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Talentiertes Tandem Szenegänger wissen es bereits: Gostenhof, das innerstädtische Multikultinest, hat sich zum bunten Gastroviertel gemausert. Ob Feinschmecker oder irdischer Allesfresser, der die Tempel der allerheiligsten Gaumenfreuden meidet wie die Pest: Gostenhof bedient sie alle. Man muß sich nur von den Aromen leiten lassen die Speisekarte weht aus jedem Eckfenster. Das duftet's nach Nelken, Curry, Koriander und Knoblauch, manchmal auch nach Motoröl und Lackfarbe. Wer eine bestimmte Adresse sucht und zudem von auswärts kommt, muß sich allerdings in Geduld fassen. Hier trifft er zwar jede Menge auskunftswilliger Passanten, doch der beschriebene Weg lenkt meist in Sackgassen oder führt zurück zum Plärrer. Per U-Bahn kommt man leichter ans Ziel, Parkplätze gibt's eh keine. Wir finden sie dennoch, die neuen Gastronomen von Gostenhof, gleich gegenüber vom Jamnitzerplatz. Das Restaurant Koch und Kellner (der Name als Programm) ist neu und so schlicht wie gekonnt designt. Auffallend die ungewöhnliche Farbkombination Grün mit Ockergelb, sehr dekorativ die Wand die maurischen Fliesen. Eine lange Theke, Buchentisch und -stühle alles ganz puristisch und doch warmtönend. Die Tische sind fein gedeckt mit hochstieligen Gläsern; besorgt wie eine Hausfrau schaue ich zur kinderreichen Nebentafel; was von dort fliegt, sind aber nur Bauklötze. Die kleine Speisenauswahl, täglich wechselnd, steht auf der Schiefertafel. Doch schon eilt der Kellner herbei und empfiehlt. Wenn die Angebote so schmecken, wie er strahlend formuliert, können wir uns auf einen Schlemmerabend freuen. Es wird einer. Wir probieren Salat vom Kalbskopf mit Schnittlauchvinaigrette (17 Mark) ein Gedicht: das Fleisch ist lauwarm, butterzart selbst die häufig resistente Schwarte. Wunderbar auch das Safranrisotto mit Pètande (kleine Jakobsmuscheln) und die Kartoffelravioli mit Wachtelbrust (je 18 Mark). Eine ganz besondere Delikatesse ist der geschmorte Kalbstafelspitz mit Kartoffelpürree und Gemüsestreifen (24 Mark). Die Weinkarte offeriert ein umfangreiches Sortiment französischer und italienischer Gewächse. Erfreulich auch die große Auswahl offener Weine (darunter ein paar exquisite Rote aus Australien) zu akzeptablen Preisen. Eine Besonderheit sind die Digestifs (haben Sie schon mal einen Haselnuß- oder Steinpilzgeist probiert? Allein das Schnuppern daran lohnt sich). Wir fühlen uns rundum wohl: Wer sind der Koch und der Kellner, die Gostenhof dieses Glanzlicht aufstecken? Der Mann in der Küche ist Stefan Wagner, der sein Handwerk bei Witzigmann gelernt und schon in manchem Nürnberger Gourmetrestaurant das Zepter geschwungen hat. Nach langer Vorbereitungszeit wagte er mit Kellner Frank Mackert auch er ein erfahrener Könner seines Fachs den Hochsprung in die Selbständigkeit. Ihr Konzept heißt feine, einfache Küche und das wollen sie ganz unverkampft machen und keine Schwellenangst züchten. Das snobistische Getue in manchen Edelschuppen geht ihnen nämlich genauso auf den Keks wie vielen Gästen. Wenn ein Kunde nur Vorspeisen (sind sowieso am besten) esssen will, bitte sehr; auf Wunsch stellt Wackert ein Menü mit passendem Wein zusammen. Den salatessenden Wassertrinker hat das talentierte Tandem nicht im Visier, aber durchaus den Späteinkehrer, der nach Kino oder Spaziergang hereinschneit. Dann gibt es Tapas, kleine Appetizer. Die müssen wir unbedingt noch probieren: Wiener Schnitzelchen auf Gurken-Kartoffelsalat. Nix Besonderes, sollte man meinen. Ist es aber. KERSTIN MÖLLER Restaurant Koch und
Kellner, Nürnberg, Obere Seitenstraße 4, Telefon:
(09 |
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