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Sportart im Trend Von Dagmar Garbe, dpa Kaum eine Sportart boomt in Deutschland in jüngster Zeit so wie Golf. Waren es vor zehn Jahren rund 100 000 Spieler, die in 250 Vereinen organisiert waren, tummeln sich inzwischen mehr als 270 000 in über 500 Vereinen - und einige mehr auf der viel zu geringen Anzahl von öffentlichen Plätzen. Und noch etwas boomt am Rande der Golfwelle mit: Der Tourismus rund um den noblen Sport. "Golf-Reisen werden wirklich extrem nachgefragt", sagt Katja Maurer, Mitarbeiterin eines großen Hamburger Reisebüros. Ob in Amerika, Asien, Afrika, Australien oder Europa - überall gibt es wunderschöne Golfplätze und zumeist noch Sonne und angenehme Temperaturen dazu. An der Spitze der Nachfrage liegen die spanische Costa del Sol, die Algarve in Portugal, Südafrika, Mallorca und Florida. Aber auch auf Zypern, in Italien, Tunesien, Kanada oder Dubai will man die Golf-Sucht nicht ungenutzt vorüberziehen lassen, diese Ziele tauchen vermehrt in den Katalogen auf. So wirbt allein Arizona mit 131 Golfplätzen um Touristen. Nach einer Umfrage eines Reiseveranstalters ist der typische deutsche Golfreisende älter als 45. Er bucht mit Frau, Freund oder Freundin zwischen September und Mai eine Urlaubswoche mit komfortablem Hotel und vorgebuchten Abschlagzeiten. Und dies ist wegen des regen Andrangs auch notwendig: Vor allem in Spanien, Portugal und in Florida geht kaum noch etwas ohne rechtzeitige Reservierung. Allein oder zu zweit kann man selbst dann selten seine Runde spielen, denn international üblich sind Vierer-Gruppen (Flights). Passen die zugeteilten Sportsfreunde zu einem, so können sich durchaus neue Freundschaften entwickeln. Ist dies nicht der Fall, können die vier bis fünf Stunden, die eine Golf-Partie im Schnitt dauert, recht lang werden. Bessere Chancen auf Ein- oder Zweisamkeit hat man da schon in England oder Schottland. Fast jedes Dorf verfügt über einen Golfplatz, und Putting-Greens zieren die Parkanlagen. Im "Mekka des Golfsports" ist die bei uns noch elitäre Sportart Volkssport, die Plätze sind in der Regel jedermann zugänglich. Und nur Touristen wundern sich, wenn alte britische Ladies mit ihren Hunden auf dem berühmtesten Platz der Welt im schottischen St. Andrews Gassi gehen. Wer nicht nur spielen, sondern den Urlaub auch zur Technikverbesserung nutzen möchte, kann unter zahllosen Angeboten wählen: Golf mit ehemaligen Meistern oder Nationalspielern, in einer der Akademien des Profi-Gurus David Leadbetter oder etwa "golf indoor" Tag und Nacht, Sommer und Winter wie in Bad Griesbach. Wer mit Prominenten unterwegs sein möchte, kann wählen zwischen Ex-Sportlern aus allen Bereichen oder Fernseh-Größen: Der Abschlag mit ihnen hat aber seinen Preis. Auch spezielle Turnierreisen gibt es in Hülle und Fülle - der Pokal für die heimatliche Vitrine ist im Pauschalpreis inbegriffen. Gestiegen ist auch die Nachfrage nach Golf plus Fitness sowie nach kombinierten Golf-Städte-Reisen. Zu den exotischen Angeboten gehört das "Helikopter-Golf", das bei einem hessischen Veranstalter das Programm ziert. Bei diesen Touren für "Leute mit wenig Zeit und ein bißchen mehr Geld in der Tasche" bringt ein Hubschrauber Spieler samt Schläger an der Cote d'Azur von Platz zu Platz. Noch Exquisiteres bietet ein Hamburger Spezialveranstalter: Die 80 Plätze für die erste Golf-Weltumrundung in diesem Jahr mit der Concorde waren innerhalb von nur sechs Wochen ausverkauft. Wer 1998 vom 11. Januar bis zum 1. Februar mit dabei sein möchte und rund 63 000 Mark ausgeben will, kann noch mit dabei sein. Derselbe Veranstalter wirbt bereits jetzt mit einer "Jahrtausend-Golftour" und dem Versprechen, "diese einmalige Silvesterfeier 1999 ins neue Jahrtausend sage-und-schreibe doppelt zu feiern". Golfreisen mit Bridge-Einlagen, die auf der Stuttgarter Fachmesse für Golftouristik angeboten wurden, klingen dagegen fast ein wenig fade. |
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