Schwätzer sterben früher
Todesrisiko von Wichtigtuern ist bis zu 60 Prozent höher Ursache ist vermutlich die Ausschüttung von Streßhormonen

Wer kennt sie nicht: Jene Wichtigtuer, die glauben, ständig im Mittelpunkt stehen zu müssen, die alles besser wissen und sich in jedes Gespräch einmischen. Daß diese Schwätzer nicht nur ihre Mitmenschen nerven, sondern auch früher sterben, hat jetzt Michael Babyak vom Medical Center der Duke University im amerikanischen Durham in einer Studie an 750 sozial dominanten Männern herausgefunden.

22 Jahre lang verfolgte der Professor für Medizinische Psychologie mit seinen Kollegen das Schicksal 750 weißer Männer, die allesamt der Mittelschicht angehörten. Das eindeutige Ergebnis dieser ersten Studie zu den langfristigen Risiken sozialer Dominanz: Die in Interviews als Wichtigtuer identifizierten Männer hatten ein um 60 Prozent erhöhtes Todesrisiko gegenüber ihren Geschlechtsgenossen. "

Wir kennen zwar nicht die Ursache für diesen Effekt, aber wir vermuten, daß sozial dominante Männer ständig aufgeregt sind, daß sie unter Streß stehen und mehr schädliche Streßhormone produzieren", sagte Babyak. Eine zweite Möglichkeit sei, daß Gene, welche das Sozialverhalten beeinflussen, auch Herzkrankheiten und andere Leiden fördern könnten.

Schon früher hatten Forscher festgestellt, daß sogenannte A-Typen ein erhöhtes Risiko haben, an Herz- und Kreislaufleiden zu sterben. Sie streben nicht nur nach sozialer Dominanz, sondern verhalten sich auch feindselig gegenüber ihren Mitmenschen. Diese beiden Eigenschaften seien nicht identisch, erläuterte Babyak.

Zumindest für Männer sei das Vorherrschaftsstreben ein moderater Risikofaktor, bilanzierte Babyak: "Wenn sie diesen Charakterzug haben, könnte es nicht schaden, ihn zu verändern." MICHAEL SIMM

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