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Mauritius - Tropeninsel im Indischen Ozean Von Christiane Klatte Der vor 150 Jahren etwas peinliche Fehldruck einer Briefmarke, die heute fast unbezahlbar ist, machte die Insel Mauritius weltberühmt. Von der "Blauen Mauritius" und ihrer roten Variante gibt es weltweit nur noch wenige Exemplare. Erschwinglicher, wenn auch nicht gerade billig, ist ein Urlaub auf der Insel im Indischen Ozean.
Viele Urlauber verlassen denn auch kaum ihren goldenen Ferienkäfig, genießen das Bad im wohltemperierten Indischen Ozean, die Sega-Show am Abend mit ihren aufreizenden Tänzen und lassen sich verwöhnen von einem freundlichen Hotelpersonal aller Hautschattierungen. Mauritius kokettiert gerne mit Begriffen wie "Paradies der Rassen" oder "kosmopolitische Insel unter der Sonne". Zwar sind die Nachfahren der holländischen, französischen und britischen Eroberer, der schwarzen Sklaven, der indischen Kulis und der chinesischen Kaufleute im Laufe der Jahrhunderte zu einem faszinierenden Völkergemisch verschmolzen. Doch von einem engen Miteinander der reichen weißen Erben und ihrer kreolischen Verwandtschaft in den Wellblechhäuschen kann sicherlich keine Rede sein, eher von einem toleranten Miteinander. Wer hier paradiesische Zustände erwartet, kommt viel zu spät. Sie waren endgültig vorbei, als die europäischen Seefahrer die Insel im 16. Jahrhundert entdeckten, den Tropenwald mit begehrlichen Blicken nach Ebenholz, Mahagoni und Teak durchstreiften und abholzten, was sich nur irgendwie in ihrem Schiffsbauch stapeln ließ. Auch Dodo, der friedlichste aller Vögel, blieb dabei auf der Strecke. Fett, arglos und nicht einmal fähig zu fliegen, lief er den hungrigen Seeleuten ohne große Umstände in den Suppentopf und wurde als Proviant für die Heimreise mit an Bord genommen. Seit 300 Jahren gilt der Dodo als ausgerottet. Heute ziert der komische Vogel nur noch das Wappen des seit 1968 selbständigen kleinsten afrikanischen Staates, außerdem T-Shirts, Schlüsselanhänger und allerlei anderen touristischen Schnickschnack. Sehr zimperlich sind die alten Machthaber also nicht gerade mit Flora und Fauna umgegangen. Nachdem der Tropenwald in weiten Teilen der Insel ausgeplündert war, entdeckten die Holländer eine neue lukrative Einnahmequelle: Zuckerrohr. 90 Prozent des bebaubaren fruchtbaren Bodens sind heute mit Zuckerrohrfeldern bedeckt. Die widerstandsfähigen Pflanzen haben den Vorteil, daß sie auch den verheerenden Windstärken eines Zyklons trotzen können. Und der wirft sein bedrohliches "Auge" von Mitte Dezember bis Anfang April gar nicht so selten auf Mauritius. Wie idyllisch die Insel mit ihren markanten erloschenen Vulkanen als Bergkulisse einmal gewesen sein muß, ahnt man bei einer Fahrt in den Süden. Auf dem Weg zur Hochebene der Plaine Champagne faszinieren dichte Wälder mit exotischen Baumriesen, tiefe Schluchten und Wasserfälle. Friedliche Stille liegt über dem Kratersee Grand Bassin, dem heiligen See der Hindus. Weltversunken beten Gläubige im Tempel ihren Gott Shiva an. Am Seeufer treiben Blüten und Früchte als Opfergaben im seichten Wasser.
Sonntags flanieren die Mauritier feingemacht durch das kunstvolle schmiedeeiserne Portal, das bei der Weltausstellung 1862 in Paris den ersten Preis gewann, und nehmen stolz Besitz von ihrem Park. Und wenn man die Menschen anschaut, wie sie unterschiedlicher nicht sein können, wie sie vergnügt im Schatten eines riesigen Affenbrotbaums miteinander reden und lachen, dann kommt einem der Garten von Pamplemousses auf einmal vor wie eine Arche Noah vieler Rassen. Gedanken, die im quirligen Port Louis schnell wieder verflogen sind. Geschäftig und schnellebig präsentiert sich die Inselhauptstadt. Vor der Markthalle strecken Bettler die Hand aus und bitten um ein Almosen, aber kaum jemand sieht hin - wie überall auf der Welt. Die Touristen atmen auf dem Obst- und Gemüsemarkt verzückt alle Gerüche des Orients ein, wühlen ein paar Stände weiter in T-Shirts, Tischdecken und Tüchern und fahren vielleicht noch schnell hinauf zum Fort Adelaide. Die Bastion war 1834 von den Briten gegen mögliche rebellische französische Siedler gebaut worden. Doch von hier aus fiel zum Glück nie ein Schuß. Um so mehr genießt man den Blick auf die Stadt mit ihren Moscheen, Hindu-Tempeln, Kirchen und dem Hafen. Aber lange halten sich die meisten dort oben nicht auf. Schließlich locken Strand oder Golfplatz, die Pferde warten schon in ihren Boxen auf den Ausritt am Meer entlang, die Freunde wollen zum Segeln oder Hochseefischen, und auch für den ersten Drink an der Hotelbar wird es allmählich Zeit. Die Information Mauritius gilt als Ganzjahresziel. Hochsaison und damit auch teuerste Reisezeit ist der mauritische Sommer zwischen Dezember und März. Dann klettern die Temperaturen oft auf über 30 Grad. Allerdings regnet es häufiger, und es besteht die Gefahr von Zyklonen. Auch in den übrigen Monaten ist es meist angenehm warm und sonnig mit Temperaturen um mindestens 20 Grad. Deutsche Urlauber benötigen bei der Einreise einen Paß, der noch drei Monate gültig sein muß. Impfungen sind nicht erforderlich. Außer Condor und British Airways fliegt Air Mauritius mehrmals wöchentlich ab München und Frankfurt. Flugzeit: etwa elf Stunden. Viele Reiseveranstalter bieten die Insel in ihren Katalogen als exklusives Sonnenziel an. Preisbeispiel: Im Maritim Hotel Mauritius kostet ein zweiwöchiger Urlaub in der Zeit von April bis Ende August pro Person ab 4145 Mark. Im Preis enthalten sind 14 Übernachtungen, Halbpension und Flug mit der Condor ab Frankfurt. Informationen: Maritim-Hotelreisedienst, Herforder Straße 2, 32105 Bad Salzuflen, Tel. 0 52 22/95 33 50. Weitere Auskünfte beim Mauritius-Informationsbüro, Am Mühlberg 32, 61273 Wehrheim/Ts., Tel. 0 60 81/98 1440-41, Fax 98 04 67. |
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