Kampf gegen gigantische
Wissenslücken
Ein Verein Erlanger Studenten will die Naturwissenschaften besser unter die Leute bringen - Schlichtes Image der Gentechnik war der Anstoß

VON MICHAEL GERSTER

Begonnen hatte es vor vier Jahren. Da machten sich die damals angehenden Biologen Walter Geißdörfer und Dietmar Schäffer Gedanken darüber, warum die Gentechnik in der Bevölkerung so ein schlechtes Image hat. Einig war man sich schnell, daß dies an mangelnder Information liege.

Doch dabei sind die beiden nicht stehengeblieben. Anstatt den Zustand achselzuckend hinzunehmen, entschieden sie sich, etwas dagegen zu tun. Aus diesem Entschluß wurde „Zinf (Zentrum für Interdisziplinäre Naturwissenschaftliche Fortbildung)“, ein Verein mit inzwischen 15 Mitgliedern aus dem Bereich der Naturwissenschaftlichen Fakultäten der Uni Erlangen-Nürnberg.

„Wir sind offen für jeden“, sagt Elisabeth Pook, die ebenso wie inzwischen Geißdörfer am Institut für Mikrobiologige promoviert. Auch sie erachtet die Arbeit von „Zinf“ für absolut notwendig. Selbst bei Biologielehrern, die einen Leistungskurs übernehmen, seien „die Wissenslücken auf dem Gebiet der Gentechnik gigantisch“.

Und das ist sogar verständlich. Denn gerade in den letzten 15 Jahren seien immense Fortschritte gemacht worden und vor allem viele der älteren Lehrer hätten hier ein Defizit. Dieses abzubauen ist auch für die Vereinsmitglieder nicht einfach: Vier Tage Arbeit stecken schon in dem Vortrag, den zum Beispiel Geißdörfer für eine Fortbildungstagung für Biologielehrer erarbeitet hat.

Nicht nur solche Veranstaltungen an sich verbucht „Zinf“ auf der positiven Seite, sondern auch die Tatsache, daß die Lehrer durch den erneuten Gang zur Universität Hemmschwellen abbauen. Die bisherigen Reaktionen der Pädagogen seien zum großen Teil positiv gewesen. „Die sind sonst immer in der Position, alles wissen zu müssen“, sagt Pook, „hier können sie auch mal Fragen stellen.“ Wobei, gibt sie zu, auch sehr kritische Fragen kommen, gerade zum vieldiskutierten Thema Gentechnik.

Man wolle niemanden manipulieren, versichert Geißdörfer. Es sei „Zinf“ von Anfang an darum gegangen, Chancen und Risiken so objektiv wie möglich darzustellen. Daß man gerade bei Lehrern angesetzt hat, hat einen einfachen Grund. Man kann an ein bereits vorhandenes Wissen anknüpfen und die neuen Informationen durch den Unterricht an die Schüler vervielfacht weitergeben. Dadurch werden immer mehr Menschen erreicht.

Sorge um Nachwuchs

Und nur mit der Lehrerfortbildung will es „Zinf“ keinesfalls bewenden lassen. So werden zum Beispiel auch Vorträge zum Thema „Biologiestudium – was nun?“ gehalten. Dabei werden angehende Biologen oder andere Naturwissenschaftler darauf hingewiesen, daß ein Engagement außerhalb der Uni später von großem Nutzen sein kann. Wer zum Beispiel bereits Vorträge an der Volkshochschule gehalten habe, ist später im Vorteil.

Auch die Thematik von „Zinf“ ist keineswegs auf die Gentechnik beschränkt: Geplant sind Veranstaltungen zum Thema „Neue Medien“, etwa darüber, wie das Internet effektiv im Schulunterricht eingesetzt werden kann. Gerade solche Themen sollen den interdisziplinären Charakter des Vereins unterstreichen.

Trotz aller positiven Entwicklung plagt die jetzigen „Zinf-Macher“ jedoch eine gewisse Sorge: Wenn sie erst einmal ihre Dissertation beendet haben und es sie in einen anderen Ort fern des „heimischen“ Instituts verschlägt, braucht man Nachwuchs. Nur wenn der jetzt gewonnen wird, kann „Zinf“ mehr sein als ein vorübergehendes Projekt.

zurück

© Nürnberger Nachrichten