Frischer Wind in alten Mauern

Als sogenanntes Vorwerk für den Bau der Cadolzburg im gleichnamigen Ort des Landkreises Fürth entstanden zwei Bauhöfe: ein Werkhof, wo – flapsig ausgedrückt – Steine geklopft wurden, und ein Bauernhof mit Brauerei, um die Bauleute der Burg zu ernähren. Urkundlich erscheint der Burgenname erstmals 1157, die Bauhöfe dürften weit älter sein.

Der landwirtschaftliche Hof blieb über die Jahrhunderte hinweg bestehen. Die Vorfahren der heutigen Besitzer erwarben Anno 1645 die Hälfte des stolzen Anwesens von der Familie Hacker, deren Wappen noch heute die Fassade der „Gaststätte Bauhof“ ziert. Der Bauernhof und das Gasthaus der Familien Stöber und Herz hatten im Lankreis schon immer einen guten Ruf. Im Jahr 1991 pachtete Michael J. Rögner die Gaststätte, die vorher zehn Jahre geschlossen war. Der junge Chef hat sein Handwerk von der Pike auf im adidas-Sporthotel gelernt. Danach steckte er in der Schweiz, in Frankreich und Österreich seine Nase in fremde Kochtöpfe.

Zuerst führte Rögner das Cadolzburger Haus in Personalunion mit seinem Lokal in Neustadt an der Aisch; seit 1993 konzentriert er sich ganz auf den „Bauhof“. Und seither weht ein frischer Wind durch das alte Gemäuer. Eine junge und fröhliche Mannschaft baute Schritt für Schritt ein inzwischen über die Landkreisgrenzen bekanntes Lokal auf.

Erfreulich, daß der „Bauhof“ blieb, was er war. Da gibt es nichts Pseudorustikales. Die schöne Holzvertäfelung und der Dielenfußboden haben Geschichte. Der Hof verwandelt sich im Sommer in einen Biergarten. Der Platz ist mit rötlichem Granitkatzenkopf gepflastert, bestens harmonierend mit dem Sandsteinsockel des Fachwerkhauses. Die Gartenstühle sind aus Holz und Eisen. Das Grün hinterm schlichten Zaun erinnert an einen alten Bauerngarten.

Die Speisekarte weist den „Bauhof“ als bodenständig fränkisch aus, doch auch der Genießer kommt auf seine Kosten. Der Schweinebraten in Biersoße mit Klößen und Salat für 12,50 Mark, der Sauerbraten in Lebkuchensoße mit Klößen und Apfelblaukraut (17,80 DM) schmecken köstlich wie bei Muttern. Man kann aber auch Filetspitzen in Cognac-Pfefferrahm oder Hirschgulasch mit Preiselbeeren genießen.

Wer nach einer Wanderung ordentlich Hunger hat, ist hier richtig. Wer nicht ganz so große Portionen packt oder wer nur einfach eine der vielversprechenden Vorspeisen probieren will – etwa Geflügellebermousse auf Rucolasalat in Himbeeressig – ebenfalls. Gibt es doch erfreulicherweise auch halbe Portionen: das Irish Stew während der derzeitigen Lammwochen – die Tiere stammen aus eigener Aufzucht – etwa als „Vorspeise“ auch zum halben Preis (7,50 Mark). Da bleibt dann sogar noch Platz für eines der Desserts (5,80 bis acht Mark), zum Beispiel fränkisch: Apfelküchle auf Vanillesoße mit Eis oder ganz edel: Amaretto-Mandelparfait mit Rum-Datteln.

ERIKA SCHNEIDER

„Gaststätte Bauhof“, Bauhof 1, 90556 Cadolzburg, Telefon (0 9103) 87 51; täglich geöffnet von 11.30 bis 14 Uhr und von 18 bis 24 Uhr, warme Küche von 11.30 bis 13.30 und von 18 bis 21.30 Uhr, am Sonntag durchgehend von 11.30 bis 21 Uhr; 70 Plätze in drei Stuben, 80 Plätze im Biergarten; in der Bauhofscheune können bis 150 Gäste feiern.

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