Frühlings-Erwachen Langwasser
gilt nicht gerade als Naherholungsgebiet. Nürnbergs
Citybewohner jedenfalls machen keine Ausflüge in die
südliche Vorstadt, um dort gemütlich einzukehren. Und
wer hier wohnt, sucht lieber das Weite, um gastronomische
oder andere aushäusige Vergnügen zu finden.
Das ist die Crux der dort angesiedelten Hotels,
deren bequeme Nähe zu Messegelände, Auto- und U-Bahn
zwar Schlafgäste anlockt, aber der Küche kaum
Laufkundschaft beschert. Zumal Hotel-Restaurants bei
Feinschmeckern kaum einen besseren Ruf genießen als das
Lufthansa- oder Bundesbahn-Catering. Dagegen anzukochen
ist heutzutage schwer, da Waigel den Geschäftsleuten
kein Essen mehr ausgeben will. Aber wie fängt man
Selbstzahler? Mit Phantasie und Qualität. Und beides hat
Oskar Schlag, Besitzer der Arvena-Hotels, in sein
Arve investiert.
Schon rein äußerlich hebt sich das Restaurant
ab vom standardisierten Beton-Umfeld. Es liegt separat
gegenüber dem Hoteleingang, erreichbar durch das Lokal
Wintergarten. Eine schmucke Oase in Blau,
elegant im Landhaus-Stil eingerichtet, eingerahmt von
feinstem Zirbelholz; daher auch der Name (Arve ist das
botanische Wort für Zirbelkiefer). Im Programm der
kulinarisch wechselnden Gastspiele stehen derzeit
Frühlingswochen. Allein die Vorstellung
davon macht Appetit, wenn die Aussichten so trübe sind
wie an diesem Wochenende.
Der Besucher tut gut daran, das Vier-Gang-Menü
zu ordern, das Küchenchef Jürgen Ultsch für die
Jahreszeit zusammengestellt hat: Rotbarbe vom Grill in
leichter Kräutermarinade mit Blattsalaten;
Frühlingslauchsuppe mit Buttercroutons; mit Käse
gefülltes Kalbsnußschnitzel, dazu
Tomaten/Basilikum-Risotto; zum Dessert Minzsorbet mit
Früchten. Die liebevoll und attraktiv präsentierten
Speisen schmecken nicht nur tadellos (besonders
hervorzuheben sind Suppe und Risotto), sondern sind für
58 DM vergleichsweise preiswert.
Wer Gerichte à la carte bestellt, muß deutlich
mehr berappen. Das Angebot ist klein und exquisit
wie üblich in Gourmet-Restaurants und ziemlich
teuer: Die bayerischen (!) wunderbar zarten
Rinderfiletmedaillons sind zwar ein Genuß, aber sie
kosten auch 40 DM. Und doch sind wir des Lobes voll
für das gelungene Amuse-bouche, die frischen,
warmen Brötchen, den gut temperierten offenen Wein und
nicht zuletzt für den versierten, freundlichen Service.
Und zu einem einzigen Espresso gibt es eine ganze Schale
voller kleiner Leckereien (Friandises, fein
ausgedrückt). KERSTIN MÖLLER
Restaurant Arve, Görlitzer
Straße 51, Nürnberg-Langwasser, Telefon: (09 11) 8
92 20; 60 Sitzplätze; geöffnet von Montag bis
Samstag von 12 bis 14 Uhr und von 18 bis 22 Uhr (warme
Küche); geschlossen an Sonn- und Feiertagen und am
Samstagmittag; mittlere, teilweise hohe Preisklasse;
Tischreservierung empfehlenswert.
|