Im Tal der Heiligen

Das Südtiroler Ultental bietet kulinarischen Pistenspaß bis ins Frühjahr

Von Eveline Krabec

Das Ultental ist eines der ursprünglichsten Gebirgstäler Südtirols. Aus dem Talkessel bei Meran windet sich die Straße hoch hinauf in das wildromantische, etwa vierzig Kilometer lange Tal mit seinen Dörfern St. Pankraz, St. Walburg, St. Nikolaus und schließlich St. Gertraud, das am Ende des Hochtals zu Füßen des mächtigen Gletschermassivs der Ortlergruppe liegt.

Wie im Heimatfilm

Daß es im „Tal der Heiligen“ auch streng katholisch zugeht, mußte schon Bismarck erfahren, als er 1840 dort Urlaub machte und sich in eine Wirtstochter verliebte. Die Liebschaft war bald aus, denn eine Heirat mit einem Nichtkatholiken wäre undenkbar gewesen. Tief verwurzelt sind die Bewohner des Ultentals heute noch mit ihrer bäuerlichen Kultur, die durch Jahrhunderte das Bild ihrer Heimat geprägt hat. Nirgendwo sonst sieht man an steilen Hängen noch so viele Berghöfe mit Wassermühlen, Wegkreuzen und Kapellen, mit alten Holzzäunen und Schindeldächern, deren Erhaltung besonders gepflegt wird. Nicht umsonst gilt das Ultental als das „Freilichtmuseum Südtirols“, kommt man sich doch ein bißchen wie in einem Heimatfilm vor.

Der Ultener Wintersport spielt sich in erster Linie auf der schneesicheren und sonnigen Schwemmalm ab. Das durchweg familienfreundliche kleine Skigebiet liegt zwischen 1620 und 2560 Meter hoch und erstreckt sich auf breit angelegten Pisten. Besonders schön zu fahren sind die drei Varianten der „Mandelpiste“, von der man einen herrlichen Blick auf den Stausee hat. Die beste Aussicht bietet die Bergstation Muteck auf die Südtiroler Bergwelt bis hin zu den Dolomiten. Wenn sich im Frühjahr im Tal die Krokuswiesen in blühende Teppiche verwandeln, sorgen Beschneiungsanlagen dafür, daß der Skispaß bis ins späte Frühjahr dauert.

Der große Skizirkus wird hier nie stattfinden und ist auch nicht geplant. Dank eines neuen Sesselliftes, der bis zur höchsten Erhebung des Skigebiets schaukelt, gibt es zehn Kilometer Abfahrten bei 1000 Metern Höhenunterschied. Auf der längsten Abfahrt ist man immerhin fünf Kilometer unterwegs. Die Stammgäste sind Genußskifahrer und Familien, die überfüllte Pisten mit Wartezeiten an Liften meiden wollen und Geschmack an der ausgezeichneten heimischen Küche finden. Der Lifteinstieg ins Skigebiet liegt nicht im Tal vor der Hoteltür; man braucht ein Auto oder muß den Skibus nehmen. Dafür bemüht man sich aber besonders um die Gäste, und Service, den man andernorts manchmal schmerzlich vermißt, wird hier großgeschrieben.

Für neue Wege im Tourismus abseits ausgetretener Pfade stehen vor allem das Hotel Gludererhof in St. Walburg und das Sporthotel Waltershof in St. Nikolaus. Beide Betriebe bieten abwechslungsreiche Wochenprogramme für ihre Gäste an: Da finden Schneewanderungen mit Picknick statt, Nachtrodel-Wettbewerbe, Weinproben, Kochkurse zum Thema „Ultener Spezialitäten“ oder Fackelwanderungen. Walter Hofer vom Waltershof hat eigens für seine Gäste in 2500 Meter Höhe eine Skibar errichtet. Ein Schleichweg, der von der üblichen Piste abzweigt, führt dorthin oder man folgt einfach dem Käse-Knoblauch-Duft, der in die frostige Nase steigt. Zweimal in der Woche kocht Walter Hofer hier in einer riesigen Pfanne leckere Nudelgerichte für seine Gäste, open air, im Schnee und schleppt alle Zutaten dafür – natürlich auch den Wein – aus dem Tal an. Viele schnallen die Skier dann nur noch einmal an: zur Abfahrt ins Tal.

Information: Spezielle Pauschalen während der weißen Wochen vom 3. Januar bis 7. Februar gibt es im Hotel Gludererhof, I-39016 St. Walburg/Ulten, ab 641 Mark. Der Preis beinhaltet sieben Übernachtungen mit Halbpension, 6-Tages-Skipaß und kostenlosen Zubringerdienst zur Talstation. Tel. 00 39/4 73/79 52 99. Im Hotel Waltershof, I-39010 St. Nikolaus, kosten die gleichen Lei stungen ab 937 Mark (Kinder bis sechs Jahre gratis, von 6 bis 12 Jahren 50 Prozent Ermäßigung); Tel. 00 39/4 73/79 01 44. Nicht-Skifahrer können mit Preisnachlaß rechnen. Für Langläufer, die das ganze Tal entlang eine Loipe finden, gibt es lukrative Pauschalen mit oder ohne Langlauf-Kurs.

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