Des
Pfarrers Rechenknecht
Pascal, Leibniz, Hahn: Teil
zwei der Serie ComputerpioniereDas Genie von Blaise Pascal der
berühmteste Mathematiker Frankreichs war schon
früh erkennbar. So präsentierte er bereits als
19jähriger 1642 in Paris die Pascaline
nach Wilhelm Schickards Rechenapparat die zweite
mechanische Rechenmaschine der Welt.
Es war eine einfache Addiermaschine,
die Pascal konstruiert hatte, um seinem Vater, einem
Finanzverwalter, die Arbeit zu erleichtern. Mittels einer
Zehnerschaltung und der acht Einstellräder war es sogar
möglich, in deniers und sous,
den kleinsten Geldeinheiten, zu rechnen. Doch ganz
perfekt war auch diese Maschine nicht.
Dem Philosophen, Universalgelehrten und
Mathematiker Gottfried Wilhelm Leibniz gelang
schließlich der entscheidende Schritt: Er entwickelte
eine Lebendige Rechenbanck das
Wunderwerk der Vierspezies-Rechenmaschine,
daß alle Zahlen sich selbst rechnen, addiren,
subtrahiren, multiplicieren, dividieren. Diese
mechanische Rechenmaschine von 1673 beherrschte also alle
vier Grundrechenarten.
Mehrere Teilerfindungen schlossen sich
an: Unabhängig von seinem Konkurrenten Newton gelang
Leibniz die Einführung der Infinitesimalrechnung (1675);
1679 wurde das duale Zahlensystem vorgestellt das
Rechnen mit Eins und Null, die Grundlage, auf der heute
alle Computer arbeiten.
Alle großen europäischen Erfinder des
17. und 18. Jahrhunderts wetteiferten dabei um die beste
Funktionsfähigkeit ihrer Maschinen, um das beste
handwerkliche Können und um möglichst niedrige
Produktionskosten.
Neben dem Italiener Johannes Poleni,
dessen Machinae arithmeticae 1706 mit
Sprossenrädern arbeitete, war es nicht zuletzt Philipp
Matthäus Hahn, seines Zeichens Mechanicus
und Pfarrer, der bei astronomischen Berechnungen
beinahe stumpf im Denken geworden war und
ergo sich daran machte, die Leibnizsche Maschine zu
perfektionieren. 1778 funktionierte sie schließlich
fehlerfrei.
Mit der Verbreitung dieser Maschinen
war es aber nicht weit her. Die Rechenknechte des Barock
und Rokoko waren meist Einzelstücke oder wurden nur in
sehr geringen Auflagen hergestellt; erst ab dem 19.
Jahrhundert fertigte man in Serie. Doch Hahn vermutete
schon im 1779: Und vielleicht entdeckt die Zukunft
noch größeren Nutzen.
ILONA HÖRATH
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