Das
ist echt cool
Zwei Brüder
aus Fürth dürfen in Mozarts Zauberflöte
mitsingenIm vorigen
Herbst schlug die große Stunde für junge Sängertalente
aus der Region: Unsere Zeitung rief zu einem Vorsingen im
Nürnberger Opernhaus auf, bei dem sich Schüler für die
Rolle der drei Knaben in der Zauberflöte
bewerben konnten.
Einige begabte Buben übten
daraufhin monatelang sehr hart. Nach einem
Probeauftritt bei Generalmusikdirektor
Eberhard Kloke samt barscher Kritik und Absage schien das
Aus für das Projekt gekommen. Einige Sänger mußten
bitter enttäuscht ausscheiden, einige andere probten
noch weiter und schafften es: Morgen um 11 Uhr beim
Kinderkonzert im Nürnberger Opernhaus und am 20.Juni
bei der B-Premiere singen Schüler die Rolle der drei
Knaben in der Zauberflöte.
Maren Kästel vom
Schliemann-Gymnasium in Fürth verfolgte als begeisterte
Sängerin die Zeitungsmeldungen über den Opernnachwuchs.
Als sie erfuhr, daß einer ihrer Mitschüler und dessen
Bruder zu den Auserwählten gehört, bat sie um ein
Interview. Sie sprach mit dem neunjährigen Justus
Strübing und seinem elfJahre alten Bruder Felix, die den
zweiten und dritten Knaben singen.
Wie ist es eigentlich
dazu gekommen, daß ihr in der Zauberflöte singt?
Justus: Ich habe
damals im Opernhaus vorgesungen und dann mit den anderen
geprobt. Mein Bruder Felix kam später mir zuliebe dazu,
denn es gab keinen Kandidaten, der die dritte Stimme
singen konnte.
Felix, wolltest du denn
gar nicht singen?
Felix: Ich kann
halt nicht so toll singen wie mein kleiner Bruder. Und
ich hab' zuerst auch nicht geglaubt, daß ich das
schaffe. Es ist nämlich schwer, die Stimme allein zu
halten. Aber Justus war so traurig, daß alles platzen
sollte, wenn sich keine dritte Stimme findet. So hab ich
halt mitgemacht und dann jeden Tag geübt.
War das Vorsingen vor
dem Generalmusikdirektor Herrn Kloke wirklich so schlimm?
Justus: Ein
bißchen Angst hatten wir schon, wir haben uns hinter den
Noten richtig versteckt. Es war auch traurig, wie die
anderen ausschieden. Besonders der Moritz tat mir leid,
denn mit dem hatten wir in den Weihnachtsferien auch bei
uns zu Hause geübt.
Felix: Ja, das tut
weh, wenn man nicht zum Einsatz kommt. Ich merke das
jetzt selbst, denn als ich mir noch nicht sicher war, ob
ich das schaffe, haben wir noch einen zweiten Sänger
für die dritte Stimme aufgetrieben. Und jetzt wollen wir
natürlich beide singen.
Justus: Bei ersten
Knaben ist das auch so, die sind auch zu zweit.
Und den Knaben für die
zweite Stimme gibt es nur einmal?
Justus: Ja, ich bin
allein. Es wollte keiner die Rolle singen. Herr Teepe,
unser Gesangslehrer, hatte dann gemeint, ich sollte das
machen. Mensch, war ich sauer, ich hätte auch gern die
Melodie gesungen!
Ach, Ihr hattet einen
Gesangslehrer?
Felix: Ja, der ist
echt toll, so richtig nett. Aber das ist nicht unser
Privatlehrer. Herr Teepe singt selber am Opernhaus.
Justus: Ja, in der
Zauberflöte den Monostatos, meine
Lieblingsrolle. So echt lustig.
Wie ist das mit den
Proben?
Felix: Zweimal in
der Woche singt Herr Teepe mit jedem einzelnen von uns,
und mein Vater übt derweil mit den restlichen Knaben am
Klavier.
Sind denn die Eltern
immer alle dabei?
Justus: Na ja, sie
müssen uns ja hinfahren, und außerdem ist Papa
Komponist, allerdings für modernes Zeug. Aber Mozart mag
er sehr.
Was beeindruckt Euch
denn jetzt am meisten?
Felix: Seit kurzem
machen wir szenische Proben, also mit dem Regisseur und
den anderen Darstellern. Das ist echt cool.
Justus: Das
Bühnenbild ist einfach gut, und mit dem Orchester zu
proben ist ganz toll.
Wie sind denn die
Opernstars zu Euch?
Felix: Die machen
immer Spaß mit uns und loben uns auch.
Justus: Und auch
der Herr Kloke ist richtig nett zu uns.
Und wie schafft Ihr das
mit der Schule?
Felix: Wir haben
kaum noch Freizeit, das ist das einzig Dumme daran.
Justus: Bei mir
sieht's noch besser aus, weil ich erst in der vierten
Klasse bin. Aber mein Klavier hat darunter gelitten!
Bekommt Ihr denn jetzt
auch Geld, wenn es mit den Auftritten klappt?
Felix: Ja, aber wir
wissen noch gar nicht, wieviel wir kriegen. Jetzt
wünsch' ich mir erst einmal, daß es auch vor dem
Publikum hinhaut.
Justus: Also ich
will mir was von Lego kaufen.
MAREN KÄSTEL,
Heinrich-Schliemann Gymnasium Fürth
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