![]() |
Von Hubert Kahl, dpa
In einzelnen Fällen hätten die putzig aussehenden Kerlchen auch schon Menschen gebissen, berichtete die spanische Zeitung El Mundo kürzlich. Die Behörden sind ratlos. Niemand weiß, wie der Vormarsch der Affen gestoppt werden soll. Eine Gruppe von Wissenschaftlern schlug vor, den Weibchen Antibabypillen zu geben. Aber dies hat einen Haken: Dazu müßten die Tiere erst eingefangen werden. Wer soll das tun und wer die Kosten für solch eine Aktion tragen? Die Makaken (Unterart der Meerkatzen) gelten -was vielleicht etwas übertrieben ist - als die letzten wildlebenden Affen in Europa. Sie leben in einem Mini-Reservat auf dem Upper Rock in etwa 200 Meter Höhe. Von dort oben hat man einen herrlichen Ausblick auf das Meer, wo vor knapp 300 Jahren spanische und britische Kanonenboote um den Felsen Krieg geführt hatten. Später hat irgendwann jemand mal gesagt: Erst wenn der letzte Affe von dem Felsen verschwunden ist, wird auch die britische Flagge verschwinden. Die Briten eroberten Gibraltar 1704 und ließen sich dies im Frieden von Utrecht (1713) bestätigen. Die Spanier halten das für Unrecht und erheben bis heute Ansprüche auf den Affenfelsen mit seinen 30 000 Einwohnern. Die Gibraltar-Affen waren während des Zweiten Weltkriegs fast schon ausgestorben. Aber danach erhielten sie eine besondere Pflege: Man schaffte sogar Brutkästen an für schwache Affenbabies und sorgte für ihre Ernährung; die Erdnüsse der Touristen taten ein Übriges. Heute leben 250 Affen auf dem Felsen, 40 mehr als noch vor einem halben Jahr. Beim derzeitigen Tempo würde sich der Bestand alle fünf Jahre verdoppeln. Nun scheint jede Phantasie erlaubt zu sein, schreibt El Mundo. Es gibt gar Leute, die wie verrückt umherlaufen auf der Suche nach Horden aggressiver Affen, die die Menschen wie im Roman 'Planet der Affen' (von Pierre Boulle) versklaven wollen. Nach Ansicht des Biologen John Cortes gibt es drei Möglichkeiten, die Zunahme der Affen zu stoppen. Erstens könnte man Tiere an Zoos verschicken. Die Aussichten seien aber minimal, weil der Bedarf der Tierparks mehr als gedeckt sei. Eine zweite - brutale - Lösung bestünde darin, einzelne Tiere zu töten, sagt Cortes der Zeitung. Dies wollen wir nach Möglichkeit vermeiden. Aber vielleicht bleibt kein anderer Ausweg. Der Experte tritt in einem Bericht, an dem auch Wissenschaftler der Universität Zürich mitgearbeitet hatten, für eine dritte Lösung ein: die Verabreichung der Pille an die Äffinnen. Bislang ist aber unklar, ob die Regierung von Gibraltar die - für die aufwendige Aktion erforderlichen Gelder - aufbringen wird. Wie die Affen überhaupt nach Gibraltar gelangt waren, ist nicht ganz geklärt. Früher hatte man gemeint, die britischen Kolonisatoren hätten die Tiere aus ihren afrikanischen Besitzungen mitgebracht. Eine zweite - eher romantische - Erklärung läuft darauf hinaus, daß die Art früher in ganz Europa heimisch gewesen sei und die Affen auf Gibraltar die letzten Vertreter ihrer Spezies seien. Die Wissenschaftler neigen heute eher zu einer dritten Theorie, wonach die Makaken aus Nordafrika, wo heute noch Tiere mit ähnlichen Genen leben, auf den Affenfelsen gelangt waren. |
© Nürnberger Nachrichten |