Mit dem
Nachwuchs in die TiefeTauchferien
an der türkischen Riviera
Von Joachim Hauck
Vor 20 Jahren noch war Tauchen eine Sache für
ein paar ganz Mutige. Inzwischen ist es, dank moderner,
kinderleicht zu handhabender Technik, nicht nur ein
sicherer, sondern auch zunehmend beliebter Sport
geworden: Etwa 100000 Sporttaucher gibt es allein in
der Bundesrepublik, jährlich kommen tausende hinzu. In
immer mehr Urlaubsorten gehört Tauchen zum Sportangebot,
viele Hotels bieten eine Tauchausbildung an sogar
schon für Kinder.
Jedes Jahr die gleiche Debatte: Wohin
fährt der familienbewußte Taucher mit Frau und Kindern
in den schönsten Wochen des Jahres? Mama, eine
leidenschaftliche Nicht-Taucherin, mag nicht den ganzen
Tag bloß am Strand liegen und geduldig auf das
Wiederauftauchen des Gatten warten, sondern was
unternehmen; die Kinder meutern gegen endlos lange
Flugreisen, verweigern ungewohntes Essen und motzen, wenn
vor Ort nicht genug Spielgefährten zur Stelle sind. Und
Papa? Klar, der will trotz allem unter Wasser.
In vielen Hotels, so im IFA-Beach-Hotel
im südtürkischen Tekirova/Antalya, sind solch
unterschiedliche Interessen durchaus unter einen Hut zu
bringen. Kurze Flug- und Transferzeiten (ab Nürnberg
Flughafen bis Hotel etwa fünf Stunden), Kinderbetreuung,
viel Unterhaltung und Sport machen ein Haus für Familien
attraktiv und Taucher haben es bis zur Tauchbasis
Azur gerade mal 50 Meter weit. Gute 20
Minuten tuckert von dort das Tauchboot zu den Drei Inseln
vor Tekirova. Zwar ist der Fischreichtum, wie überall im
Mittelmeer, nicht gerade karibisch; doch einige dicke
Zackenbarsche, glitzernde Sardinenschwärme, dazu
Drücker und Papageienfische machen den Abstieg schon
recht kurzweilig. Dafür ist die Unterwasserlandschaft
schlicht phantastisch: Steilwände, wirre
Felsformationen, Überhänge, Tunnels und
prächtige, nicht schwierig zu betauchende Höhlen.
Eine davon, die große
Tropfsteinhöhle, ist unser erstes Ziel. Einstieg bei
etwa zehn Meter Wassertiefe, ein paar Windungen durch
eine gut passierbare Felsspalte hinauf, auftauchen,
Lungenautomat heraus und staunen: Mächtige
Stalaktiten, stimmungsvolles Licht; erst einmal
Schweigen, dann viele Aaahs und
Ooohs und eine kurze Debatte, ob die
Tropfsteine nun 100 000 oder doch erst 50 000
Jahre alt sind. Zehn Minuten lang fachsimpeln wir,
tauchen wieder hinaus ins sonnendurchflutete Blauwasser.
Klammheimlich freuen wir uns, daß die Drei Inseln in der
Antike ein sperriges Schiffahrtshindernis gewesen sind,
das so manchem Kapitän zum Verhängnis wurde: Alte
Anker, jede Menge Tonscherben und manchmal erstaunlich
guterhaltene Amphoren säumen den Weg zurück zum Boot.
Zwei bis viermal pro Tag legt das
Tauchboot ab, zu acht verschiedenen Plätzen an den Drei
Inseln oder zum Wrack der Paris, eines vor
Kemer versenkten französischen Kriegsschiffs. Größeres
Taucher-Gedrängel unter Wasser ist selten, die acht
Tauchlehrer und -guides sorgen für kleine Gruppen, und
für Fortgeschrittene haben die Basischefs Eric Thiery
und Stefan Wixmerten ein pfiffiges Extra parat:
Maßstabgetreue Riffmodelle und Unterwasserkarten, die
die Orientierung kin derleicht machen. Mit Oswald aus
Innsbruck und Stefan aus Nürnberg gehe ich fortan auf
die Pirsch, ungestört und ohne Hektik. Die Muränen, die
wir aufstöbern, zählen wir bald nicht mehr, selbst
Schildkröten, Zitterrochen und Flughähne kommen uns vor
die Maske. An guten Tagen beobachten wir Barrakudas bei
der Jagd, lassen endlose Schwärme von Geißbrassen und
Mönchsfischlein an uns vorüberziehen.
Zwar können Frau und Kinder das nicht alles
miterleben, doch dabei sein dürfen sie schon als
willkommene Mitfahrer auf dem Boot oder als Schnorchler:
Das Azur-Team gibt Schnorchelkurse und kostenlose
Schnupper-Tauchkurse, bindet die Familie gezielt in den
rundum professionellen Basisbetrieb ein. Bald sind auch
unsere Söhne Philip (10) und Alexander (4) mit von der
Partie; der Kleinste nuckelt bei der Bootsfahrt
probeweise schon an meinem Lungenautomaten, der
Zehnjährige beschließt gar, ab sofort selbst zu tauchen
was skeptische Kommentare der Mutter, aber helle
Freude beim Vater auslöst.
Den Schnorchelkurs hat er schnell
abgeschlossen, mit seinem Freund und Namensvetter Philip,
der gleichaltrigen Maja und der elfjährigen Corinna will
unser Großer auch noch den Poolkurs für Kinder machen.
Fünf-Liter-Flaschen, Lungenautomaten, Jackets und
Anzüge für Kinder sind vorhanden mit Stefan und
der Tauchlehrerin Ute auch zwei Betreuer mit Engelsgeduld
und viel Einfühlungsvermögen. Ohne Murren büffeln die
Youngsters neben den Erwachsenen Tauchtheorie, üben
Ausrüsten und Druckausgleich, verständigen sich auch an
der Oberfläche bald nur noch mit Unterwasserzeichen. Im
flachen Pool drehen sie ihre ersten Runden, albern
zwischen Reifen und Unterwasserspiegeln herum
Unbehagen oder gar Angst plagen sie offensichtlich nicht.
Als sie später, im drei Meter tiefen Becken,
Wechselatmung und Maske ausblasen üben, kichern sie nur
noch über die doofen Alten, die sich dabei so
ungeschickt anstellen.
Nach drei Tagen schließlich der große
Moment: Kinder und Eltern dürfen mit Ute und Stefan ins
Freiwasser! Maximal vier Meter tief blubbern wir vom Ufer
Hand in Hand zum Unterwasserparcours, tauchen durch
große Autoreifen, nehmen eine Luftdusche in einem
riesigen Plastikfaß und kitzeln unter einigen Steinen
einen putzigen Octopus heraus. Daß sich die Kleinen
sichtlich wohl fühlen, die wichtigsten Zeichen und
Techniken unter Wasser schon gut drauf haben, läßt
Vaterherzen höher schlagen und die Kinder von
ausgedehnteren Tauchgängen mit den Großen träumen.
Zum Abschluß gibt es sogar eine
Auszeichnung. Das Zertifikat geprüfter
Pool-Taucher kommt zwar in der internationalen
Brevetierung nicht vor, aber die Urkunde macht optisch
was her. Und mögen die Erwachsenen bei Eric noch so
viele Grund-, Bronze- und Silberscheine, Sonderbrevets
und Extrakurse abgeschlossen haben bei der
abendlichen Zertifikatsverteilung vor allen Hotelgästen
sind die beiden Philips, Maja und Corinna die
unbestrittenen Stars.
Da wird dann selbst die nicht-tauchende
Mutter ein bißchen stolz . . .

10 Bootstauchgänge mit eigenem Equipment kosten bei
der Tauchschule Azur 445 Mark; Spezialkurse wie
Orientierung, Tauchrettung oder UW-Fotografie sind dort
ebenfalls möglich; der Poolkurs speziell für Kinder
kostet 245 Mark. In der Regel können sämtliche Kurse
bequem in einer Woche absolviert werden.
Die Tauchbasis Azur ist erreichbar im IFA-Hotel (Fax
00 90-2 42 8 21 40 46);
Informationen gibt es auch in Deutschland unter der
Adresse: Im Hagenkamp 37a, 48282 Emsdetten (Tel. und Fax:
0 25 72-8 45 00. Das Azur-Angebot ist
auch im Internet abrufbar: http://www.osn.de/azur.
Buchungen: Das IFA-Beach-Hotel in Tekirova ist
buchbar direkt beim IFA-Reisebüro in 47051 Duisburg
(Tel. 02 03-9 92 76 60, Fax: 02 03-9
92 76 91 oder in den Büros folgender
Reiseveranstalter: AGNE, Air Marin, Kreutzer Touristik,
Meditur, NUR Touristik, Öger Tours, Plärrer Reisen,
TUI, Transair, Türktour Reisen.
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