Konzept setzte sich durch
Vor 25 Jahren entstanden durch die Zusammenlegung verschiedener Bildungseinrichtungen die Fachhochschulen

VON LOTHAR HOJA

In seiner letzten Folge 1996 blickt der Hochschulreport zurück auf Ereignisse an den Hochschulen der Region. Die Auswahl ist naturgemäß rein subjektiv und erhebt keinerlei Anspruch auf Vollständigkeit.

 

1. Januar: Eine lange Tradition ist zu Ende: Der Jesuitenorden stellt nicht mehr den katholischen Studentenseelsorger in Erlangen. Dessen Aufgaben übernimmt der Pastoralreferent Harald Kreßmann.

7. Januar: Ein Team von Erlanger Physikern rückt in den Blickpunkt: Die Forscher um Prof. Wolfgang Eyrich waren maßgeblich daran beteiligt, daß man am "Cern" in Genf erstmals sogenannte Antimaterie nachweisen konnte.

7. Februar: Trotz eisiger Kälte formiert sich ein langer Demonstrationszug durch die Erlanger Innenstadt. Über 1000 Studenten aus der ganzen Region protestieren gegen den Sozialabbau, drohende Studiengebühren und verzinstes Bafög.

8. Februar: Prof. Günther Kuhn und Prof. Bernd Naumann werden zu neuen Prorektoren der Universität Erlangen-Nürnberg gewählt. Am 1. April treten sie ihr Amt an.

15. Februar: Der Fall des SS-Hauptsturmführers Hans-Ernst Scheider, der unter dem falschen Namen Hans Schwerte nach dem Krieg in Erlangen seine wissenschaftliche Karriere begann, erhitzt weiter die Gemüter: Ein Symposion der Uni Erlangen-Nürnberg beleuchtet Schwertes Wirken als Germanist aus wissenschaftlicher Sicht, Studenten kritisieren dies als "Weißwasch-Veranstaltung".

1. April: An der Katholischen Universität Eichstätt tritt Prof. Ruprecht Wimmer die Nachfolge des scheidenden Präsidenten Prof. Nikolaus Lobkowicz an.

2. Mai: Die Universitäten Erlangen-Nürnberg, Bamberg und Bayreuth sind über das Wissenschafts-Glasfasernetz "B-Win" miteinander verknüpft. Die drei Rektoren halten ihre Routine-Konferenz erstmals per Bildschirm ab.

8. Mai: Die Universität Erlangen-Nürnberg ist Gastgeberin des 86. Deutschen Bibliothekartages.

27. Juni: Bei einem zentralen Festakt in Nürnberg feiern die Bayerischen Fachhochschulen ihr 25jähriges Bestehen. Sie waren 1971 als "Hochschulen eines neuen Typs" aus verschiedenen Vorläufereinrichtungen wie den Höheren Fachschulen hervorgegangen. In Nürnberg entstanden auf diese Weise die Georg-Simon-Ohm-Fachschule und die Evangelische Fachhochschule.

5. Juli: Das Innovations- und Gründerzentrum (IGZ) in Tennenlohe feiert sein 10jähriges Jubiläum. Es unterstützt Unternehmens-Ausgründungen von Hochschulen der Region.

18. Juli: Bei einer der zahlreichen Veranstaltungen zu ihrem 25jährigen Bestehen feiert die Georg-Simon-Ohm-Fachhochschule Nürnberg das Richtfest ihres dritten Bauabschnitts an der Wassertorstraße. Mit einem weiteren Neubau an der Bahnhofstraße wird begonnen.

25. Juli: Die Erlanger Zahnklinik feiert Richtfest eines 12 Millionen Mark teuren Ergänzungsbaus. Er soll die jahrzehntelange räumliche Enge bei der Zahnarztausbildung mildern.

12. August: Der Promotionsausschuß der Erlanger Philosophischen Fakultät II gibt bekannt: Schwerte/Schneider wird nicht - wie vielfach gefordert - der Doktortitel entzogen, weil dafür die rechtlichen Grundlagen fehlen. Die Universität erntet dafür überwiegend heftige Kritik.

1. September: Die Umbauarbeiten sind abgeschlossen, der Umzug beginnt: Die Universität Erlangen-Nürnberg breitet sich auf das ehemalige Gelände der US-Army in Erlangen aus. In früheren Kasernengebäuden finden die Berufsfachschule für Physiotherapie, das Tumorzentrum und ein Schwesternwohnheim eine neue Heimat.

18. September: Die Deutsche Gesellschaft für Rheumatologie unter der Leitung des Erlanger Prof. Gerd Weseloh tagt in Bamberg. Angesichts der drohenden Gesundheitsreform äußert sie größte Bedenken im Hinblick auf die künftige Versorgung chronisch kranker Menschen.

1. Oktober: An der neugegründeten Fachhochschule Ansbach beginnt der Lehrbetrieb. In drei ehemaligen Kasernengebäuden sind drei Professoren und 83 Studenten die Pioniere.

4. November: Anläßlich des 253. Gründungstages der Universität Erlangen-Nürnberg rechtfertigt Rektor Prof. Gotthard Jasper noch einmal die Entscheidung, Schwerte/Scheider den Doktortitel nicht abzuerkennen. Jasper legt seine Gedanken in einem Vorwort zu einer Dokumentation des Symposions vom Februar dar. Das Heftchen ist binnen eines Tages vergriffen, eine Neuauflage wird nötig.

21. November: Mit einem Symposion über die Bedrohung des Sozialstaats begeht die Evangelische Fachhochschule ihr 25jähriges Jubiläum.

22. November: Die Erlanger Berufsfachschule für Physiotherapie (Krankengymnastik) feiert ihr 40jähriges Jubiläum - mit wenig Freude daran: Man beteiligt sich an zahlreichen großangelegten Protestaktionen gegen die geplante Gesundheitsreform, die sowohl die Betreuung rehabilitationsbedürftiger Patienten als auch etliche entsprechende Berufsstände gefährdet.

28. November: An der Stelle des abgerissenen Physikalischen Instituts wird in Erlangen der Grundstein für ein 40 Millionen Mark teures Klinisch-molekulares Forschungszentrum gelegt. Gleichzeitig wird bekannt, daß das Erlanger Universitätsklinikum als eines von acht in Deutschland für ein großangelegtes Projekt "Gesundheitsforschung 2000" des Bundes ausgewählt wurde.

20. Dezember: Die Philosophische Fakultät II verleiht in Krakau (!) dem polnischen Sprachwissenschaftler Stanislaw Urbanczyk den Ehrendoktortitel. Daß dies als ein "Zeichen" im Hinblick auf den "Fall Schwerte/Schneider" bezeichnet wird, ist wiederum umstritten.

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© Nürnberger Nachrichten 1996