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© Nürnberger Nachrichten 1996

Fundierte Sexualkunde für junge Leute per „Love Line“
Die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung paßt sich mit der CD-ROM dem Wandel im Medienverhalten der Jugendlichen an

NÜRNBERG – Die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) geht neue Wege bei der Sexualaufklärung Jugendlicher: Angesichts der Entwicklung auf dem CD-ROM-Markt und des Wandels im Medienverhalten junger Leute bietet sie mit der CD-ROM „Love Line“ eine seriöse und fachlich fundierte Alternative im Multimediabereich.

Denn eine Studie der Bundeszentrale zur Jugendsexualität von 1994 hat gezeigt: Bereits zwölf Prozent der 14- bis 17jährigen Jungen nutzen Computerprogramme als Informationsquelle zur Sexualität, allerdings nur drei Prozent der Mädchen. Neben den Jugendzeitschriften, die noch den ersten Platz einnehmen, spielen Computer also eine zunehmende Rolle.

Zweifelhafte Angebote

Diese Rolle aber ist zwiespältig. Auf dem CD-ROM-Markt – dem weltweit zweitgrößten mit einer Milliarde Umsatz – wird auch Gewalt, Erotik und Pornographie angeboten. Über 230 Computerspiele und andere Software wurden von Januar 1990 bis September 1996 in die Liste der jugendgefährdenden Schriften aufgenommen. Auch 130 Online-Angebote, darunter erstmalig sieben im Internet, wurden indiziert.

Die Studie zur Jugendsexualität hatte auch ergeben, daß sich vier von fünf Mädchen und Jungen in sexuellen Fragen zwar für aufgeklärt halten. Aber nach wie vor haben 13 Prozent der Mächen und sogar 21 Prozent der Jungen niemanden, mit dem sie über sexuelle Fragen sprechen können. Gerade den jüngeren männlichen Jugendlichen fehlt eine Vertrauensperson. Außerdem möchten 37 Prozent der jungen Leute gern wissen, wie andere über Sexualität denken. Auf diese Wünsche nach Orientierungshilfe geht die CD-ROM ein. Die „Love Line“ orientiert sich an der Lebenswelt und den Fragen und Problemen von Jugendlichen und liefert ihnen Informationen über Körper, Pubertät und Ver hütung. Sie regt zur persönlichen Auseinandersetzung mit den Themen Liebe und Partnerschaft an. Sie hilft, die Einstellungen zu sich und zum eigenen Körper, zum anderen Geschlecht, zur sexuellen Identität, zum Verhalten anderer sowie zu Regeln und Werten zu überprüfen.

Die „Love Line“ bietet vier Ebenen, die sich miteinander verknüpfen lassen: Das interaktive Spiel, die Körperlandschaft, die Info-Datenbank zur Sexualaufklärung und den Internetzugang. Im Spiel geht es um die Beziehungen von acht Jugendlichen einer Clique. In 60 Szenen und 20 Aktionen können die Jugendlichen Einfluß auf das Geschehen nehmen und so Entscheidungs- und Konfliktsituationen erproben. Die Bodymap erlaubt, sich per Mausklick über Körperteile und Organe und ihre Bedeutung für Gesundheit und Sexualität zu informieren. Jugendliche kommentieren dazu ihre Körperwahrnehmung, Gefühle und persönliche Erfahrungen. In der Datenbank werden über 300 Begriffe von A wie Anmache bis Z wie Zärtlichkeit erklärt und durch Fotos, Filme, Zeichnungen und Animationen aufgelockert. Und der Internetzugang eröffnet schließlich aktuelle Informationen zur Sexualaufklärung und über weitere Angebote der Bundeszentrale.

Die CD-ROM wird an Schulen, Jugendzentren und Verbände abgegeben. Jugendliche können sich aber auch individuell damit auseinandersetzen.

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