Die Kunst der Verführung

Basilikum braucht gemeinhin viel Sonne, um sein wunderbares Aroma zu entfalten. In seltenen Fällen gedeiht das Gewürz auch im Schatten, wenn es pfleglich und liebevoll behandelt wird. Von solchen Ausnahmen sollte der Gast allerdings wissen: Ein Lokal mit dem Namen Basilikum weckt nun mal Assoziationen; man denkt an Sommer, Sonne, Italien, an eine berankte Pergola und blankgescheuerte Tische.

Doch solche Erwartungen werden in der Unwirtlichkeit der Erlangener Ausfallstraße, wo der Abend sich wie Blei auf das Viertel senkt, nicht erfüllt. Von außen betrachtet wirkt das Restaurant wie die gastronomische Dependance des danebenliegenden Hotels, wo sich am Abend einsame Vertreter-Singles noch eine Wurstplatte mit Bier genehmigen. Doch schon beim Entree erlebt der verunsicherte Besucher eine Überraschung: Er taucht ein in distinguierte Vornehmheit, in einen kleinen Salon von cremefarbener Blässe. Die Tische sind festlich gedeckt, es herrscht eine angenehme Stimmung. Sehr aufmerksam, freundlich und kompetent der Service. Am Nebentisch wird feierlich ein Rotwein dekantiert. Die Perfektion der feinen Art gehört zum Standard.

Die Speisekarte, kalligraphisch ausgeführt, bietet zwei Menüs zu 95 und 82 Mark. Wir lassen uns von den raffinierten Vorspeisen verführen und probieren Kräutercarpaccio vom Lammrücken mit Trüffelkäse und Salatbouquet (24 Mark), danach die pikante Fischsuppe „Cacciucco“ und das Rucola-Süppchen mit Saibling – sehr delikat. Perfekt auch das raffinierte Einfachgericht, dessen Duft bereits betört: die Trüffeltagliarini (26 Mark). Natürlich müssen wir auch das Pilzrisotto nach Tante Theresa (25 Mark) kosten – ein Gedicht, von hervorragendem Eigengeschmack die Pfifferlinge und Steinpilze. Überhaupt Risotto - endlich kommt es auch hierorts öfter auf den Speiseplan. Sensationell die Weinkarte, ein ganzes Buch mit herausragenden Angeboten, vor allem aus Australien.

Ein kleines, exquisites Restaurant – wie ist das möglich hierorts, wo man es nicht für möglich hält? Koch und Betreiber des „Basilikum“ ist Stephan Unger, ein gebürtiger Franke, der lange Zeit im Tessin das Gourmet handwerk lernte und seine Liebe zur italienisch-französischen Küche entdeckte. Vor sieben Jahren ging er zurück in die Heimat, um dort die blaue Blume der Gastronomie in den Dunstkreis der Siemensgeschäftigkeit zu pflanzen. Als Meister der unverkrampften Kreativität schwört Unger perfekte Produkte und ihren unverfälschten Eigengeschmack. Aber wie kann er sich heutzutage solche Feinheiten noch herausnehmen, wo man für die teure Schlemmerei meist ein Alibi braucht, wo der 80. von Oma im Landgasthof gefeiert wird und die Spesenherrschaften am Essen sparen, wenn's der Finanzminister nicht mehr subventionieren mag?

Restaurant „Basilikum“, Erlangen, Äußere Brucker Straße 90, Telefon: 09131/ 373 33; 40 Plätze, dazu 12 im Nebenraum; geöffnet von Dienstag bis Freitag und am Sonntag von 12 bis 14 und von 18 bis 21.30 Uhr (warme Küche); samstags nur abends geöffnet; Montag Ruhetag; gehobene Preisklasse (Menüs von 60 bis 95 Mark). Tischreservierung empfehlenswert.

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