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Steffen Radlmaiers
-Tips

Seit Joni Mitchell und Leonhard Cohen weiß man, daß aus Kanada außergewöhnliche Singer/Songwriter kommen, die einen weiten Bogen um den Mainstream machen. Holly Cole ist ein neueres Beispiel dafür und natürlich Sarah McLachlan, die Gesangskunst, Kammerrockmusik und Seelenstriptease erfolgreich miteinander verbindet. Die Multi-Media-CD „Surfacing“ (BMG Ariola), von Pierre Marchand in Montreal produziert, beinhaltet für die 39jährige Künstlerin einen seelischen Reifeprozeß. Nicht so neurotisch wie Tori Amos, nicht so folkloristisch wie Enya, nicht so eingängig wie Joan Osborne oder Alanis Morissette, verfolgt Sarah McLachlan ihren eigenen Weg. Eindrucksvoll ist dabei nicht nur ihre klare, gefühlstiefe Stimme, sondern auch die anspruchsvollen Texte.

Ebenfalls aus Kanada kommt der Rocksänger und Road-Poet Tom Cochrane, der auf seinem neuen Album zurück zu den Wurzeln geht und sich in Bescheidenheit übt. „Songs of a Circling Spirit“ (EMI) erscheint als Multi-Media-CD mit Akustik-Versionen älterer Songs, Videoclips und Konzertaufnahmen. Außerdem zwölf spröde Folk-Songs in Trio-Besetzung, quasi Cochrane unplugged.

So vielseitig wie auf ihrem neuen Album klang Lydie Auvray noch nie. Die französische Akkordeonistin und Sängerin feiert mit „Bonjour Soleil“ (BMG Ariola) auch gleich ihr zwanzigjähriges Bühnenjubiläum. Und hat sich dafür ein paar interessante Gäste ins Studio geholt: Zum Beispiel Hubert von Goisern, Hans Jürgen Buchner („Haindling“), den Kölner Gerd Köster und das Düsseldorfer Orchester Pro Arte. Die Stücke haben so seltsame Titel wie „Tamba Koumba“ oder „Zitronengelbes Kleid“ und kommen als Tango, Walzer oder Blues daher. Verbunden mit französischem Charme und karibischem Flair entsteht so eine fröhlich-melancholische Mixtur. Gefällige Akkordeonmusik, die Laune macht.

Ernsthafte Konkurrenz für diverse deutsche HipHop-Schwestern sind die türkischen Geschwister Sena und Derya Mutlu, die nicht gerade auf den Mund gefallen sind. „Mutlu kommt“ (KT Records/Semaphore) heißt das freche Debütalbum der beiden Sängerinnen, die gerade mit Udo Lindenberg auf Tournee sind. Die Mutlu-Sisters haben ein Faible für amerikanischen Soul und Rap. Ihre deutschen Texte handeln von Aufreißern, Pseudogangstas, Gewalt und dem Leben in Deutschland. Vielversprechend!

Ein bißchen anachronistisch wirkt die Klassenkämpfermentalität der britischen Band Chumbawamba schon, mitreißend und sympathisch klingt das aktuelle Album „Tubthumper“ (EMI) dennoch. Zum Glück arbeitet das Musiker-Kollektiv nicht mit dem politischen Holzhammer, sondern versteckt die Botschaft im Kleingedruckten. Keiner macht so fröhlich-ausgelassenen Polit-Rock wie Chumbawamba.

Sein Platz in der Rockgeschichte ist sicher, auch wenn er in letzter Zeit die Ruhe eines buddhistischen Klosters dem hektischen Tourneealltag vorzieht: Es gibt nichts Neues von Leonhard Cohen, dafür aber „More Best of“ (Columbia/Sony Music). „Greatest Hits“ wäre die falsche Bezeichnung für dieses schöne Sammlung von Songs aus den letzten zehn Jahren, darunter „Everybody Knows“, „Take This Waltz“ und „Suzanne“ in einer Live-Version.

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