Logieren wie
im Film
Hollywood-Pracht im
Berliner Hotel Four
Seasons am Gendarmenmarkt
Von Ursula Persak
ET. A. Hoffmann, der Dichter, und Ludwig
Devrient, der Schauspieler, waren Stammgäste. In den
Gewölben des Weinhauses Lutter & Wegner an der
Berliner Charlottenstraße 49 sollen sie sich des
öfteren dem Trunke ergeben haben. Episoden, die später
als Vorlage dienten für Jacques Offenbachs
Hoffmann's Erzählungen. Ein Haus weiter
wohnte Carl Gotthard Langhans, der das Brandenburger Tor
errichtete. Berühmte Namen, bessere Zeiten?
Heutzutage steigen an der nämlichen
Adresse zwar auch wieder Künstler und Geldadel ab, doch
nichts ist mehr so, wie es einst war. Im Oktober vorigen
Jahres eröffnete am Gendarmenmarkt im Herzen der
Hauptstadt das Four Seasons. Das Hotel der
Fünf-Sterne-Kette in Berlin-Mitte verfügt über eine
exquisite Lage mit Blick auf einen der schönsten Plätze
der Stadt. Im Schatten des Deutschen und Französischen
Doms und in unmittelbarer Nachbarschaft zum Konzerthaus
sind die steingewordenen Zeugen der Historie auf einen
Blick zu besichtigen.
Als Hollywoodstar Bruce Willis hier
wohnte, genoß er jedoch mehr den Auftritt seiner Fans,
die den VIP entdeckt hatten. Manchmal tut ein bißchen
Rummel gut. Dirigent Justus Frantz machte die
Namensgleichheit zweier Nobelherbergen zu schaffen. Er
logierte kürzlich in dem von Karl Lagerfeld
ausgestatteten Vier Jahreszeiten im Grunewald
und erklärte augenzwinkernd, er sei einer
Verwechslung erlegen.
Das Four Seasons errichtete
der Berliner Architekt Joseph Kleihues zu Beginn der 90er
Jahre auf den Grundmauern des historischen Weinhauses
Lutter & Wegner, das im Krieg zerstört wurde. Ein
nach außen sachlicher Natursteinbau, dessen Material mit
dem Sandstein des historischen Gebäude-Ensembles auf dem
Gendarmenmarkt korrespondieren soll. Wer sich bei der
Reservierung rechtzeitig die Zimmer mit Aussicht
vormerken läßt, hat die Dome im Blickfeld. Wer ohne
konkrete Buchungswünsche anreist, muß beim
augenblicklichen Bauboom in Berlin freilich damit
rechnen, Baugruben und Container zu sehen.
Über die temporäre Unbill mag manchen
die üppige räumliche Ausstattung des 204-Zimmer-Hauses
hinwegtrösten. Der Bostoner Innenarchitekt Frank
Nicholson gab sich kühner amerikanischer Schwelgerei in
Pastell hin. Apricot, mattes Gelb und lindes Grün finden
sich im Tapetenmuster, den reichlich verwendeten
Bezugsstoffen, im Velour der Böden und in der
Rüschenpracht der Gardinen. Assoziationen zum
Hollywood-Kino der 40er Jahre werden wach.
Wer den Kontrast aus kühler
Zweckmäßigkeit des Hauses und pompöser Fülle der
Dekoration mag, und überdies im Herzen Berlins
untergebracht sein möchte, kommt derzeit in den Genuß
eines Sommer-Arrangements. Vom 26. Juni bis 28. August
kostet eine Übernachtung in dem Fünf-Sterne-Haus im
Einzel- bzw. Doppelzimmer 295 Mark. Für einen Zuschlag
von 200 Mark pro Nacht kann eine der Suiten gemietet
werden.
Hotel Four Seasons Berlin,
Charlottenstraße 49, 10117 Berlin. Tel. Nr. 0 30 -
2 03 38; Fax: 0 30 - 20 33 60 09
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