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Für fränkische Feinschmecker Schule, Kirche und Wirtshaus das waren einst die tragenden Säulen jedes Dorfes. Doch die Zeit der alten Dorfschenken ist abgelaufen: Kaum ein Wirt kann noch allein von seinen Nachbarn und ein paar Städtern leben, die es auf einen billigen Sonntagsbraten abgesehen haben. So hatten auch die Inhaber des Landgasthofs Böhm in Rothaurach (westlich von Roth) vor der Frage gestanden, wielange die Kräfte noch reichen. Doch ihre Entscheidung, den Betrieb in der nunmehr fünften Generation weiterzuführen und nach neuen Ufern zu streben, haben Georg und Frieda Bär bisher nicht bereut: Die Nachwuchsgastronomen investierten kräftig auch in Umwelttechnik und haben ihr Haus längst zu einer begehrten Adresse vor allem für Gesellschaften aller Art gemacht. Dabei hat der Stammtisch in dem uralten Anwesen seinen vertrauten Platz am alten Kachelofen behalten und auch sonst herrscht eine eher familiäre und betont kinderfreundliche Atmosphäre. So finden sich hier alteingesessene Landwirte neben Neubürgern und Geschäftsleute neben Radausflüglern. Wer einmal etwas länger warten muß, bewältigt dafür eine der stattlichen Portionen vielleicht etwas leichter etwa den fränkischen Lendenspieß mit der köstlichen Majoransoße oder das Rumpsteak, das auf einer üppigen Ratatouille-Grundlage schwimmt. Fischliebhaber sind mit Lachsmedaillons oder Zander und Rotbarsch nicht ungewöhnlich, aber allemal gut bedient. Seinen Schwerpunkt hat Georg Bär, der in der Küche Regie führt, auf die fränkische Küche gelegt mit dem Ehrgeiz, sie in der Zubereitung wie in der Darbietung zu verfeinern und um ausgesuchte Spezialitäten zu ergänzen. So wartet er mit Leberwursttöpfchen, Pressack und Stadtwurst ebenso auf wie mit dem seltener zu findenden Lammgulasch oder den Hollunderküchle für Schleckermäulchen ein Gedicht! Frittiert wird übrigens mit besonders bekömmlichen Rapsöl, das kalt gepreßt auch zum Mitnehmen angeboten wird. Die Karte ist vergleichsweise schmal, denn den Gast zum Wälzen dicker Bücher zu zwingen, ist dem Wirt ein Greuel. Dazu kommt, daß die Küche nur eine überschaubare Palette wirklich stets frisch zubereiten kann samt aller Nudeln, Soßen und der meisten Eissorten. Dafür wechselt das Angebot wöchentlich. So kann auch, was einen bei der Lektüre des Aushangs im Schaukastens am Eingang locken mag, nicht mehr aktuell sein. Eine Alternative findet sich allemal:
Je nach Saison und Verfügbarkeit gesellen sich zum
Standardrepertoire wie jüngst während der
Spargelperiode tägliche Angebote in
überraschender Vielfalt. Auf Anfrage erfüllt die Küche
ohnehin fast alle Wünsche und das zu rundum
moderaten Preisen. WOLFGANG |
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