Im Ferienparadies
lauern Gefahren
Immer mehr Urlauber haben
gesundheitliche Probleme

Von Gerald Mackenthun, dpa

Immer mehr Urlauber haben während oder nach einem Ferienaufenthalt gesundheitliche Probleme. Zehn Prozent aller Reisenden suchen während oder nach der Reise einen Arzt auf. Etwa drei Prozent sind nach der Rückkehr sogar arbeitsunfähig.

Die Gründe dafür sind vielfältig: Last-Minute-Reisen, die immer beliebter werden, lassen kaum Zeit für eine sorgfältige Vorbereitung vor allem von Fernreisen. Überhaupt kritisieren Mediziner die Sorglosigkeit, mit der sich deutsche Urlauber ins Abenteuer stürzen. Urlaub wird nur noch als “Konsumgut“ betrachtet, klagt der Direktor des Centrums für Reisemedizin in Düsseldorf, Prof. Erich Kröger.

Sofern es in tropische Länder geht, wird oft die vorbeugende Impfung vergessen. „Malaria wird zunehmend nach Deutschland eingeschleppt“, sagt Edgar Muschketat vom Robert-Koch-Institut Berlin. Im vergangenen Jahr wurden 1 027 Fälle in der Bundesrepublik registriert; 1995 waren es 941 Fälle.

Potentielle Gefahr

Damit sei Malaria die sowohl quantitativ als auch vom Schweregrad her bedeutendste Tropenkrankheit in Deutschland. Die Experten des Bundesinstituts blicken mit Besorgnis auf das Dengue-Fieber und die Diphtherie, die für deutsche Fernreisende eine potentielle Gefahr darstellen.

Nicht immer ist nur der unbedarfte Reisende schuld. Die Experten sehen bei Hausärzten große Informationslücken über exotische Krankheiten. Viele Ärzte hätten zu wenig Kenntnis davon, welche Vorsorge bei Reisen in die Tropen nötig sei, sagte Christian Schönfeld vom Berliner Landesinstitut für Tropenmedizin.

So hätten bei einer Umfrage unter 150 Allgemeinmedizinern 29 Prozent falsche Empfehlungen zur Malaria-Prophylaxe gegeben. 76 Prozent hätten nicht die Standardempfehlungen für eine Reise nach Kenia gekannt. Urlauber sollten sich bei spezialisierten Medizinern erkundigen und bei den Landestropeninstituten um Rat fragen, hieß es.

Reiseerkrankungen vorbeugen

Ein großer Teil der Erkrankungen unter den 3,5 Millionen Deutschen, die jedes Jahr in die Tropen reisten, könnte mit einer qualifizierten Prophylaxe verhindert werden. Die typische Reiseerkrankung Hepatitis A sei bei einer rechtzeitigen Impfung vollständig, Malaria in 80 Prozent aller Fälle vermeidbar, sagt Nikolaus Frühwein von der Bayerischen Gesellschaft für Immun- und Tropenmedizin.

Bei Reisen in die Tropen sollten Kinder und Jugendliche vor allem gegen Masern, Gelbsucht (Hepatitis A) und gegen die Erreger der Gehirnhautentzündung (Meningokokken) geimpft und vorbeugend gegen Malaria behandelt werden.

Nach Angaben von Frühwein hat etwa die Hälfte aller Tropenurlauber im Laufe einer einmonatigen Reise gesundheitliche Probleme, die meisten kranken jedoch nur an vorübergehendem Durchfall oder Verstopfung. Die beste Vorbeugung gegen „Montezumas Rache“ ist es, nur Gekochtes zu essen und nie aus der Leitung Wasser zu trinken. Die Mehrzahl der urlaubsbedingten Gesundheitsprobleme entsteht einfach durch Fehlverhalten der Reisenden.

Die Apotheken in ganz Deutschland bieten eine achtseitige, kostenlose Broschüre mit einer Fülle von Tips für die Reiseapotheke an. Apotheker würden auch zu Flugangst, Reisekrankheit und venöse Stauungen (nach langen Flugreisen) Auskunft geben können, sagt Werner Trockel, Vizepräsident der Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände.

Was viele vergessen: Auch Verhütungsmittel gehören ins Gepäck. Andere müssen daran denken, daß sich einige Medikamente nicht mit ausgedehntem Sonnenbaden vertragen.

Zahl der Hautkrebsfälle verdoppelt

Die Zahl der Hautkrebsfälle hat sich in den vergangenen 20 Jahren in Deutschland verdoppelt. Trotz aller Mahnungen der Ärzte sind Verhaltensänderungen beim Sonnenbaden aber kaum zu beobachten, sagt Wolfgang Schill, Leiter der Gießener Hautklinik.

Der Mediziner riet Urlaubern, die Haut langsam an die Sonne des Südens zu gewöhnen und zumindest zwischen 11.00 und 15.00 Uhr die pralle Mittagshitze zu meiden. Für ein Sonnenbad ohne Reue sind gute Sonnenschutzmittel unerläßlich. Kinder sollten ohnehin nicht unbekleidet in der Sonne tollen, vielmehr nach dem Baden ein Baumwollhemdchen überstreifen.

Insbesondere Reisende in die baltischen Staaten und Skandinavien sollten sich vor ihrem Urlaub gegen die Folgen von Zeckenbissen impfen lassen. Eine Impfung schützt vor der von Zecken übertragenen Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME). Die Virusinfektion kann Hirnhautentzündung auslösen.

In Deutschland erkranken jährlich 150 bis 300 an FSME. Noch keinen vorbeugenden Schutz gibt es gegen die Lyme-Borreliose, eine ebenfalls von Zecken übertragene bakterielle Infektion. Im Falle einer Erkrankung hilft wenigstens Penicillin.

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