Ein Stern im Pegnitztal

Kulinarische Wanderer haben ganz bestimmte oder gar keine Erwartungen, wenn sie ein Wirtshaus zum ersten Mal ansteuern. Was sie allerdings im „Goldenen Stern“ zu Alfalter erwartet, kommt gänzlich unerwartet: Die Gaststube in einem der spitzgiebeligen Bauernhäuser des 288-Seelen-Dorfes zu Füßen der Riffler-Felsen in der Hersbrucker Schweiz ist so üppig dekoriert, daß es einem vor Staunen fast die Sprache verschlägt. Um es vorweg zu sagen: Diese Art von Inneneinrichtung braucht einem nicht zu gefallen, aber den „Goldenen Stern“ mit seinem hervorragende Essen und den freundlichen Wirtsleuten Vera, Hans und Linda Krämer – den muß man einfach mögen. Und vielleicht erwärmt dann mancher auch sein Herz für ein besonders hübsches Trockensträußchen oder ein Sammeltäßchen mit einem Spruch von anno dazumal.

Wir aber erwärmen uns zunächst einmal an einem kleinen Hausvorgericht, einer würzigen Brühe mit Fleischklößcheneinlage. Nebenbei lesen wir die Speisekarte, die nicht – wie andernorts – wegen ihrer Unüberschaubarkeit lange studiert werden muß. Sieben typisch fränkische Tagesgerichte stehen an diesem Samstag zur Auswahl, angeführt vom Schäuferle für 16,50 Mark. Es kommt aus dem Holzofen, den die Krämers partout nicht herausreißen wollten, als sie das Lokal vor drei Jahren nach ihrer Rückkehr aus Amerika übernahmen. Tochter Linda, übrigens von der studierten Chemikerin zur Restaurantfachfrau geworden, verrät, daß sie den Traditionsbraten schon in aller Herrgottsfrühe ins Rohr schieben muß. Das Ergebnis überzeugt: die eingeschnittene Schwarte traumhaft rösch, das Fleisch zart, aber nicht zerfallen.

Der Sauerbraten (14,90 Mark), die Roulade (14,90 Mark) und die geschmorte Lammkeule (19,50 Mark) machen unseren Eindruck von bester bodenständiger Küche perfekt. Jedes Fleischgericht ist ein Gedicht, das dazugehörige Klöße – nicht gerade von der kleinen Sorte – nicht minder. Der Clou kommt noch; denn die Preise verstehen sich inklusive Salatbar und Nachtisch. Die Salate sind knackig frisch, trefflich angemacht und in reicher Auswahl vorhanden. Die Desserts rührt Tochter Linda und gerade, weil sie ohne Schnickschnack sind, munden sie bestens, beispielsweise ein Kokospudding mit frischen Erdbeeren.

Die Krämers und ihr Haus sind einen Ausflug wert; denn ihr Umgang mit dem Gast beschränkt sich nicht auf die obligate Frage, was es zum Essen sein soll. „Wenn's die Zeit erlaubt, erkläre ich den Leuten die Gerichte lieber als ihnen nur die Speisekarte hinzulegen“, gibt Linda zu. Das hat sie besimmt von der Mutter, die so appetitanregend beschreibt, wie sie Hühnchenbrust in Frankenwein (15 Mark) schmort. Die Pegnitz liefert der Küchenmeisterin – „Kochen ist mein Leben“ – übrigens Saibling (15 Mark) und Forelle (16 Mark), Wild aus dem Tal des Flusses bekommt sie von den örtlichen Jägern, auf den Wiesen ernten die Köchinnen Wildkräuter. Ein eigener Hausmetzger sorgt für schmackhafte Bratwürste, Stadtwurst und geräucherten Schinken. Frankenweine (ab 5,50 Mark) und kühle Kitzmann-Biere laben die ausgetrocknete Kehlen der Wanderer, die sich im lauschigen Wirtsgarten niederlassen. SUSANNE THEML

Gasthof Goldener Stern, Alfalter 12, 91247 Vorra, Tel. (09152) 81 66;
täglich 11 bis 14 und ab 17 Uhr außer Montag und Dienstag;
100 Plätze (plus 60 im Garten); sonntags Reservierung empfohlen;
am Wochenend durchgehend warme Küche.

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