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Ein Paradiesvogel
auf Höhenflug
Kai Krause: Erfolg mit guten Ideen

Er gilt als der Paradiesvogel unter den Software-Entwicklern und ist gleichzeitig ein erfolgreicher Unternehmer: Kai Krause. Wenn der aus Essen stammende Wahl-Amerikaner bei einer Computermesse eines seiner neuen Programme präsentiert, ist ihm Publikum gewiß: Der langhaarige Programmier-Experte mit dem Schnauzbart versteht es auf erfrischende Weise, seine Zuhörer zu unterhalten, wenn er von seinen neuesten Ideen und Visionen erzählt.

Ende der 70er ging der heute 40jährige Musiker in die USA, um als „special-effects“-Spezialist für Disney und andere Filmfirmen zu arbeiten. Für seine dreidimensionalen Grafikanimationen im Film „Star Trek, The Movie“ wurde er mehrfach ausgezeichnet.

In der Computerszene bekannt wurde Krause als Programmierer der „Kai's Power Tools“, einer Sammlung von Hilfswerkzeugen für die digitale Bildverarbeitung unter der Software Photoshop. Eine Leitidee liegt unterdessen allen Krauses Grafikwerkzeugen und -programmen zugrunde: Sie sollen nach Möglichkeit den Umgang mit dem Computer zu einem Kinderspiel machen.

Verzerrte Gesichter

Krauses Grafiksoftwarefirma Metatools hat sich mittlerweile zu einem Großunternehmen entwickelt. Im vergangenen Jahr plazierte sich Krause in den Bestsellerlisten mit „Kai's Power Goo“, einem Programm, mit dem Laien Porträtfotos mit wenigen Mausklicks zu Karikaturen verformen können.

Vor kurzem hat der Grafikguru mit „Kai's Photo Soap“ seine zweite Erfindung für den Massenmarkt veröffentlicht. „Soap“ will kein professionelles Bildbearbeitungsprogramm ersetzen. Die Software soll vielmehr all jene ansprechen, die zuvor nur wenig oder gar nichts mit Bildbearbeitung und Grafik zu tun hatten.

Wie es der Name „Soap“ schon nahelegt, soll der Anwender mit dem Programm seine Bilder „saubermachen“ können, erläutert Krause. So lassen sich zum Beispiel Schärfe und Weichzeichnung regulieren, die Helligkeit verändern oder per Knopfdruck und Pinselstrich rote Augen oder Hautunreinheiten in einem Porträt im Nu retuschieren. Für die Archivierung der verschönerten Bilder steht ein digitales Fotoalbum zur Verfügung.

„Bit-Burg“ am Rhein

„Soap“ wird kaum die letzte Erfindung des Visionärs Krause sein. Erst kürzlich machte seine Firma mit der Fusion mit Fractal Design den Sprung zum Großunternehmen perfekt. Und in einem Interview mit der Computerzeitschrift c't dachte er laut über seine neuesten Ideen nach: zum Beispiel eine völlig neue Form der Textverarbeitung – oder eine Kamera, mit der sich dreidimensionale Bilder schießen lassen. Aber auf jeden Fall wolle er ein Forschungszentrum gründen, das in einem Schloß am Rhein entstehen soll. Diese „Bit-Burg“ soll es dann mit dem legendären kalifornischen Forschungszentrum Xerox PARC aufnehmen können, das seinerzeit revolutionäre Entwicklungen wie Mauszeiger und Bildschirmfenster hervorgebracht hat.

RENATE GRIMMING (dpa)

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