Netz von Kontakten

Frauen in Führungspositionen sind hierzulande immer noch Mangelware. In nur jedem 20. Chefsessel sitzt eine weibliche Führungskraft. Eine Studie der „Union der Leitenden Angestellten“ bestätigt das uralte Klischee: Um in das gehobene Management eines Unternehmens aufzusteigen, müssen Managerinnen mehr leisten als ihre männlichen Kollegen.

33,5 Prozent der befragten Frauen hatten ein abgeschlossenes Hochschulstudium vorzuweisen, weitere 46,1 Prozent einen Doktortitel. Bei den Männern hatten lediglich 25,1 Prozent fertig studiert und nur 35,9 Prozent promoviert.

Trotzdem verdienen weibliche Manager immer noch erheblich weniger als ebenso ausgebildete Kollegen: Hochschulabsolventinnen bringen es lediglich auf 70 Prozent des Gehalts der männlichen Berufsanfänger im Management.

Frauen müssen endlich lernen, sich besser zu „verkaufen“, rät Carola Held vom Expertinnen-Beratungsnetz Hamburg. Doch aller Anfang ist schwer: Weiblichen Führungskräften bläst immer noch kalter Wind entgegen – seien es blanke Vorurteile gegen Frauen, die Angst der Personalplaner vor Schwangerschaften ihrer Managerinnen, oder falsche Karrierestrategien von Studentinnen.

„Wir sind die erste Generation von Frauen, die sich im Beruf außerordentliches Know-how erarbeitet hat. Das wollen wir an jüngere Kolleginnen weitergeben“, sagt Held, selbst beratende Expertin im Hamburger Netzwerk.

Leider betätigen sich Frauen immer noch lieber als Einzelkämpferinnen und lassen die Chance aus, auf das Netz von Kontakten inner- oder außerhalb der Firma zurückgreifen zu können. Viele Männer suchen sich ganz selbstverständlich einen Mentor, der sie fördert, ihnen Erfahrungen weitergibt, auf Möglichkeiten hinweist.

Was Einzelkämpferinnen oft als „Vetternwirtschaft“ abtun, läßt sie im Gegenzug schnell auf dem trockenen sitzen: interne Infos über Firmengepflogenheiten oder offene Stellen dringen zu ihnen gar nicht vor.

Dieses Defizit wollen die rund 20 Netzwerke in Deutschland ausgleichen. Sie sorgen für den nötigen Informationsfluß, geben Know-how an Berufsein- und umsteigerinnen weiter, engagieren sich für gemeinsame Frauenpolitik in Unternehmen.

So zum Beispiel das Expertinnen-Beratungsnetz mit Gründungsort Hamburg und fünf Zweigstellen in Deutschland. Das Motto des an der Uni Hamburg gegründeten Projekts: Expertinnen beraten Newcomerinnen. Über 50 „alte Hasen“, die selbst über langjährige Praxis und Erfahrung in Führungspositionen unterschiedlichster Bereiche verfügen, sind bereit, ihr Know-how weiterzugeben.

Ebenso breit gefächert ist die Palette der Frauen, die praktische Tips und Entscheidungshilfen suchen: Existenzgründerinnen mit Startschwierigkeiten, Hochschulabsolventinnen, die an ihren Karrierestrategien arbeiten möchten oder Mütter, die den Wiedereinstieg ins Berufsleben suchen.

Zuerst füllen die Ratsuchenden einen ausführlichen Fragebogen aus, der von einer Psychologin ausgewertet wird. Nach einem persönlichen Gespräch der beiden, wählt die Psychologin dann die perfekte Expertin als Beraterin und Mentorin aus. Die Beratung ist prinzipiell kostenlos, da die Expertinnen ehrenamtlich arbeiten. Nach Abschluß des Gesprächs ist es allerdings jederfrau freigestellt, einen selbstgewählten Betrag zu spenden.

Gezielte Karriereplanung ist das A und O, um erfolgreich im Beruf zu werden. Zwar besetzen Frauen momentan nur jede 20. Führungsposition in Deutschland – der Trend jedoch zeigt eindeutig nach oben. Hochschulabsolventinnen machen derzeit über ein Drittel des neu eingestellten Führungsnachwuchses aus.

Kontaktadresse: Expertinnen-Beratungsnetz Hamburg, Prof. Dr. A. C. Wagner, Brucknerstr. 1, 22083 Hamburg, Tel. 0 40 / 29 10 26. SUSANN FAULHABER

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