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Rat der
Kassen: Handeln wie auf dem arabischen Basar Ab Januar gibt es nur Festzuschüsse zum Zahnersatz Honorare dürfen nach dem 1,7- bis 3,5fachen Gebührensatz berechnet werden Lizenz zum Gelddrucken? VON ANNE-BEATRICE CLASMANN (dpa) NÜRNBERG Kassenpatienten, die Zahnersatz brauchen, müssen demnächst selbst genau auf Leistungen und Preise schauen. Denn Prothesen und kieferorthopädische Leistungen gibt es künftig nur noch gegen Kostenerstattung. Der Patient bezahlt also die Arztrechnung und holt sich erst hinterher einen Teil des Betrages von der Kasse zurück. Damit haftet er jetzt auch für die gesamte Summe. Ab Januar erhalten Kassenpatienten keine prozentualen Zuschüsse mehr für Zahnersatz, sondern Festzuschüsse. Wer eine Krone braucht, bekommt etwa 300 Mark erstattet, egal ob er eine billige Kunststoffverblendung oder ein Keramik-Luxusmodell wählt. Bis 30. Juni bezahlten die Kassen dagegen 45 bis 55 Prozent der Kosten. Höhe noch fraglich Finanziell schlechter stehen sich die Patienten dann bei komplizierten Brücken, etwas mehr als bisher gibt es für ganz einfache Kronen und kurze Brücken, meint Peter Kuttruff, Vize der Kassenzahnärztlichen Bundesvereinigung (KZBV). Dafür gebe es aber nun auch bei sehr langen Brücken den Zuschuß. Früher hieß es ja immer, bei so komplizierten Versorgungen gibt die Kasse gar nichts. Über die Höhe der Festzuschüsse für Brücken, Kronen, Prothesen und Reparaturen streitet der Bundesausschuß der Zahnärzte und Krankenkassen noch, die Beträge sollen aber demnächst feststehen. Außerdem haben die Zahnärzte künftig größeren Spielraum bei der Bemessung der Honorare: Der Vertragszahnarzt kann in Westdeutschland ähnlich wie von Privatpatienten den 1,7fachen Satz der Gebührenordnung bis zu maximal den 3,5fachen Satz fordern. Gegner von Seehofers zweitem Neuordnungsgesetz nennen das die Lizenz zum Gelddrucken. Die Zahnärzteverbände halten dagegen, gesetzlich Versicherte könnten sich jetzt für die gleichen Behandlungen entscheiden wie Privatpatienten. Für Kuttruff steht fest: Der
Wettbewerb Jugend geht leer aus Nur in Härtefällen übernimmt die Kasse die Kosten für einen preiswerten Zahnersatz voll. Junge Versicherte, die nach 1978 geboren wurden, bekommen gar keinen Zuschuß mehr : Die Bundeszahnärztekammer (BZÄK) war der Meinung, daß es für die junge Generation so gute Vorsorgeprogramme in Kindergärten, Praxen und Schulen gibt, daß sie später kaum noch Zahnersatz benötigen wird. Für Kritiker bedeutet dies die Einführung des Bestrafungsprinzips. |
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