Ansturm aufs Auswahlverfahren
Pilotprojekt an der Wirtschafts-Fakultät in Ingolstadt
- Seit die
Studenten "gesiebt" werden, steigt Zahl der Bewerber

In der gegenwärtigen hochschulpolitischen Diskussion wird immer häufiger die Forderung nach mehr Wettbewerb zwischen den Universitäten laut. Das Recht der Hochschulen, ihre Studenten selbst auszuwählen, ist dabei ein zentraler Punkt.

Die 1989 gegründete Wirtschaftswissenschaftliche Fakultät Ingolstadt (WFI) der Katholischen Universität Eichstätt hat in diesem Zusammenhang erste Erfahrungen mit einem Pilotprojekt vorgelegt. Denn die WFI pflegt - mit Erlaubnis des bayerischen Kultusministeriums - seit letztem Sommersemester ein eigenes Auswahlverfahren, das maßgeblich von den Studierenden initiiert und mit Unterstützung durch die Dozenten der Fakultät durchgesetzt wurde:

In Form von Gesprächen mit einer dreiköpfigen Auswahlkommission (Hochschullehrer, wissenschaftlicher Mitarbeiter und Studierender) steht dabei das persönliche Auftreten, die Argumentations- und Kritikfähigkeit der Bewerber sowie ihre Fähigkeit zur Erfassung und Strukturierung von Problemen im Mittelpunkt. Darüber hinaus wird großer Wert auf die Bereitschaft gelegt, sich für die Belange der Fakultät zu engagieren.

Maximal 360 Bewerber werden zu den jeweils halbstündigen Auswahlgesprächen für die 180 zur Verfügung stehenden Studienplätze für Erstsemester eingeladen. Der Aufwand an Zeit und Arbeitskraft, der mit einem solchen Auswahlverfahren verbunden ist, wird von der WFI bewußt in Kauf genommen. Im Hintergrund steht die Überlegung, daß sich die erhöhte Belastung durch erhöhte Qualität und Motivation der Studierenden auszahlen werde.

Die Erfahrungen mit dem Auswahlverfahren bestätigen nach Angaben der WFI bisher die Erwartungen: Die Zahl der Studienplatzbewerber ist im Vergleich zum Vorjahr jeweils auf mehr als das Doppelte angestiegen. Darüber hinaus hat sich die regionale Herkunft der Studenten in signifikanter Weise geändert. Früher waren Studenten aus Ingolstadt und der näheren Umgebung eindeutig in der Überzahl, inzwischen machen sie nur noch ein Viertel der Studienanfänger aus. Nur ein weiteres Viertel kommt aus Bayern, die anderen aus den anderen Bundesländern und dem Ausland.

Eine der Zielsetzungen des Auswahlverfahrens, eine zu stark regionale Prägung der international ausgerichteten Fakultät zu vermeiden, sei damit schon im ersten Jahr erreicht worden. Befragungen der Studenten des neuen Jahrgangs dokumentierten, daß sich die Bewerber viel intensiver mit der Wahl ihres Studienortes auseinandergesetzt hatten, als es bei Bewerbungen über die ZVS üblich ist.

Die Teilnahme am Auswahlverfahren bedeutete für viele Bewerber zusätzliche Mühen, die als Indiz für die Ernsthaftigkeit des Studienwunsches gewertet werden.

Außerdem habe sich gezeigt, daß sich die ausgewählten Studenten in besonderem Maße in ihrem Fachstudium engagieren und sich aktiv an studentischen Initiativen und Organisationen beteiligen. Das Auswahlverfahren fördere somit die Identifikation der Studenten mit ihrer Fakultät. hlo

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