Eine
Labsal für die Seele im Loft
Jeden zweiten Samstag läßt
die Jazz & Soul-Soundation die
Gostenhofer Theaterkneipe groovenEs ist schwül, von den Köpfen der Tanzenden
rinnt der Schweiß in Strömen, und über allem schwebt
die Stimme des Godfather of Soul. So müssen
die Soul-Clubs der 60er in der Bronx ausgesehen haben.
Doch wir sind im Nürnberger Stadtteil Gostenhof in der
Theaterkneipe Loft (Austraße 70). Die
Jazz & Soul Soundation hat
wieder zugeschlagen und haucht dem gemütlichen
Kellergewölbe jeden zweiten Samstag kräftig Seele ein.
Die beiden Macher heißen Markus
Golisano und Josef Sifkovits und sind begeisterte Jäger
und Sammler zumindest was gute alte Vinyl-Scheiben
betrifft. Begonnen haben die beiden in der Tafelhalle,
später lockten sie mit ihren legendären Soul-Partys
Massen in die kühle Atmosphäre des Südbads. Nach
einigen Sets im Hirsch haben Golisano und
Sifkovits schließlich vor eineinhalb Jahren im
Loft den idealen Rahmen mit Clubatmosphäre
gefunden. Es paßt klasse zusammen, weil die Leute
vom Loft auch viel Jazz machen, sagt Markus
Golisano. Deshalb fühlen wir uns hier auch echt
wohl.
Den Gästen geht's genauso. Jenseits
vom Styling-Zwang anderer Diskotheken trifft sich hier
eine sympathisch unkomplizierte Fan-Gemeinde: Studenten,
Gastronomen und natürlich die Gostenhofer Szene.
Entspannt und streßfrei werden unter dicken
Lüftungsrohren Hüften geschwungen und im Schein des
Rotlichts lächelnde Köpfe gewippt, was das Zeug hält.
Ein Projektor wirft die Köpfe der souligen Idole aufs
Mauerwerk. Eine echte Labsal für die Seele.
Der Laden hat schon so einen
jazzigen Einfluß, meint Michael aus Nürnberg. Er
kommt regelmäßig zur Soul Soundation und
kennt Markus und Josef schon seit einigen Jahren:
Als DJs ergänzen sich optimal. Ein
schwitzender Stefan kann sich den Rhythmen nicht
entziehen und verabschiedet sich schnell wieder:
Ich gehe nochmal abtanzen.
Auf einem Podest am Ende des
Kellerschlauchs heizt Josef Sifkovits der tanzenden Menge
ein. Er ist absoluter Spezialist in Sachen schwarzer
Sound der 60er und 70er Jahre und beliefert als solcher
das Jazzmagazin Straight No Chaser mit
entsprechenden Charts. Wir legen nicht nach
Programm auf, erklärt er, sondern nach
Gefühl auf. Neben Soul und Funk gehören
Latin-Jazz, brasilianischer Jazz und Afro-Funk zu seinem
Repertoire. Aus der weißen Mission der
Acid-Jazz-Welle hätten sie sich in den letzten Jahren
bewußt herausgehalten. Das Duo setzt lieber auf den
Ur-Groove der Originale. Tanzbare Jazzstücke der
Gegenwart sind deshalb aber nicht ausgeschlossen, nur
Seele müssen sie eben haben.
Daß die Qualität auch vor der
Sound-Anlage nicht Halt macht, kann jeder selbst testen:
Sogar direkt vor der Box ist ein brüllfreier Small-talk
möglich. Und dazu gibt's natürlich echte Raritäten,
etwa Taboo von Don Cunningham (Exklusiv),
Companionship von Sahib Shihab (Vogue) oder
Hip Walk von Nathan Davies (Saba). Wer auf
den Geschmack gekommen ist un ein bißchen Seele tanken
möchte, hat dazu heute ab 22 Uhr Gelegenheit (nächster
Termin: 27. September).
DENISA RICHTERS
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