Sprung in
die Bühnenwelt
Die 19jährige Fanny
Ballenberger bekommt Engagement an der OperBis in die Puppen durch die Kneipen zu ziehen
ist für Fanny nicht drin. Sich lustvoll durch Berge von
Junkfood zu wühlen schon gar nicht. Abends tun der
Neunzehnjährigen die Knochen weh, ihre einzige Sehnsucht
gilt dem eigenen Bett und einer riesigen Portion Ruhe.
Tanzen ist ein harter Beruf und 14 Stunden-Tage sind
keine Seltenheit. Für Fanny Ballenberger hat sich die
Schufterei jetzt endlich ausgezahlt: Sie tanzt ab der
nächsten Saison in der Kompanie der Nürnberger Oper.
Fannys zweites Zuhause ist das
Ballettförderzentrum in der Gleißbühlstraße. Morgens
um acht Uhr packt sie im Umkleideraum ihre Schläppchen
aus, schlüpft in ihr Trikot und geht zum Unterricht: Mit
klassischem Training an der Ballettstange macht sie sich
warm, später steht moderner Tanz auf dem Programm.
Zwischendurch drücken Fanny und die übrigen 20
Tanzstudenten die Schulbank, um Knochenbau oder
Tanzgeschichte zu pauken. Oft verläßt Fanny die Schule
erst um zehn Uhr abends.
Die Nürnbergerin kam zum Ballett, weil
es beim Jazz-Tanz an der Haltung haperte. Ihre Lehrerin
verdonnerte sie glücklicherweise zu klassischem
Training. Da war Fanny schon dreizehn und eigentlich zu
alt für eine professionelle Karriere. Doch sie machte
Riesenfortschritte und ging bereits vier Jahre später an
die angesehene John Neumeier Schule nach Hamburg. Ihre
Schullaufbahn hing sie nach der mittleren Reife an den
Nagel. Ich bin nicht eines Morgens aufgewacht und
habe mir gesagt: Du wirst Tänzerin. Der Wunsch ist
langsam gewachsen, sagt Fanny.
Die Eltern sind ganz schön stolz auf
Fanny. Aber sie sehen auch, was ich in die Karriere
reingesteckt habe, erzählt die ehrgeizige
Tänzerin. Disziplin, kaum Freizeit und immer die
Blessuren und Bedürfnisse des Körpers im Kopf: Es gab
Freundschaften, die dem nicht standgehalten haben.
Aber man findet auch neue Freunde. Und
Leute, die ein Stück des eigenen Weges mitgehen: Die
junge Schottin Mikah Smillie hat zusammen mit Fanny den
Sprung an die Oper geschafft. Die 22jährige
Tanzpädagogin lebt erst seit einem halben Jahr in
Nürnberg. Mühsam paukt sie deutsche Vokabeln und ringt
mit der fränkischen Lebensart. Mikah ist froh, wenn sie
im Ballettförderzentrum ihre Schüler mit Pirouetten und
Sprüngen piesaken kann.
Bei der Arbeit ist sie ganz in ihrem
Element. Tanzen war immer ein Teil von mir,
sagt sie. Ich wäre nicht mehr ich selbst, wenn ich
aufhören müßte. Sie war gerade vier Jahre alt,
als sie in Glasgow das erste Mal in ein Tanztrikot
schlüpfte. Seitdem verbringt sie den größten Teil
ihres Lebens in Tanzsälen.
Ab und zu trainiert die Schottin mit
den Profis der Nürnberger Oper. Ihr Können fiel auf und
schneller als gedacht hatte sie den Einjahresvertrag in
der Tasche. Fanny und Mikah: Zwei junge Tänzerinnen, die
den Sprung auf die Bühnenbretter geschafft haben. Sie
haben noch viel vor, wollen das Publikum in vielen
Theatern begeistern. Der Anfang dazu ist gemacht. UTE MÖLLER
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