Schwermetaller blieben
ihrer Musik treu
"Pantera" spielen hart wie eh und je

Von Otto Kuhrmeyer, dpa

Der amerikanische Bundesstaat Texas ist musikalisch gesehen kein unbeschriebenes Blatt. Der Lone Star State hat eine lange Reihe von berühmten Country-Sängern sowie etliche erfolgreiche Rockgruppen wie die bekannten "ZZ Top" hervorgebracht.

In den letzten Jahren wuchsen hier zudem Dutzende von jungen, alternativen Bands heran, deren Bandbreite von Grunge bis Hip Hop reicht. Und auch in einer der traditionellen Spezialsparten der Rockmusik hat Texas "ein heißes Eisen im Feuer": Die Heavy Metal Band "Pantera", die seit nunmehr rund 15 Jahren als eine der härtesten und besten Schwermetall-Gruppen der Welt gilt.

"Pantera", das sind vier Jungs aus Dallas: Der quirlige Leadsänger Phil Anselmo, Bassist Rex Brown und die Brüder Vinnie Paul Abbott (Drums) und Darrell "Dimebag" Abbott (Gitarre). Der Sound von "Pantera" ist für Liebhaber von Heavy Metal unverwechselbar.

Die Band spielt unbeirrt von aktuellen Modeströmungen und wechselnden Stilrichtungen eine kompromißlose, schwere und vor allem schnelle Form des Heavy Metal. Kenner dieser Musik bezeichnen "Pantera" als die klassischen Vertreter des sogenannten "Thrash Metal" oder "Speed Metal".

Der Ausdruck "thrash" kommt hier vom Wort "dreschen" und nicht etwa von "trash" (Müll). Er bezeichnet die brutale Art, die Lead-Gitarre zu spielen. Der Stil der Band ist außerdem deutlich hörbar von Punk beeinflußt.

"Pantera" kam bereits in den frühen 80er Jahren zusammen, damals noch ohne den späteren Leadsänger Anselmo. In Nordtexas galt die ultraharte Band zunächst als Geheimtip. "Ich erinnere mich noch gut an die Anfänge der Band," sagt Tim O'Day, ein texanischer Musikkritiker und Gitarrist. "Als ich ein Teenager war, spielte "Pantera" auf kleinen Festivals, zusammen mit anderen Bands und noch nicht als Soloact.

Aber sie waren schon damals mitreißend und irgendwie purer Hardrock." Im Jahr 1987 stieß der charismatische Sänger Phil Anselmo zur Band und "Pantera" begann, sich weit über Texas hinaus einen Namen im Heavy Metal zu machen. 1990 landete die Band einen Vertrag mit einer großen Plattenfirma und ihr erstes landesweites Album erschien: "Cowboys from Hell".

Und der Erfolg riß nicht ab. Inzwischen hat "Pantera" nicht weniger als vier Alben herausgebracht. "Far Beyond Driven" (1994) verkaufte sich zwei Millionen mal und stellte damit für die Sparte Heavy Metal einen absoluten Renner dar. Und die jüngste Scheibe der Band, "The Great Southern Trendkill", wurde sogar für einen Grammy nominiert.

"Pantera's" Erfolg liegt nach Einschätzung von Musikexperten gerade auch in der Sturheit, mit der sie an ihrem "Thrash Metal" festhielten. Die Band kümmerte sich kaum um ihre Fans und wurde über lange Jahre so gut wie nie von den einschlägigen Radiostationen, geschweige denn vom Musikvideo-Fernsehsender MTV gespielt.

Doch die Fans kamen zu den Konzerten und kauften die Alben. "Pantera" gilt inzwischen als klassische Band des Heavy Metal und braucht den Vergleich mit großen Namen wie "Iron Maiden", "Judas Priest", "Metallica" oder "Anthrax" nicht zu fürchten. Zur Zeit wird "Pantera's" Coverversion des "Black Sabbath"-Songs "Dream Caravan" auf den texanischen Hardrock-Stationen wie wild gespielt.

In Phil Anselmo besitzt die Band einen flexiblen, kräftigen Leadsänger, dessen Stimme zuweilen an "Metallica's" James Hetfield erinnert. Anselmo scheint sich wieder gefangen und seine Abhängigkeit von Heroin und anderen Drogen überwunden zu haben. Nach einem Konzert in Dallas im vergangenen Sommer war er fast an einer Überdosis Heroin gestorben.

Die Band tourt derzeit in Texas und füllt mittelgroße Stadien ohne Probleme. Ungewöhnlich für eine Band des Heavy Metal ist auch der Gitarrist "Dimebag" Darrell Abbott. Für einen Schwermetaller liefert er erstaunlich flinke Soli. Abbott braucht sich nicht neben Gitarren-Größen der Rock-, Pop- und Jazzmusik zu verstecken wie viele andere Schwermetaller, deren Spiel sich auf wenige Grundakkorde beschränkt.

"Pantera", das ist Heavy Metal pur, so wie es ursprünglich gedacht war und gespielt wurde, bevor diese Musiksparte durch Gruppen wie "Metallica" sozusagen salonfähig gemacht wurde. Die Band singt von Outlaws und Downouts, von Drogensucht und Zerstörung. Schwermetall als Anti-Musik, als harte Opposition zum Establishment, als dröhnende Alternative zur gelackten Welt des Pop.

Der Titelsong des Albums "Cowboys from Hell" zum Beispiel verdeutlicht die Stärke von "Pantera": Über einen stampfenden Bass legt "Dimebag" Abbott das Stakkato seiner ächzenden Schwermetall-Gitarre, überraschende und schnelle Harmoniefolgen brechen gemeinsam mit einfallsreichen =Rhythmuswechseln den Lauf des Songs auf.

Das ist Heavy Metal, laut und zäh und zuweilen schwer verdaulich, Motorrad- und Maschinenklänge per Elektrogitarre und Verstärker. Der Refrain des Songs klingt da wie eine Drohung und ein Versprechen gleichzeitig: "You see us coming and you all together run for cover. We're taking over this town. We're the cowboys from hell."

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