Pizza von Enzo – was sonst?

Es gibt einige wirklich wichtige Dinge im Leben, die sind schwer zu finden: Vom Mann fürs Leben wollen wir hier erst gar nicht reden. Schon die Fahndung nach dem idealen „Stamm-Italiener“ an der Ecke ist kompliziert genug, hat das „auserwählte“ Lokal doch jede Menge unterschiedlichster Kriterien gleichzeitig zu erfüllen.

Das Interieur sollte geschmackvoll-gemütlich sein, aber nicht so edel, daß eine heruntergefallene Gabel ein Verbrechen ist. Die Räume müssen hell und geräumig sein, aber nicht so weitläufig, daß die Gäste nach der Mahlzeit vergessen haben, wo der Ausgang geblieben ist. Trotz musikalischer Berieselung (unabdingbar wegen der Stimmung) soll sich der Besucher immer noch unterhalten können, ohne daß ihm nach dem Essen die Ohren ab- oder die Stimmbänder herausfallen.

Und – das ist das Wichtigste überhaupt – die Bandbreite der Speisekarte muß so weit reichen, daß der Gast nicht nur abends mal schnell in der Jogginghose hereinschlappen und zum Spätkrimi eine Pizza abholen, sondern sich genausogut hier mit Geschäftspartnern oder der neuesten Flamme verabreden kann, ohne sich wegen des kulinarischen Angebots bis auf die Knochen zu blamieren.

Gottseidank, wir haben ihn nun endlich gefunden, „unseren Italiener“. Da, wo wir ihn niemals vermutet hätten, im öden Betondreieck rechts neben dem Hauptbahnhof zwischen den Eisenbahngleisen, dem Carlton- und dem ICE-Hotel. Dort, wo früher ein Parkplatz war, schwingen Wirt Enzo Pennauaria und seine Ehefrau Carmen seit ungefähr einem Jahr gekonnt den Kochlöffel - und haben in der Steinwüste eine kulinarische Oase geschaffen.

Vor allem aber hat uns Enzo den Glauben an die Pizza wiedergegeben. Im Gegensatz zu dem schlabbrigen, zähteigigen, meist mit tiefgefrorenen Zutaten belegten Prolo-Etwas, das gemeinhin an allen Ecken als italienische Spezialität verkauft wird, ist seine Pizza (von 10,50 bis 16,50 Mark) ein Gedicht: Im Holzofen gebacken, der Teig knusprig dünn, der Rand krisp, aber nicht zu hart, und der Belag immer frisch – von den obligatorischen Tomaten und Mozzarella bis hin zu Artischocken, Auberginen, Meeresfrüchten, und, und, und. Die Wahl zwischen den über 20 verschiedenen Sorten fällt jedesmal schwer.

Natürlich ist auch das restliche kleine, aber umso feinere Speisenangebot, je nach Saison wechselnd und liebevoll mit Kreide täglich auf einer Tafel festgehalten, wahrhaftig nicht von Pappe. Die „Saltimbocca alla Romana“ (25 Mark), so hörten wir von einem Freund, seien „super“ gewesen sein, auch der „Seeteufel alla Pescatore“ (29 Mark), schwärmte ein Kollege ein anderes Mal, war „köstlich“. Und: Es sah auch jedesmal hervorragend aus. Mehr aber können wir dazu nicht sagen, weil wir selber letztendlich doch rückfällig wurden und wieder „nur“ eine Pizza bestellten.

Noch haben wir uns nämlich durch die Sorten noch nicht ganz durchprobiert. Und wir werden nicht eher etwas anderes ordern, bis wir wirklich wissen, ob die Pizza „Mediterraneo“ nicht vielleicht doch noch eine Nuance besser mundet als die Pizza „Gamberetti eaglio“, die momentan auf unserer Hitliste ganz oben steht. Es wird nicht mehr lange dauern . . .

ELISABETH JÄNDL

Osteria „Da Centro“, Eilgutstraße 10, Nürnberg. Telefon: 0911 22 60 15. Geöffnet: Mo. bis Fr. 11 bis 14 Uhr und 17.30 Uhr bis 24 Uhr. Sa./So. erst ab 17.30 Uhr. Warme Küche bis Mitternacht. Kein Ruhetag. Innen 80 Plätze, auf der Terrasse 70 Plätze.

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