen keine Seltenheit – da hilft in den Stoßzeiten nur Geduld oder Ausweichen auf ruhigere Bereiche.

Wenigstens einen Tag sollten sich Besucher des Europa-Parks Zeit nehmen, zwei wären besser. In den umliegenden Gemeinden gibt es ausreichend Bettenangebote in Gasthöfen oder Privatzimmern; ungleich stimmungsvoller und praktischer freilich ist es, im parkeigenen Erlebnishotel El Andaluz zu wohnen – spanisches Urlaubsfeeling, andalusische Musik und Romantik, familiengerechte Zimmer und nicht zuletzt der rasche Zugang zur Freizeitwelt an den Warteschlangen des Haupteingangs vorbei ist für Hotelgäste inklusive.
JOACHIM HAUCK

Anreise: Mit dem Auto über die Autobahn Nürnberg–Heilbronn zur A 5 Karlsruhe–Basel, Ausfahrt Ettenheim, zum Europapark. Gesamtfahrzeit etwa 3,5 Stunden. In Rust ausreichend kostenlose Parkplätze.

Öffnungszeiten: Der Park ist bis 2. November täglich zwischen 9 und 18 Uhr (in der Hochsaison auch länger) geöffnet.

Preise: Erwachsene bezahlen 36 Mark pro Tag, Kinder (vier bis 11 Jahre) 33 Mark. Die Zwei-Tages-Karte kostet 55 Mark. Im Preis eingeschlossen sind jeweils sämtliche Attraktionen und Shows des Freizeitparks.

Hotel El Andaluz: Erwachsene zahlen in dem Vier-Sterne-Haus für die Übernachtung ohne Frühstück in der Vorsaison (bis 30.Juni) 62, Kinder 39 Mark, wenn sie gemeinsam in einem der großzügigen Vierbettzimmer übernachten (Hauptsaison 70 und 47 Mark). Interessant sind die Arrangementpreise für eine Übernachtung, Frühstücksbüffet und zweimal Parkeintritt: 131 Mark für Erwachsene und 100 Mark für Kinder (Familienzimmer, Vorsaison) beziehungsweise 139 und 108 Mark (Hauptsaison vom 1.Juli bis 2.November). Kinder unter vier Jahren im Bett der Eltern sind frei, ein Zustellbett ist für 15 Mark zu haben.
Weitere Informationen: Europa-Park, 77977 Rust bei Freiburg, Tel. 07822-77 0, Fax: 62 77.

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