Landpartie mit Meerblick

Achtzig Kilo wiegt der Sieger, der in üppiger Pracht vor dem Altendorfer Rathaus in der Sonne glänzt. Der Ort leuchtet in allen Herbsttönen; in den Höfen am Wegesrand sind Kürbisse in allen Formen und Farben ausgelegt, zur Zierde und zum Verzehr. Ihretwegen machen wir halt in dem alten Dorf im Regnitztal (bei Hirschaid), das sich wie zum Erntdankfest präsentiert.

Das volle Bouquet frischer Natur weckt den großen Hunger. Wir denken an Schweinsbraten, an Schäufele und müssen nicht lange suchen: „Zum Egloffsteiner Hof“. Ein Landgasthof wie aus dem Bilderbuch, ein Fachwerkbau, der förmlich strotzt vor gediegener Tradition. Der äußere Eindruck setzt sich in der guten Stube fort: Ein Lokal, in dem die Zeit aufs schönste stehengeblieben ist.

Der Name des Wirtshauses bezieht sich auf seinen Ursprung im Jahr als „Egloffsteiner Lehen“. Im 17. Jahrhundert wurde eine Taxis'sche Posthalterei mit Gasthof eingerichtet. Die Einfahrt für die Frachfuhrwerke führt heute in einen geräumigen Hof unter Bäumen, wo zur Sommerszeit Hochbetrieb herrscht. Auch nach der umfassenden Renovierung zeigt die alte Zeit ihr vertrautes Gesicht.

Der Fortschritt, den wir ausmachen, hätte uns fast wieder vertrieben. Alle Plätze im weiten Rund sind reserviert. Wegen der Fischtage, sagt die Bedienung, als ob das Erklärung genug sei. Weil wir früh dran sind, dürfen wir bleiben. Also kein Schweinsbraten, es gibt Fisch: Meerbrasse mit Kräuter überbacken, Lachs in Orangenbutter, Roulade vom Merlan, Haifischfilet, Miesmuscheln in Weißwein, Eintopf von verschiedenen Meeresfrüchten und und und. Wir schauen auf die Karte, schauen aufs rustikale Ambientes und sind irritiert. Noch mehr nach dem Essen: Der Knödel vom Waller in Dillcreme (12,50 Mark) ist eine duftige Köstlichkeit, der Wels in Paprikacreme mit Lauchgemüse (18,50 Mark) eine Delikatesse.

Wie kann sich ein Koch hierorts, solche Feinheiten herausnehmen? Nur manchmal, meint Werner Fleischmann, der nach Lehr- und Wanderjahren in renommierten Gastrobetrieben, die Familientradition in Altendorf fortsetzt. Manchmal schert aus dem Pflichtprogramm der Braten aus und vollzieht die Kür mit Fisch- und Wildwochen oder anderen Spezialitäten. Und weil sich das inzwischen rumgesprochen hat, ist die Bude zu solchen Gelegenheiten gestopft voll.

Karpfen und Waller gibt es auch an gewöhnlichen Tagen und natürlich Schweinsbraten und Schäufele, dazu das wunderbare Buttenheimer Kellerbier. Dazu müssen wir unbedingt noch einmal herkommen.

KERSTIN MÖLLER

Landgasthof „Egloffsteiner Hof“, Altendorf, Egloffsteiner Ring 2, Telefon: 09545/ 313; 64 Plätze; geöffnet täglich außer montags von 11 bis 14 Uhr und von 17 bis 21 Uhr (warme Küche); am Wochenende Platzreservierung empfehlenswert.

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