Fairplay
und HipHop
Streetball-Nachtturnier in
Nürnberg Künftig jeden zweiten FreitagEs ist Freitag, weit nach Mitternacht. Auf dem
Parkplatz des TSV 1846 Nürnberg stehen Jugendliche in
Grüppchen zusammen, reden und rauchen. In der Halle ist
die Luft schweißgetränkt, aus den Lautsprechern
schallen HipHop und Gangsta-Rap: Das erste
Streetball-Nachtturnier des Nürnberger Jugendamtes
läuft auf Hochtouren. Wie die amerikanischen Vorbilder
gestylt in Shorts und T-Shirts Größe XXL ,
versuchen die Spieler, mit Treffern in die vier
Basketballkörbe zu punkten.
Auch bei den meist weiblichen Fans am
Feldrand herrscht prima Stimmung. Mit Feuereifer
verfolgen sie jeden Schritt ihrer spielenden Freunde.
Unter ihnen Helena, Daniela und Vesna, die kein Spiel
ihrer Favoriten vom Team Balkan Platte
verpassen. Für die drei Mädels gibt es keinen Zweifel:
Sie gehen erst, wenn ihre Mannschaft zum letzten Mal auf
dem Feld war. Auch nach vier Stunden sind sie noch
genauso fit wie ihre Jungs, die bisher kein
Spiel verloren haben.
Nadine steht zwischen Daniel, Christian
und Alex von den Teams des Freizeitheims Herschelplatz
und zieht einen Schmollmund. Die 16jährige mit den
dunklen Locken und dem Tattoo am Oberarm hätte an diesem
Abend gerne selber ein paar Körbe geworfen. Aber
da spielen ja fast nur Jungs, meint sie, hält das
Turnier jedoch prinzipiell für eine gute
Idee. Auch ihre Mutter hatte nichts gegen den
nächtlichen Ausflug der Tochter.
Eltern sind froh
Viele Eltern sind froh über das
Angebot, weiß Monika Klinkhammer, 30jährige
Organisatorin des Turniers. Gerade Freitag nacht sei eine
problematische Zeit, in der viel passiert,
sagt die Sozialpädagogin. Deshalb sei es wichtig,
attraktive Freizeitbeschäftigungen zu bieten.
Das Konzept geht auf. Aus Nürnberg,
Fürth und sogar aus Schweinfurt sind insgesamt 26 Teams
angereist. Mister X, Dream Team,
Men In Black oder Alpha Clan
nennen sie sich. Die Basketball-Variante mit nur einem
Korb und drei Feldspielern geboren in den Straßen
amerikanischer Großstädte ist längst über den
großen Teich nach Europa geschwappt und begeistert auch
die fränkischen Kids. Im Mittelpunkt soll vor allem
eines stehen: Fairplay!
Während die Spielleiter,
die nur ausnahmsweise für das Turnier engagiert wurden
Schiedsrichter gibt es beim Streetball eigentlich
nicht , mit dem Verlauf zufrieden sind und auch die
Sanitäter keine großen Sachen vermelden,
beschwert sich der 19jährige Adem aus dem nahegelegenen
Freizeitheim Bertha-von-Suttner-Straße allerdings über
das viel zu brutale Spielverhalten der
Gegner. Die Teamkollegen Quang und Slobi stimmen zu.
Umrahmt von ihrem weiblichen Fanklub
erzählen die drei multinationalen Streetball-Freaks,
daß sie bisher jedes Wochenende mit der Clique an ihrem
Stammplatz an der Schweinauer Hauptschule herumhingen.
Vor lauter Langeweile kämen sie auch mal auf dumme
Ideen. Künftig wollen sie lieber öfter zum
Streetball kommen statt weitere Anzeigen zu riskieren.
Nach drei Uhr leeren sich Spielfeld und
Zuschauerbänke merklich. Müde und ein wenig enttäuscht
ziehen Anhänger und Spieler der weniger erfolgreichen
Teams nach Hause. Ein harter Kern harrt noch bis zum
Endspiel um fünf Uhr morgens aus. Die Musik läuft um
diese Zeit schon längst nicht mehr. Alles dreht sich nur
noch um den Ball. Für Helena, Daniela und Vesna hat sich
die lange Nacht jedoch gelohnt. Ihre Mannschaft, die
Balkan-Platte, belegt im Finale immerhin den
zweiten Platz nach der Fürther Konkurrenz Die
Drei.
Ab sofort gibt es im zweiwöchigen
Rhythmus die Fortsetzung der Streetball-Nacht. Die
nächsten Termine: 24. Oktober und 7. November, jeweils
von 23 bis 1 Uhr in der Halle des TSV 1846, Fuggerstraße
9.
MARKUS HACK
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