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Schätze aus Wald und Flur Breit öffnet sich das Tal an seinem Ausgang bei Forchheim. Doch schon nach wenigen Kilometern entlang der Wiesent flußaufwärts wird es allmählich enger. Das Walberla liegt hinter uns, Ebermannstadt ist passiert. Die Straße folgt den immer stärkeren Windungen des Wasserlaufs. Links und rechts der Wiesen wachsen die Felstürme empor. Bauern verkaufen am Wegesrand die Früchte ihrer spätsommerlichen Ernte. Das Herbstlaub glänzt im Schein der Sonne. Diese landschaftliche Idylle ist vielfach besungen worden. Das Herz der Fränkischen Schweiz schlägt entlang der Wiesent. Mittendrin: die Ortschaft Muggendorf, neben Streitberg der älteste Luftkurort in der Gegend. Fränkische Gastlichkeit hat hier Tradition, ganz besonders im Hotel Feiler. Auch ausländische Gourmet-Führer weisen auf das Feinschmeckerlokal hin. Die besondere Note des Hauses entspringt einem Hobby des langjährigen Patrons. Von Frühjahr bis in den tiefen Herbst ist Horst Feiler nahezu täglich unterwegs, um in Wald und Flur das zu ernten, was andere übersehen. Der Seniorchef des Lokals ist ein leidenschaftlicher Sammler von Wildkräutern und Pilzen. So bereichern Bärlauch, Knoblauchrauke, Natternknöterich, Löwenzahnknospen, Tannespitzen und Brennessel die Speisen genauso wie Steinpilze, Morcheln, Grüner Ritterling oder Herbsttrompeten. (Wer näheres erfahren mag, schaue in dem schönen Buch mit dem Titel Kochen mit Wildkräutern nach, in dem Horst Feiler gemeinsam mit Renate Kubli vom Laufer Industriemuseum lehr- und sinnenreich Nachhilfe in Kräuterkunde gibt.) Vor dem Fachwerkhaus, in dem der Großvater 1895 eine Weinschänke eröffnete, grüßen die beiden Spaniels Felix und Florian. Die fränkische Stube ist der älteste Teil des durch viele An- und Erweiterungsbauten verwinkelten Restaurants. Familiär geht es zu, persönlich eben, wie es heutzutage selten geworden ist. Vielleicht ist gerade auch deshalb Weltstar Anthony Quinn schon zum Stammgast geworden. Hier sitzt es sich gut, hier ist gut sein. Der mit Prosecco aufgegossene Cassis ist hausgemacht. Zur Einstimmung offeriert Küchenchef Klaus Feiler Schwiegersohn des Kräuterspezialisten ein lauwarmes Kalbskopf-Carpaccio mit einer leichten Tomaten-Vinaigrette. Das Mittagsmenü (45 Mark) ist abgerundet: Die Kartoffelsuppe entpuppt sich als köstliche Vorspeise, in der Pfifferlinge die Hauptrolle spielen. Das Thema setzt sich fort: Rehsteaks auf Rahmpfifferlingen mit Nußspätzle und Gemüse passen in die Jahreszeit. Zum Abschluß läßt ein Mascarponeparfait mit Aprikosensauce keine Wünsche offen. Oder wie wär's mit einer Speisenfolge à la carte? Zum Beispiel: Eine Suppe von der krausen Glucke mit Gemüsewürfelchen und Croutons (17,50 Mark). Danach ein gedünsteter Steinbutt mit buntem Pilzragout auf Champagnersauce (46,50 Mark). Und als süßer Gaumenverführer ein Zwetschgengratin mit Vanilleeis (16,50 Mark). Zu all dem hält die reichhaltige Weinkarte die passenden Begleiter parat. Mit der köstlichen Zubereitung vieler
Waldgewächse, der frischen Produkte aus dem Bauerngarten
und der Landwirtschaft zeigt sich Feilers Küche ganz
besonders der Region, ja: der Heimat verbunden. Ein
solches Stück (Koch-)Kultur sucht seinesgleichen.
SIEGFRIED Hotel Feiler, Oberer Markt |
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