Vom Paradies
in die Hölle

Im toskanischen Thermenhotel läßt sich Kur- und Kultururlaub gut verbinden

Von Eveline Krabec

Alles begann mit einem Sturz. Als in der Mitte des letzten Jahrhunderts ein Landarbeiter auf dem Besitz der adeligen Familie Giusti im toskanischen Monsummano in ein Loch fiel, ahnte noch niemand, daß dadurch die größte Grotte Europas entdeckt wurde.

Bereits drei Jahre später, im Jahr 1852, wurde aus dem Sommersitz der Familie Giusti ein Hotel mit Thermenbetrieb. Es stellte sich heraus, daß die Grotte von einer Thermalquelle erwärmt wird und das heiße, feuchte Klima den Menschen Linderung ihrer Gelenkschmerzen brachte.

Frühstück unter Fresken
Das Thermenhaus aus der damaligen Zeit steht heute noch. Das sich daran anschließende Hotel war bis vor 30 Jahren noch im Familienbesitz der Giustis. Es gehört jetzt einer Aktiengesellschaft, die das Haus umbauen und modernisieren ließ. Erhalten geblieben ist aber der frühere Wohnraum der Giustis, in dem jetzt Gästen das Frühstück serviert wird. Die Fresken, die dort das Deckengewölbe zieren, stammen noch aus dem 18. Jahrhundert.
Das „Grotta Giusti“, einziges Thermenhotel in der Toskana, hat 70 Zimmer, die im alten Teil des Hauses mit Antiquitäten ausgestattet sind. Die neueren Zimmer wurden mit modernen Möbeln eingerichtet. Alle klimatisierten Räume haben Fernseher (zwei deutsche Programme) und großzügige Bäder. Von 10 bis 17 Uhr fließt sogar Thermalwasser in die Badewannen. Das Hotel ist von März bis Ende November geöffnet und verwöhnt seine Gäste mit einer ausgezeichneten Küche.
Hotelgebäude und Thermenhaus liegen in einem weitläufigen Park mit sehr altem Baumbestand. In den wärmeren Monaten lädt ein Schwimmbad mit Poolbar zum Schwimmen und Relaxen ein. Für sportliche Gäste steht ein Tennisplatz und ein eineinhalb Kilometer langer, sanft ansteigender Fitneßpfad zur Verfügung.
Wenige Kilometer vom Hotel entfernt ist die 18-Loch-Golfanlage „Vecchia Pievaccia“, auf der Hotelgäste im März und November umsonst spielen können. In den anderen Monaten erhalten sie 60 Prozent Ermäßigung für das Greenfee. Sprachprobleme gibt es im Hotel nicht, da sich Antonella, die ausgezeichnet deutsch spricht, um die Gäste kümmert.
Das Vier-Sterne-Haus liegt am Ortsende von Monsummano Terme sehr ruhig abseits des Durchgangsverkehrs. Aus dem nahen, berühmteren Kurort Montecatini Terme kommen viele Gäste zum Grottenbesuch und den Kuranwendungen her. Im Laufe der letzten Jahrzehnte ist die Heilwirkung der Grotta Giusti von Medizinern und Naturwissenschaftlern immer wieder neu erforscht worden. Außer zur Entgiftung und Entschlackung wird die Heilbehandlung durch das Grotten-Dampfbad erfolgreich eingesetzt insbesondere bei Arthrose, Stoffwechselstörungen, Erkrankungen der Atemwege sowie bei der Rehabilitation nach Brüchen und Verletzungen.

Tropische Temperaturen
Im Thermenhaus steigt man hinab in die Grotte und landet zunächst im „Paradies“. So wird der vorderste Teil der Höhle genannt, weil dort die Temperatur angenehme 25 Grad beträgt. Nach kurzer Anpassung geht man weiter zum „Lago del Limbo“, dem Thermensee, der für die tropischen Temperaturen sorgt und türkisblau aus der Tiefe funkelt. Endstation ist dann die „Hölle“, in der man bei 34 Grad ins Schwitzen kommt. „Silencio – Ruhe bitte!“ steht auf Tafeln im Inferno, was für die italienischen Gäste die wahre Hölle bedeutet.
Fünf Ärzte überwachen sämtliche Anwendungen im Kurbetrieb. Im neu erbauten Anwendungstrakt des Hotels gibt es Fangobehandlungen, ozonhaltige Wannenbäder, Thermal-Bewegungsbad und Inhalationsräume. Bei allen Anwendungen wird das kostbare Wasser aus der Tiefe der Erde verwendet. Deutsche Krankenkassen erkennen diese Leistungen an und geben die üblichen Zuschüsse. Seit fünf Jahren gibt es auch eine Beauty-Abteilung im Hotel. Ärzte haben verschiedene Schönheitsprogramme ausgearbeitet, die neben Thermalanwendungen auch Gesichtsbehandlungen, Massagen und Drucktherapien beinhalten.
Das „Freizeitprogramm“ neben der Kur hat es in sich. Die toskanischen Kunstzentren Florenz, Pisas und Lucca sind in weniger als einer Stunde erreichbar. Fast in der Nachbarschaft liegt das Städtchen Pistoia. Dort kann man im „Caffe Valiani“, einer ehemaligen, mit alten Fresken geschmückten Taufkirche, einen Capuccino genießen.
Hotel Grotta Giusti Terme, Via Grotta Giusti 171, I-51015 Monsummano Terme. Das Doppelzimmer mit Halbpension kostet pro Person und Tag ab 138 Mark. Kurprogramme, jeweils sechs Behandlungstage, sind ab 960 Mark zu buchen bei Touristik-Service Renate Drescher, Marienstraße 18, 80331 München; Tel. 089/22 24 88.

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