Angesichts der leeren öffentlichen
Kassen suchen viele Hochschulen zunehmend nach neuen
Einnahmequellen
Unis strecken ihre
Fühler
auch nach Sponsoren aus
Anzeigen im
Vorlesungsverzeichnis als erster Schritt Daneben
wird die Selbstvermarktung durch Fan-Artikel
immer wichtigerVON JOHANNA
HASSE
Man stelle sich vor: Durch die Straßen
Erlangens laufen die Studenten mit Baseballkappen,
Sweatshirts und Regenschirmen, auf denen das Wappen der
Friedrich-Alexander-Universität (FAU) leuchtet. Zu ihren
Prüfungen gehen sie mit Krawatten und Halstüchern,
gemustert mit den Köpfen der beiden Gründungsväter
und ihr Feierabendbier trinken sie aus einem Krug,
verziert mit dem Siegel der Hochschule.
So weit ist dieses Szenario gar nicht
entfernt: In Erlangen und anderen Hochschulstädten gibt
es bereits Geschäfte, die verschiedene Waren mit dem
jeweiligen Uni-Logo verkaufen. Vorbild für diese
Entwicklung ist unter anderem Großbritannien, wo
praktisch jede Universität Fan-Artikel
anbietet.
In Zeiten leerer Kassen sind die
Hochschulen dankbar für jede Finanzspritze. Die
Vermarktung des eigenen Logos ist eine Möglichkeit,
zusätzlich an Geld zu kommen. Ein anderer Weg ist
Sponsoring: Diese Vorlesung wird Ihnen präsentiert
von. . . auf riesigen Werbetafeln im
Hörsaal? Auch diese Vorstellung ist längst keine
Zukunftsmusik mehr.
Eine Pionierrolle in Deutschland
übernahm dabei die Technische Universität Dresden:
Sinnigerweise waren es dort Marketingvorlesungen, die
mittendrin von Werbespots eines
Unterhaltungselektronik-Giganten unterbrochen wurden. Das
Experiment brachte der TU insgesamt 5000 Mark, wurde aber
bald wieder eingestellt. Die Sorge, das Image der
Hochschule könnte dadurch Schaden erleiden, war
letztlich doch zu groß.
In Karlsruhe vermietet die Uni
Werbeflächen auf dem gesamten Campus. In
Nordrhein-Westfalen werben Krankenkassen auf
Mensaservietten für gesunde Ernährung und
Sparkassen auf Studienbescheinigungen. In Zeiten
der Geldknappheit ist Hochschulsponsering grundsätzlich
positiv zu bewerten, meint Alfred Steinhäußer,
Controller der Universität-Erlangen-Nürnberg.
Dennoch ist Sponsoring zur Zeit kein
konkretes Thema an der FAU, weil die Einnahmen
zusätzlicher Gelder aus solchen Projekten noch nach
München abgeführt werden müssen, erklärt
Steinhäußer. Wenn die kommende Hochschulreform den
Hochschulen mehr Finanzautonomie gewährt, könnte sich
das sehr schnell ändern.
Einstweilen erkundet die FAU das Feld
mit anderen Projekten, die nicht als eigentliches
Sponsoring gelten. Zum Beispiel gibt es Annoncen im
Vorlesungsverzeichnis, die helfen sollen die Druckkosten
zu senken. Buchhandlungen werben auf diese Weise um
Kunden, aber auch Reisebüros und Banken.
Auch die Barmer Ersatzkasse ist im
FAU-Vorlesungsverzeichnis mit einer Anzeige vertreten.
Sponsoring im klassischen Sinne, das mit dem Recht
auf kommunikative Nutzung seitens der kommerziellen
Unternehmens verbunden ist, betreibe die Kasse
allerdings nicht, sagt Rainer Hofmann, Leiter der
Abteilung Marketing und Vertrieb dafür sei
zuwenig Geld da.
Nicht nur das Vorlesungsverzeichnis
kann als Werbeträger dienen: Um die Studenten auf sich
aufmerksam zu machen, wirbt das Theater Erlangen auf den
Ausleihscheinen der Universitätsbibliothek. Wir
machen Bücher lebendig, lautet der Slogan.
Eine enge Zusammenarbeit der FAU gibt
es traditionell mit Siemens. Geräte werden zur
Verfügung gestellt, Forschungsaufträge erteilt,
Trainingsprogramme für Studenten organisiert, erklärt
Jürgen Flinzberger, Leiter der Siemens-Abteilung
Hochschulnachwuchssicherung. Sponsoring im eigentlichen
Sinne, das den Geld-, Sach- oder Dienstleistungsgeber in
der Öffentlichkeit deutlich macht, ist das allerdings
nicht. In Erlangen, sagt Flinzberger,
müssen wir nicht werben.
Die Universität zum Imagetransfer
nutzen möchte hingegen die Privatbrauerei Kitzmann: 500
Krüge mit dem Logo der FAU hat man der Universität
kostenlos zur Verfügung gestellt. Ein beliebtes
Geschenk, erklärt Mitinhaber Peter Kitzmann,
allerdings nur für auserlesene Gäste, Delegierte
und besondere Persönlichkeiten. Nicht zu vergessen
ist folgender Deal: Dafür, daß Kitzmann das
Schloßgartenfest mit Bier beliefert, muß die FAU keine
Miete für die über 700 Biertischgarnituren zahlen.
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