Hier
fühlen sich
auch müde Füße wohl
Das Gebäude einer ehemaligen Druckerei ist seit
Dezember vergangenen Jahres das Mekka für Tanzwütige
aus der ganzen Region: "Hier habe ich meinen Schatz
kennengelernt", verrät die 18jährige Silke aus
Lauf. Selbstverständlich gehört das "Kilian"
(Kilianstraße 108/110) schon deshalb an jedem Wochenende
zum Pflichtprogramm der Frischverliebten.
Das Publikum ist bunt gemischt, ausgeflipptes Outfit
aber eher selten. Sehen und gesehen werden, lautet die
Devise. Die Jungs haben ihre solariumgebräunten Bodys
fleißig gebuildet, die Mädels ihr bestes Make-up
aufgetragen.
Das Erlebnis "Kilian" beginnt sanft: Im
Eingangsbereich hat der Besucher die Wahl zwischen dem
Restaurant linker Hand, wo man bis in die späten
Nachtstunden mit Pizza oder Nudelgerichten den kleinen
Hunger zwischendurch stillen kann, und dem abgedunkelten
Bistrobereich mit mediterranem Flair auf der rechten
Seite.
Wem das zu ruhig ist, der kann sich in den Mittelpunkt
der Diskothek vorarbeiten. Auf der riesigen Tanzfläche
tobt der Bär. Wenn DJ Raphael, der hoch über den
Köpfen der tanzenden Menge thront, Pop-House mit
südamerikanischen Akzenten auflegt, kommt
Karnevalsstimmung auf.
Zwei lange Theken flankieren zu beiden Seiten die
Tanzfläche. Überdimensionale Kristalleuchter - eigens
aus Istanbul importiert - kontrastieren reizvoll mit der
asymmetrisch geschwungenen Decke. Verglaste
Kühlschränke offenbaren das reichhaltige
Getränkeangebot.
Vor allem Freunde des Gerstensafts kommen hier voll
auf ihre Kosten: 30 Biersorten hat das "Kilian"
im Repertoire, darunter Miller, Pilsner Urquell und
amerikanisches Budweiser. Doch auch die Auswahl an
Softdrinks und Cocktails ist nicht zu verachten.
Der Geheimtip liegt jedoch im hintersten Bereich der
Halle. In einer weiteren, kleinen Disco tanzt die
jüngere Raver-Generation zwischen Nebelschwaden auf dem
Parkett. Der Raum mit der niedrigen Decke hat etwas von
einem Jugendheim aus den Siebzigern: Blaue Samtvorhänge
verdecken die Wände, die Tanzfläche ist umrahmt mit
Stühlen, eine der längst vergessen geglaubten,
glitzernden Disco-Kugeln sorgt für minimale
Lichteffekte.
Jeden zweiten Freitag heizt DJ Marc von einer
Glaskabine aus dem Publikum mit Trance- und Hard-House
ein. "Bei mir ist mehr was für die Eingefleischten
geboten", beschreibt Marc sein musikalisches
Programm. Zu seinen Favoriten zählen derzeit: "Luv
me" von Hector, "If Madonna Calls" von
Junio Vasquez und "Seven Days and one Week" von
BBE. Alles in allem ist dem Betreiber Rudi Brandl
("Garasch", "Resi",
"Villa") ein Gastronomie-Konzept gelungen, das
für jeden Geschmack etwas bietet. Größter Pluspunkt:
Schlappe Beine können sich fast überall regenerieren,
denn für Sitzgelegenheiten ist wirklich selbst im
letzten Eck gesorgt.
Musikalisch setzt das "Kilian" auf
Abwechslung. Dienstags gibt es Independent und Wave,
Donnerstag bis Freitag von 21 bis 1 Uhr einen Ausflug in
die siebziger und achtziger Jahre, bevor zu später
Stunde wieder House angesagt ist, und sonntags spielen
Jazzmusiker live. Hinzu kommen regelmäßige
Gastauftritte von DJs aus London, New York und Berlin.
DENISA RICHTERS
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