Adler verpflichtet

Wenn der erfahrene Schlemmer den Namen „Schwarzer Adler“ hört, dann fällt ihm wohl zuerst Franz Kellers berühmtes Restaurant am Kaiserstuhl ein; ißt sich der Gourmet durch die Region, erinnert er sich womöglich an das gleichnamige Lokal in Kraftshof (Nürnberg).

Daß sich mit dem „Schwarzen Adler“ aber auch im Kern des alten Uttenreuth bei Erlangen ein Schlemmertreffpunkt der besonderen Art etabliert hat, mag manchem noch unbekannt sein.

In einem wunderschönen Fachwerkhaus, das der Gemeinde gehört und von ihr liebevoll restauriert wurde, kocht seit einem Jahr ein Winzersohn von der Mosel, der sich seine kreativen Fähigkeiten bei ausgezeichneten Kollegen erworben hat: so bei Lothar Eimermann im Schloßhotel „Friedrichsruhe“ und bei Pierre Pfister, zu dem heute die Münchner in den „Bayerischen Hof“ strömen.

Walter Lehmen-Stubbe, unserem Mann in Uttenreuth, gelingt ein kulinarischer Spagat in virtuoser Weise, denn in seinem „Adler“ kommt sowohl der verwöhnte Gaumenfreund zu seinem Recht als auch derjenige, der die traditionsreiche fränkische Küche mit Schäufele und Sauerbraten schätzt.

Daß der Chef, der im einstigen Nürnberger „Amaranth“ fleischlose Delikatessen zubereitete, auch ein Freund der leichten, vegetarischen Küche ist, erkennt man an den raffinierten Speisen, die ebenfalls täglich die gut ausgewählte und abwechslungsreiche Menükarte zieren.

„Piccata von Zucchini in Tomaten-Basilikum-Sauce und Butternudeln“ (17 Mark) oder „Gemüsetempura in Kichererbsenmehl gebacken“ (16,50 Mark) verführen die Gäste immer häufiger dazu, gut und gesund zu speisen. Zu einem Renner haben sich die „Tagliatelle mit gebratenen Scampis“ und Salatbouquet (14,50 Mark) entwickelt, aber auch leckere Vorspeisen wie „Auberginenröllchen gefüllt mit Schafskäse auf Tomatenvinaigrette“ (8 Mark).

Seine Vorliebe für ausgefallene Fischgerichte rührt bei Walter Lehmen-Stubbe daher, daß er während seiner Ausbildung im Hamburger „Fischereihofrestaurant“ am Herd stand. „Rotzungenfilet im Spinatmantel poschiert, Kräuterhirse und geschmelzte Tomaten“ (24 Mark), aber auch die Seeteufelmedaillons belegen eindrucksvoll sein Können. Selbst die fränkische Spezialitätenkarte enthält stets ein Fischgericht, so etwa Waller statt des obligatorischen Karpfens oder den bei Feinschmeckern immer beliebter werdenden Zander.

Auch die originell zubereiteten, delikaten Fleischspeisen lassen aufhorchen, zum Beispiel „Kaninchenleber mit gebratenen Austernpilzen in Madeirasoße und Nußreis“ (26 Mark). Hervorragende weiße „Möselchen“ aus dem elterlichen Weingut des Chefs und die Öko-Biere der Neumarkter Lammsbräu sind die idealen Begleiter der mit Sorgfalt zubereiteten Gerichte. Krönender Abschluß eines Menüs sind die köstlichen Desserts wie etwa Apfeltorte mit Walnußeis, deren Rezept der Koch wie ein Staatsgeheimnis hütet, oder soufflierte Orangenfilets.

Da frische Produkte bei der Zubereitung aller Speisen selbstverständlich sind, überzeugt diese Küche jeden, der sich an einem der geschmackvoll gedeckten Tische niederläßt. Claudia, die Ehefrau des Kochs, leitet souverän und umsichtig den Service. Was das Uttenreuther Traditionslokal besonders auszeichnet, sind die vielfältigen Möglichkeiten, Feste zu feiern. Je nach Personenzahl und Anlaß findet man in unterschiedlichen Räumen – vom Weinkeller bis zum großen Saal – den passenden Rahmen. DIETHARD HENNIG


Gasthof, Hotel, Restaurant „Schwarzer Adler“, Marloffsteiner Straße 17, 91080 Uttenreuth, Telefon (0 91 31) 5 35 40; geöffnet 12–14 Uhr und 18–23 Uhr, Montag Ruhetag; rund 100 Plätze, im Biergarten 80.

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