Tunesiens
wilder Süden
Rundreise zu den Oasen, Salzseen und zu
den Höhlenwohnungen um Matmata Liegt hinter diesen
scheinbar endlosen Sanddünen eigentlich Libyen und wenn
ja, wie lange braucht das Dromedar wohl, bis es dort
ankommt? Zwar hat der Führer des Wüstenschiffs hoch und
heilig versichert, er werde das Tier nicht loslassen und
ganz sicher und langsam führen, aber im
Augenblick schleift die Leine im Sand. Der Plausch mit
Kollegen ist wichtiger, als die ängstliche Touristin.
Auf einer Tour durch die Oasen und Salzwüsten
Südtunesiens kommt man um einen Ausflug per Dromedar
kaum herum. Und tatsächlich ist so ein Ritt ein Erlebnis
für sich. Am Rande des Wüstendorfs Doux warten die
Karawanen, um die Touristen für eine Weile in die Wüste
zu entführen. Alles ist professionell organisiert.
Trotzdem ist so mancher froh, wenn er sein schwankendes
Reittier wieder gegen einen gut gepolsterten Sitz im Auto
oder Bus tauschen kann.
Mit Chauffeur
Mietwagen sind in Tunesien relativ teuer und meist
nicht wüstentauglich. Allradbetriebene Jeeps kann man
grundsätzlich nur mit Fahrer mieten. Aber der weiß
meist recht gut über alles mögliche am Rand der Piste
Bescheid. Wenn sich mehrere Personen die Kosten teilen,
ist eine Woche mit Chauffeur durchaus
erschwinglich.
Natürlich bieten auch viele
Reiseveranstalter solche Touren an. Immerhin sind die
überwiegende Anzahl der knapp vier Millionen
Sonnenhungrigen Pauschalurlauber. Doch das
nordafrikanische Land mit dem mediterranen Flair bietet
auch Raum und Möglichkeiten für Individualreisende. Wer
ohne feste Gruppe unterwegs ist, sollte allerdings
zumindest ein wenig französisch sprechen.
Eine Rundreise durch Tunesien empfiehlt
sich im Frühjahr oder Herbst. Die Tagestemperaturen
liegen dann bei eher angenehmen 25 Grad. Günstige
Charterflüge machen diese Zeiten zusätzlich attraktiv.
Guter Ausgangspunkt für einen Ausflug
zu Oasen, Salzwüsten und Bergdörfern ist das an der
Ostküste gelegene Monastir, nicht zuetzt wegen seiner
Hotels unterschiedlichster Kategorien.
Gut und günstig kommt man auch mit der
Eisenbahn durchs Land. Die staatliche SNEFT (Société
Nationale des Chemins de Fer Tunesien) hat
unterschiedliche, preisgünstige Möglichkeiten im
Angebot, beispielsweise ein Wochen-Ticket, das auch zum
Eintritt in alle Museen berechtigt. Selbst die Waggons
der 2. Klasse sind erstaunlich bequem.
Ob per Bahn oder Auto, einen Ausflug
nach El Djem sollte man sich nicht entgehen lassen. Das
zur Zeit Cäsars erbaute Amphitheater ist das
drittgrößte der römischen Welt. Hinter El Djem oder
Sfax beginnt die eigentliche Tour in die Wüste, die sich
europäischen Augen zunächst eher als weite Steppe
darbietet.
Überhaupt räumt ein
solcher Ausflug mit gängigen Klischees auf. Wer sich
unter einer Oase ein paar malerische Palmen mitten im
Wüstensand vorgestellt hat, wird spätestens in Tozeur,
einer der größten Oasen Tunesiens, eines Besseren
belehrt. Mehr als eine halbe Million Dattelpalmen umgeben
das kleine Städtchen, in dem es immerhin 6000 Betten
für Touristen gibt. Sehenswert ist auch die alte Stadt,
Bled el-Hader, ein lebendiges Gewirr von Gassen und
Innenhöfen.
Hirngespinste
200 Kilometer lang und 70 Kilometer breit ist der Chott
el Djerid, der große Salzsee, der Tunesien in zwei
Hälften teilt. Schon Karl May hat ihn anschaulich
beschrieben. An seiner schmalsten Stelle verbindet eine
Asphaltstraße Tozeur mit Kebili. Flirrende
Luftspiegelungen am Horizont gaukeln Palmen und Seen vor.
Angenehm kühl ist es in
den Höhlenwohnungen in den Bergen um Matmata. Die in den
Lehm gegrabenen Wohnstätten sind mindestens so gut
klimatisiert wie ein Hotelzimmer mit Air-Condition. 450
davon werden noch immer bewohnt. Wer sich selbst von der
Qualität der Wohnungen überzeugen möchte: Einige sind
zu preiswerten Hotels mit einfachen Zimmern
umfunktioniert worden.
Zur Erholung von der
Wüstentour empfehlen sich aber eher die Hotelanlagen an
der Küste oder auf Djerba. Dort kann man mit
allem Komfort noch ein bißchen die Seele baumeln
lassen, bevor das Flugzeug wieder Richtung Heimat
startet. RENATE MÜNZ
Reise-Information
EU-Bürger
benötigen zur Einreise einen gültigen Reisepaß oder
Personalausweis. Impfungen sind nicht notwendig.
Landeswährung ist
der Tunesische Dinar (TD), 0,65 TD sind etwa eine Mark.
Die Ein- und Ausfuhr von TD ist verboten; Tausch und
Rücktausch gegen Wechselbeleg beispielsweise am
Flughafen. Banken und viele Hotels akzeptieren
Euroschecks und Kreditkarten.
Der Charterflug
nach Tunesien kostet zwischen 449 und 649 Mark
(Hochsaison), Zielflughafen Monastir. Sieben Tage
Jeep-Tour mit Vollpension werden beispielsweise von LTU
für 1109 Mark (inklusive Flug) beziehungsweise 570 Mark
(ohne Flug) angeboten. Der Aufenthalt in einem
Strandhotel kostet um die 50 Mark (Halbpension).
Leihwagen sind
für ca. 70 Mark pro Tag zu haben. Die Bahn bietet
Tickets für unbeschränkte Benutzung des Streckennetzes
für ein, zwei oder drei Wochen für 19,5, 39 und 58,5 TD
in der 2. Klasse. Die Museums-Bahnkarte
kostet 28 TD (Gültigkeit eine Woche, freier Eintritt in
alle Museen).
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