Wettbewerb der Unis
Vorbild Amerika - Kritik von Mittelbau und Philologenverband

Eine Hochschulreform an Haupt und Gliedern hat nach Kultus- und Wissenschaftsminister Hans Zehetmair auch die Landtags-CSU gefordert.

Nur so könne die Hochschule aus ihrer Krise herausgeführt werden, sagte Paul Wilhelm (CSU), Vorsitzender des Hochschulausschusses, in München. Neben Lethargie und Besitzstandsdenken habe bisher vor allem die in Deutschland herrschende Gleichheitsideologie Reformen verhindert, betonte der CSU-Bildungspolitiker. "Was heute geschieht, ist eine Reform der Hochschulstrukturen." Die CSU-Fraktion unterstütze deswegen auch entsprechende Pläne von Kultusminister Hans Zehetmair.

Die Ansicht, daß jede Hochschule gleich gut sein müsse, habe bislang nennenswerten Wettbewerb unter und innerhalb der Hochschulen verhindert, meinte Wilhelm. Er sprach sich dafür aus, die Hochschulen mehr nach amerikanischem Vorbild auszurichten und ihnen eine größere Autonomie einzuräumen. Dafür sollte ein Verwaltungsrat (ähnlich dem amerikanischen Board of Trustees) eingeführt werden, mit Rektor, Prorektoren und einem Kanzler an der Spitze. Um die stärkeren Befugnisse auch effizient umsetzen zu können, sei zu überlegen, ob die Amtszeit des Rektors bzw. Präsidenten nicht verlängert werden sollte.

Qualitätskontrollen

Darüber hinaus muß nach Wilhelms Ansicht die Attraktivität der Lehre gesteigert werden. Bei der Berufung von Professoren sollte neben der fachlichen Qualität auch auf didaktische Befähigungen des Bewerbers größeres Gewicht gelegt werden. Regelmäßige Lehrberichte der Professoren sowie Bewertungen der Lehrleistungen durch die Studenten seien weitere Punkte, um die Lehre zu verbessern.

Besonders gute Lehrleistungen könnten außerdem mit höheren Bezügen und besseren Sachausstattungen belohnt werden. Wilhelm regte an, entsprechend den Fachhochschulen auch für die Universitäten ein Didaktikzentrum zu schaffen.

Ein weiterer wichtiger Punkt betreffe die Verbesserungen bei der Berufung von Professoren. Hier sollte überlegt werden, ob es neben der Habilitation auch andere, ihr gleichwertige Möglichkeiten gebe, herausragende wissenschaftliche Befähigungen nachzuweisen. Mehr Wettbewerb verspricht sich Wilhelm unter anderem auch durch die den Hochschulen zugestandene Möglichkeit, Studenten in zulassungsbeschränkten Fächern teilweise selbst auswählen zu können. Allgemeine Studiengebühren lehnt die CSU-Fraktion jedoch ab. Die Einführung von Gebühren für ein Zweitstudium werde allerdings befürwortet, sagte Wilhelm.

Beamtenrecht ändern

Ganz ähnliche Reformvorschläge hatte zuvor Minister Zehetmair vorgelegt. Er kündigte in einem Zeitungsinterview inzwischen an, in der Bonner Unionsfraktion für eine Änderung des Beamten- und des Besoldungsrechts zu werben. Zehetmair möchte erreichen, daß Professoren ein reduziertes Grundgehalt plus Leistungszulagen für Forschung und Lehre erhalten.

Die Landesvertretung des Akademischen Mittelbaus hat unterdessen bemängelt, daß bei den Vorstellungen der freie Wettbewerb unter den Assistenten fehle. Statt dessen würden ihre Mitsprachemöglichkeiten vermindert und die Professorenhierarchien wieder eingeführt, erklärte Sprecher Werner Schubö. "Damit dürften Bemühungen zur Verbesserung der Lehre, des Managements, der Nachwuchsförderung und der Effizienz der Forschung ins Leere gehen." Die Assistenten fordern deshalb weniger Gängelung und eine angemessene Vertretung in den neuen Leitungsstrukturen der Hochschulen.

Kritisch reagierte außerdem der Bayerische Philologenverband, der vor allem gegen ein Mitspracherecht der Hochschulen bei der Studentenauswahl ist. Der Gymnasiallehrer-Verband hält allein die Abiturnoten für ein geeignetes Auswahlkriterium.    dpa/nn

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© Nürnberger Nachrichten 1996