Erdknolle mit Variationen
Zu Gast in der "Kartoffel" in Nürnberg und Fürth

"Kartoffel" - der Name der Lokale in Nürnberg und Fürth steht für ein Programm, denn in ihnen dreht sich alles um das Nachtschattengewächs. Das Angebot reicht von einer Pellkartoffel mit Butter (3,60 Mark) bis zur Kartoffel-Schlemmerei mit gratiniertem Kalbsrückensteak, Kartoffelnest, gegrillten Schweinebauchscheiben, Rinderfilet, Gemüse und Kartoffelvariationen (33,40 Mark). Und Kartoffelschnaps gibt's natürlich auch (das Glas für 4,20 Mark).

Die Wirtschaft "Almhütte" war eine Gaststätte wie viele andere in der Stadt, als Heidi Sänger sie 1984 für eine Verwandte pachtete, die sich's dann doch anders überlegte. Der Vertrag mit einer Brauerei mußte jedoch erfüllt werden, sodaß sich die Klatschkolumnistin unvermittel in der Rolle einer Wirtin sah. "Ein normales Schweinebratenlokal kann ich nicht machen", sagte sie sich und sann auf etwas Originelles. Dabei kam ihr das Kochbuch ihrer Großtante zu Hilfe, die als Köchin auf einem Schloß alte Kartoffelrezepte niedergeschrieben hatte. Die Aufzeichnungen ließen erkennen, daß die Knollen schon früher nicht nur als Hauptmahlzeit den Magen armer Leute füllen, sondern auch verwöhnte Gaumen zufriedenstellen konnten.

Aus den Anregungen aus dem alten Kochbuch und neuen Rezepten hat Heidi Sänger mit ihrer Küchenmannschaft inzwischen eine reichhaltige Speisen- und Getränkekarte entwickelt, die als Kartoffelzeitung auch Informationen und Tips "um ein rundes, braunes Thema" gibt. Der Gast kann nur staunen, was sich aus der Knolle alles machen und womit sie sich kombinieren läßt. Er tut aber auf jeden Fall gut daran, einen großen Hunger mitzubringen, denn die Portionen fallen üppig aus - bei bodenständiger Kost ebenso wie bei Mahlzeiten mit exotischen Extras. Legendär sind ob ihrer Größe beispielsweise schon die Klöße, die dienstags, donnerstags, sonntags und feiertags auf den Tisch kommen.

Die Kartoffeln werden in der "Kartoffel" in allen möglichen Variationen serviert, für die ein paar Beispiele stehen: Fränkische Kartoffelsuppe, Pellkartoffel mit Butter, Butter und Backsteinkäse, Butter und Quark oder Matjes, Bratkartoffel, Backers "italienisch" mit Oliven, Knoblauch und Zwiebeln, Backers nordisch mit Räucherlachs und Senf-Dillsoße, vegetarischer Kartoffelauflauf, Kartoffelschmarrn mit Apfelmus oder Preiselbeeren, Kartoffel-Apfelküchle und so weiter und so weiter.

Die Gerichte kommen stets frisch und dampfend aus der Küche, sie werden von jungen Männern und Frauen serviert, die Gästen aller Altersgruppen stets freundlich und zuvorkommend entgegentreten.

Mit der Kartoffelidee hatte die Wirtin, die ihre Lokal mit Geschirr und Geräten (vornehmlich auf Trempelmärkten erstanden) aus Omas Küche liebevoll gestaltet, offensichtlich eine Marktlücke entdeckt. Das Nürnberger Haus war und ist stets so gut besucht, daß sie vor gut sieben Jahren das weitaus geräumigere Haus mit Großem Saal in Fürth hinzupachten konnte. Im Stil von Nürnberg wird dort nicht nur Speis und Trank, sondern bei "Heidis Künstlertreff" auch Kleinkunst geboten. WALTER SCHATZ

"Kartoffel" Nürnberg, Südliche Fürther Straße 29, Telefon 26 16 98, 70 Plätze, Biergarten nit 250 Plätzen. "Kartoffel"
Fürth, Gustavstraße 34, Telefon 77 05 54, 250 Plätze in verschiedenen Lokalitäten, bis zu 300 Plätze im Großen Saal, Atium-Garten. Öffnungszeiten in beiden Häusern Montag bis Samstag 17 bis 1 Uhr, sonntags und an Feiertagen 12 bis 22 Uhr.

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© Nürnberger Nachrichten 1997