Neue Platte, altes Rezept

Von Markus Deggerich, dpa

Sie ernannten sich selbst zu Prinzen und auf ihre Krönung mußten sie nicht lange warten. Seit ihrer ersten Platte "Das Leben ist grausam" (1991) hat die Leipziger Popgruppe "Die Prinzen" rund fünf Millionen Tonträger verkauft. Sie sind die erfolgreichste ostdeutsche Band und die einzige, die nach der Wende in ganz Deutschland Fuß fassen konnte. Jetzt liegt das fünfte Album des Quintetts vor.

Der Titel des neuen Albums verrät das Erfolgsgeheimnis der fünf Männer. Sie machen "Alles mit'm Mund." Im April 1997 wollen die Musiker in ihrer Residenzstadt Leipzig eine umfangreiche Tournee starten. Rechtzeitig zur Tournee soll ein Kochbuch mit den Lieblingsrezepten der Monarchen erscheinen.

Zu DDR-Zeiten tingelten sie noch als Quartett "Herzbuben" über die Dörfer. Aber Tobias Künzel, Sebastian Krumbiegel, Wolfgang Lenk, Henri Schmidt und Jens Sembdner fühlten sich zu Höherem berufen. Die passende Ausbildung hatten sie. Bis auf einen lernten sie als Knaben alle beim Leipziger Thomanerchor die hohe Kunst der Stimmbeherrschung.

Mit dem Liedgut Johann Sebastian Bachs haben sie nicht mehr viel am Hut, aber durch ihren Gesang wurden sie berühmt. Annette Humpe entdeckte nach der Wende die Stimmwunder, und ihre erste Single "Gabi und Klaus" wurde gleich ein Hit. Mit Titeln wie "Millionär", "Küssen verboten", "Alles nur geklaut" und "Schwein sein" eroberten sie die Charts.

Es folgten Auszeichnungen, Tourneen durch Deutschland, Österreich und die Schweiz und schließlich der künstlerische Knick. Auf dem Album "Schweine" wandelten sie auf Techno-Pfaden und verprellten viele Fans. Die dazu absolvierte "Schweine-Tour" war dennoch ein Erfolg, geriet aber ziemlich teuer. Immerhin ließen die Monarchen auf der Bühne ein "Ufo" landen.

Für ihr jüngstes Album haben sie sich von ihrer langjährigen Produzentin Annette Humpe getrennt und erstmals mit dem Moderator des Musiksenders Viva und Sänger Stefan Raab zusammengearbeitet. Das Ergebnis kann sich hören lassen. 13 neue Titel präsentiert die Leipziger Formation abwechslungsreich und witzig. Freche Texte zu rockiger Musik, Balladen und natürlich a capella gesungene Stücke zeichnen die neue Platte aus.

Der neue Produzent scheint frischen Wind gebracht zu haben. "Im Studio stritten wir uns wie Sau. Da wurde es laut, wurde rumgebrüllt, da rannte auch mal einer raus und rief: Ich will nicht mehr. Aber diese heftigen Auseinandersetzungen waren wichtig, sie brachten uns weiter", beschreibt Sebastian Krumbiegel die Zusammenarbeit mit Stefan Raab. Sie sind eben am besten, wenn sie arbeiten, wie sie's gelernt haben: "Alles mit'm Mund".

© Nürnberger Nachrichten 1996