Internet bringt
Reisebranche
frischen Wind

Mehr Wettbewerb und neue Mitspieler

Die Verbreitung des Computernetzes Internet wird die Reisebranche "revolutionär verändern". "Es wird mehr Wettbewerb und neue Mitspieler geben", sagte der Veranstalter des Kongresses "Elektronik in der Touristik", Prof. Horst Frank (Worms), auf der Internationalen Tourismus-Börse Berlin in einem dpa-Gespräch. Zwar sei die Touristik schon lange "hoch elektronisiert". Erst seit kurzem könnten sich die Verbraucher aber über Online-Dienste direkt informieren und zum Beispiel auch Reisen buchen. "Das Informationsmonopol der Reisemittler bricht langsam weg."

Derzeit buchten Reisende weltweit noch weniger als ein Prozent des gesamten Umsatzvolumens in der Touristik über Internet. "Die Bereitschaft, elektronisch zu buchen, ist aber durchaus da und wird beachtliche Umfänge erreichen", prognostizierte Frank. Schon jetzt zeichne sich ab: Beim Buchen von Flug- oder Bahntickets sei die Hemmschwelle deutlich niedriger als bei der Pauschalreise. Nach den Worten von Frank werden vor allem Geschäftsreisende ihre Reservierungen immer stärker online erledigen.

"Bei der Buchung der Pauschalreise über Internet gibt es eine extrem große Zurückhaltung. Allerdings ist das Informationsbedürfnis sehr groß." Enorm hilfreich sei das Netz für Individualreisende, die bisher an Informationen beispielsweise über Zielorte und Hotels nur mühsam herankamen. "Das Internet bietet die Möglichkeit, vereinfacht Preise zu vergleichen", sagte Frank. Dies könnte bei den Veranstaltern zu einem härteren Preiswettbewerb führen.

Mit den Online-Diensten könnten in der Reisebranche auch die Karten zwischen kleinen und großen Anbietern neu gemischt werden. "Das Schöne ist, daß die Technologie sehr billig ist. Das ist ein Bereich, in dem Kapitalkraft nicht automatisch ein Wettbewerbsvorteil ist." So ermögliche das Internet auch einem kleinen Zielgebiet wie beispielsweise Slowenien, sich weltweit darzustellen. Allerdings täten dies die meisten Regionen noch nicht. "Dazu muß erst einmal die Technik in den Haushalten da sein." Bislang sei das Internet in Deutschland schwach verbreitet. Nach einer Erhebung vom Januar hätten in den USA im Schnitt 38 von 1 000 Einwohnern eine Internetadresse, in Deutschland nur acht.

Kleine Unternehmen der Reisebranche bräuchten allerdings "sehr kreative Produkte", um konkurrenzfähig zu sein. "Die Großen haben noch die Chance, zehn Jahre Verluste zu schreiben. Ein Kleiner muß sofort schwarze Zahlen schreiben." Reisebüros seien von den Umwälzungen weniger bedroht als die Veranstalter. "Die Reisebüros können ihre Beratungsleistung und Erfahrung in die Waagschale werfen." Eine Gruppe von Verlierern steht nach Franks Ansicht sicher fest: "Die, die zu spät in die neue Technologie einsteigen." dpa

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© Nürnberger Nachrichten