Die
Behinderten strahlen viel Lebensfreude aus
Pleinfelder Hauptschüler
schildern ihre Eindrücke über eine Begegnung mit
Jugendlichen aus einer Klasse der Lebenshilfe WeißenburgIch konnte mir nicht vorstellen, was Behinderte
machen. Als sie zum ersten Mal kamen, war mir ziemlich
komisch im Bauch. Unsere Lehrerin sagte, wir sollen
abholen und in unser Klassenzimmer bringen. Ich wußte
gar nicht, was ich zu ihnen sagen konnte. Auf dem Weg ins
Klassenzimmer fingen die Behinderten einfach zum Reden
an. Da nahmen sie mir sofort die Hemmung. Sie sind total
lustig. Sie machen sehr viel Spaß mit. Man kann sich
auch gar nicht vorstellen, was sie alles können. Ich
konnte gar nicht glauben, daß sie überhaupt schreiben
können.
Meine Erfahrung ist jetzt, daß man
eine ganz falsche Vorstellung von Behinderten hat. Man
nimmt sie von vornherein nicht für voll. Sie werden
nicht einmal als richtige Menschen wahrgenommen. Jeder
Behinderte ist nicht gleich. Der eine ist geistig und der
andere körperlich behindert. Sie können ja gar nichts
dafür. Sie wollen genauso behandelt werden wie jeder
normale Mensch.
KATHRIN KRACH
Beim ersten Treffen war uns ganz
mulmig, weil wir die Jugendlichen und ihre Behinderungen
noch nicht kannten, aber bei einem Spiel stellten wir
viele Gemeinsamkeiten fest. Mit Erstaunen bemerkten wir,
daß die Jugendlichen trotz ihrer körperlichen
Behinderungen die gleichen Fußballclubs bevorzugen wie
die Jungen aus unserer Klasse. Aber auch die Mädchen
haben viele Gemeinsamkeiten, wie z. B. die
Musikrichtung oder die Fernsehserien. Die größten
Gemeinsamkeiten stellten wir jedoch beim Essen fest:
Jeder ißt gerne Pommes, Pizza und andere
Fast-food-Speisen.
Durch die Behinderungen gibt es aber
auch viele Unterschiede. Die Jugendlichen aus der
Lebenshilfe können nicht Fußball spielen, weil sie sich
nicht so gut bewegen können wie wir. Doch trotz dieses
Handycaps strahlen sie Lebensfreude und Fröhlichkeit
aus.
MICHAEL CHRISTIAN
Das Problem ist, daß oft Behinderte
von Normalen veräppelt werden. Daß eben
hintenrum gelacht wird, wenn einer körperlich behindert
ist, daß er nachgemacht wird. Manche Leute sind sich
nicht einmal genau im klaren, wie weh das den Behinderten
tut.
Wie unsere Klasse jetzt: Wir machen da
keine Späße mehr in Richtung behindert
sein. Es kann jedem passieren, daß er einen Unfall
hat und beide Füße amputiert werden müssen. Dann ist
man auch körperbehindert. Und deshalb schreiben wir auch
diesen Zeitungsartikel, um andere Klassen aufzurufen,
auch so was zu machen. Jeder einzelne kann da was tun,
und es macht auch noch Spaß! Also los, lest euch die
Berichte durch, und dann nichts wie los und ein eigenes
Projekt starten! Schneidet den Artikel einfach aus und
legt ihn euren Lehrern aufs Pult!
DENNIS BOCK
Ich hatte sehr viel Angst vor diesem
Treffen, viele Fragen bildeten sich in meinem Kopf: Muß
ich zu lachen anfangen oder wie soll ich mit den
behinderten Kindern umgehen? Tja, dann war es soweit, wir
warteten auf unsere Besucher. Gleich vom ersten Moment an
merkte ich, wieviel Freude sie hatten, uns zu sehen. Sie
waren so offen zu uns, vor allem Alexander. Er hat die
schwerste Behinderung aus seiner Gruppe, dennoch ist er
lustig und hat soviel Freude am Leben. Ich war sprachlos,
als ich sah, wie diese Kinder mit ihren Krankheiten
umgingen. Ich glaube, daß sich die Kinder für ganz
normal halten, und das ist auch gut so.
Von diesem Zeitpunkt an konnte ich
nicht mehr verstehen, wie Eltern ihre behinderten Kinder
verstoßen können. Diese Kinder sind so herzlich und
gehen immer auf andere Menschen zu. Vielleicht findet man
in einem behinderten Menschen einen besseren Freund als
in einem gesunden. Ich bin sehr froh, so viele neue
Freunde gefunden zu haben. Trotz allem weiß ich noch
immer keine Antworten auf meine Fragen: Warum sind wir
gesund und sie nicht? Wie kommen sie nur mit ihrer
Krankheit klar? Warum werden sie nicht in der
Gesellschaft akzeptiert?
CHRISTINE KASSAR
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