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Chili und Curry, die feine Duftnote Eine gute Neuigkeit ist zu vermelden: Das Restaurant Etage in der Großweidenmühle bittet wieder zu Tisch. Nichts hat sich verändert, rein äußerlich betrachtet das Interieur zeigt ungeschminkt sein altes, schönes Gesicht. Doch in der Luft liegt eine exotische Duftnote, zitronig-würzig, anregend. Die Überraschung kommt aus der Küche: Sie bietet jetzt Thai-Kost. Das mag den früheren Stammgast mit Appetit auf französisches Essen vielleicht verdrießen. Läßt er sich jedoch auf die ihm ungewohnte Kost ein, wird er es nicht bereuen. Zur Einstimmung sollte er gefüllte, gebackene Muscheln probieren (13 Mark), eine duftige Köstlichkeit; und dann auf jeden Fall Tom Yam (10 Mark), die bekannteste der für Thailand typischen sauren und scharfen Suppen, aromatisiert mit Limonenblättern und Zitronengras, mit einer Einlage von Garnelen und Austernpilzen. Aber Vorsicht vor den winzig kleinen roten Schotenringen! Diese Miniatur-Chilis (sie heißen Vogelaugen) sehen ganz harmlos aus, aber wehe, wenn man draufbeißt! Überhaupt man muß nicht alles essen, was bei Thais auf den Teller kommt. Manches Blättchen oder Stengelchen dient nur der Würze, nicht der Verdauung. Danach zur Beruhigung was Mildes, die gebratene Ente mit Cashewnüssen (23 Mark) oder das Filet vom Zackenbarsch, im Dampf gegart mit Limonensauce (25 Mark). Oder doch lieber ein Curry? Kenner allerdings werden Laab (18 Mark) bevorzugen (weil diese Spezialität aus dem Nordosten Thailands nur selten bei uns angeboten wird) eine höllisch scharfe Hackfleisch-Delikatesse. Ob salzig oder fischig, süßlich-scharf oder säuerlich-minzig den schönsten Genuß beim Essen verschaffen die Wechselbäder. Darum sollte der Gast ein paar Mitesser mitbringen, dann kann jeder von jedem Teller probieren, was nach der zwanglosen Etikette der Thais (die niemals mit Stäbchen essen) erlaubt und gewünscht ist. Wenn Manfred Münnich, Chef des Gourmet-Restaurants Biss, seine Mühle asiatisch einstimmt, dann bedeutet das nicht, daß er dem neuen Gastro-Trend Go east nachläuft. Schließlich steht zu befürchten, daß auch die hiesige Thai-Küche sich dem Euro-Einheitsgeschmack anpaßt (wie die meisten Chinesen mit ihrem Chop Suey). Da genügt es meist schon, daß irgendwas Kleingeschnippeltes in einer scharfen Sauce schwimmt. Dieser Unart will Münnich entgegensteuern. Sein Vorteil: Er kennt und liebt Thai-Gerichte, und er spricht Thai. Seinen Koch Sanae und Köchin Niang hat er aus renommierten Restaurants in Bangkok abgeworben und nach Nürnberg geholt. Als Wirt mischt er sich selten ein, er fungiert als Testesser, der nur Einspruch erhebt, wenn ihm Tränen in die Augen steigen. Mehr Zugeständnisse will Münnich nicht machen. Also gibt es auch kein Brot zum Essen, keinen Käse zum Nachtisch. Schon bei dem Wort Käse haben seine Köche die Augen verdreht. Käse ist für Thailänder das Schlimmste, einfach ungenießbar. KERSTIN MÖLLER Restaurant
Etage, Thai-Küche, Nürnberg,
Großweidenmühlstraße 9, Telefon: (09 |
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