Nostalgie auf
allen Meeren


Auf der Howaldtswerke-Deutsche Werft AG (HDW) in Kiel wird unter der Baunummer 328 Tag und Nacht an einem neuen Kreuzfahrtschiff gehämmert, genietet, geschweißt. Der Stapellauf ist für Mitte Januar 1998 vorgesehen. Am 11. Mai soll es dann auf den traditionsreichen Namen „Deutschland“ getauft werden.

Neben den immer größer werdenden Schiffen, die bis zu 3500 Passagiere befördern können, hat dieser Neubau eher bescheidene Ausmaße. Die „Deutschland“ (BRZ: ca. 22 400) bietet bei einer Länge von 175 und einer Breite von 23 Metern in 300 Kabinen (davon 226 außen) Platz für 620 zahlende Gäste.

Das Schiff, so versprach Vertragsreeder Peter Deilmann anläßlich der Kiellegung vor einem Jahr, „soll Leben verheißen in einem Rahmen, der höchsten Ansprüchen für den deutschen Passagier Rechnung trägt, ihm auf den weltweiten Fahrstrecken ein Zuhause sein mit einer Mannschaft, die die deutsche Sprache spricht und zur Dienstleistung das richtige Verhältnis hat“.

Ausgesprochen elegant

Bereits erste Zeichnungen ließen das neue 5-Sterne-Flaggschiff der Neustädter Reederei Deilmann als ausgesprochen elegantes Schiff mit nostalgischem Flair erscheinen. Nicht nur die äußere Erscheinungsform erinnert an die „Goldenen Zwanziger“. Auch die Inneneinrichtung mit ihren Jugendstilelementen spiegelt das Lebensgefühl dieser Epoche wider. Die Schiffssicherheit aber setzt der Nostalgie Grenzen. Will heißen: auf der „Deutschland“ fährt man mit modernster Technik am Ende des 20. Jahrhunderts im Stil der zwanziger und dreißiger Jahre zur See.

Die Kabinen, ausgestattet wie ein Grandhotel der 20er sind zwischen 12,5 und 35 Quadratmeter groß.

Drei Restaurants

Auf einen riesigen Speisesaal wurde bewußt verzichtet. Die Passagiere können zwischen drei Restaurants wählen. Im exklusiven „Berlin“ auf Deck 6 mit 300 Plätzen erwartet sie ein mehrgängiges Menü. Gleichzeitig werden im „Vierjahreszeiten“ (132 Plätze) Spezialitäten à la carte serviert. Buffet-Liebhaber finden ihren Platz im „Lido“ (104 Plätze) auf Deck 9. Elegante Lounges, Cafés und exklusive kleine Bars laden vor und nach dem Dinner zu zwangloser Geselligkeit ein. Ein anspruchsvolles Unterhaltungsprogramm wird in dem über zwei Decks reichenden Kaiser-Saal angeboten.

Wer den kulinarischen Köstlichkeiten nicht widerstehen konnte, hat ausreichend Gelegenheit, die angefutterten Fettpölsterchen auf angenehme Weise wieder loszuwerden. Wie wäre es mit ein paar Runden im Innenschwimmbad oder im Meerwasser-Außenpool? Dazu locken Sauna, Solarium, Massage und ein Sportzentrum auf dem Deutschland-Deck. Auch eine Dialyse-Station gehört zur Ausstattung.

Immo von Schnurbein wird der erste „Master“ auf der neuen „Deutschland“. Der 59jährige Kapitän steht derzeit abwechselnd auf der Brücke des Traumschiffes „Berlin“ oder führt den Großsegler „Lili Marleen“ über die Weltmeere.

Nach Werftprobe- und Repräsentationsfahrten wird die „Deutschland“ voraussichtlich am 16. Mai in Kiel die Anker lichten und zu ihrer Jungfernfahrt auslaufen. Ziel sind die norwegischen Fjorde. Es folgen Kreuzfahrten in der Ostsee, im Nordmeer und im Herbst im Mittelmeer. Am 11. November 1998 beginnt in Santa Cruz auf Teneriffa die erste Weltreise des Nostalgieschiffes. In 164 Tagen werden 80 Häfen angelaufen. Die ersten Buchungen liegen bereits vor.

BERND-UWE SCHINZEL

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