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Im Himmel des
Pop-Erfolgs "Fool's Garden": Mit "Lemon Tree" auf der Überholspur Von Thomas Veitinger, dpa Eine Million weltweit verkaufter Alben, Platin- und Goldplatten en gros, Bambi-Auszeichnung und internationale Preise: Die Pforzheiemr Band "Fool's Garden" katapultierte sich im vergangenen Jahr mit dem Chartknaller "Lemon Tree" in den Himmel des Pop-Erfolgs. Was dafür notwendig war, wie sich das Leben veränderte und wie es nach der Erfolgs-LP "Dish Of The Day" weiter geht, erzählten Sänger Peter Freudenthaler und Band- Manager Steffen Koch. Bis Herbst 1995 wußten von "Fool's Garden" nur eingefleischte Szenefans; zu Auftritten kamen manchmal nur 20 zahlende Zuschauer. Vom 10. November 1995 änderte sich dies schlagartig. Um 14 Uhr klingelte an diesem Tag bei Manager Koch das Telefon. Ein Radiosender war dran, der die ausgekoppelte Single "Lemon Tree" eine Woche mit ins Programm nehmen wollte. "Der Erfolg war gigantisch", erzählt Koch mit leuchtenden Augen. "Jedesmal wenn die Platte gespielt wurde, riefen wahnsinnig viele Leute beim Sender an, die den Titel der neuen Sting-Platte wissen wollten." Daß seine Stimme immer wieder mit der von Sting verwechselt wird, stört Freudenthaler dabei nicht: "Sting ist eine Pop-Ikone." Die Bandmitglieder sind dabei allerdings von einem Erfolgsfaktor fest überzeugt: Glück. "Die Platte lag bei sämtlichen Plattenfirmen auf dem Tisch - ohne daß sich irgend jemand dafür interessiert hätte", erzählt Koch. "In Deutschland werden viele tolle Songs nie gespielt, weil es den Plattenfirmen und Musikredakteuren der Radiostationen an Risikofreude und Courage fehlt", sagt Koch. "Da schaut jeder auf den anderen." Anderen Bands rät Freudenthaler deshalb, nicht aufzugeben, dem inneren Drang nach Musikmachen zu folgen und dem Glück eine Chance zu geben, "auch wenn diese Tips wie abgedroschene Floskeln klingen". Bei einer Mammuttournee im vergangenen Jahr hat Freudenthaler mit einem Auftritt vor 80 000 Besuchern, ungezählten Fernsehauftritten, Interviews und Autogrammstunden wertvolle Erfahrungen gesammelt. "Es kann schon passieren, daß ich durch Pforzheim laufe und eine Schulklasse über mich herfällt und Autogramme will", berichtet er. "Aber das stört mich nicht." Als bei einem seiner ersten großen Auftritte ein Mädchen vor ihm stand und den Mund nicht mehr zu bekam, habe er vielmehr die große Verantwortung gemerkt, die ihm der Erfolg bringe. "Die Mädchen und Frauen machen sich doch ein Bild von uns, das nur ihren eigenen Wünschen entspricht." Ganze 80 Tage war der junge Vater Freudenthaler im vergangenen Jahr zuhause. Waren "Fool's Garden" 1995 noch "total glücklich, einmal in München spielen zu dürfen"", sehnen sie sich jetzt im Ausland manchmal nach "einem Abend vor der Glotze mit der Bierflasche in der Hand". In der vergangenen Woche war die Band in Hongkong und nahm Auszeichnungen für das Beste Lied und die Beste Gruppe des vergangenen Jahres entgegen. "Was mich dabei genervt hat, waren die zehn oder elf Interviews jeden Tag", berichtet Freudenthaler. Die Beantwortung immer gleicher Fragen sei schon beinahe meditativ gewesen. "Unsere Übersetzerin sagte einmal, wir könnten ruhig im Hotel bleiben, sie kenne alle Antworten bereits auswendig." "Die wichtigste Veränderung für mich ist, daß ich mir keine Sorgen mehr über die Miete machen muß", sagte der gelernte Klavierbauer. "Wir können in unserem Wohnzimmer-Studio ungestört an der neuen LP arbeiten." Auch "Lemon Tree" sei so entstanden. "Ich habe mittags auf meine Freundin gewartet, dabei am Klavier rumgespielt und irgendwann einmal Töne gefunden, die mir gefielen." Selbst die Worte "Lemon Tree" kamen schon darin vor. Der Rest sei dann "wie Milch aus der Packung" gelaufen. "Ich glaube aber nicht, daß ein Erfolg wie diese Single sich wiederholen läßt", sagt Freudenthaler und will sich einem Erfolgsdruck bei der neuen Produktion erst gar nicht aussetzen. "Die neue LP enthält klassische Songs, schnelle Nummern, Balladen und gitarrenorientierte Stücke." Eine Kopie der letzten Platte solle es aber nicht sein. Freudenthaler: "Wir machen mehr als Zitronenbäume." |
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