Stilvoll speisen

Die Villa hat eine besondere Ausstrahlung. Ein kunstvolles, oval geschnittenes Treppenhaus empfängt den Besucher. Ein paar Schritte sind nötig, um zum "Restaurant Museum" im Hochparterre zu gelangen. Vom großzügigen Vestibül gehen mehrere Türen ab. Dahinter verbergen sich das Lesezimmer, das Kaminzimmer und das Musikzimmer. Großbürgerliche Wohn- und Baukultur. Nostalgische Zeichen einer vergangenen Zeit.

Das herrschaftliche Gebäude an der Campestraße entstand 1899. Ursprünglich gehörte es einer jüdischen Bankiersfamilie. Im Dritten Reich rissen es sich die Nazis unter den Nagel. Heute ist das Haus im Besitz der Gesellschaft Museum, die es im Jahr 1955 erworben hat. Der 1810 gegründete Verein zur Pflege der schönen Musen brauchte eine neue Heimstatt, da sein früheres Domizil an der (nach dem Club benannten) Museumsbrücke im Zweiten Weltkrieg zerstört worden war.

Seit langem kommen in der Gesellschaft Museum auch andere Vereinigungen und Zirkel zusammen. Damen treffen sich zum Bridge, Herren spielen Schach, der honorige Kegelverein Harlekin ist Dauergast. Demnächst soll ein literarischer Salon aus der Taufe gehoben werden. Die Umgebung lädt für stilvolle Feste ein. Mehrere Generationen feierten hier schon Geburtstage, Hochzeiten und Taufen. Das (kulturelle) Leben im Haus steht und fällt schon immer mit der Gastronomie. Leider hatte die Gesellschaft in der Vergangenheit bei der Wahl der Wirte nicht immer Glück. Doch seit knapp einem Jahr führt ein junges Pächtertrio das Lokal mit neuem Schwung und viel Engagement. Die drei Partner wissen darum, welches Kleinod sie bewirtschaften.

Im Gartenzimmer mit üppigen Stuckverzierungen und einem dominanten Kristallkronleuchter wird getafelt. Große Fenster geben den Blick frei auf die halbrunde Terrasse und einen kleinen Park. Gedämpftes Licht und Kerzenschein schaffen eine private, intime Atmosphäre, die sich überträgt. Man kommt zur Ruhe. Auch die anderen Gäste unterhalten sich nur leise. So eingestimmt, kann uns Küchenchef Markus Zeußel verwöhnen.

Seine Speisenauswahl ist international zu nennen. Beim Testbesuch gefiel uns die Hummeressenz mit Spinatravioli und der bunte Vorspeisensalat mit gedünsteten Gemüsen (je 9,50 Mark) gleichermaßen. Als leichte Spezialität aus Sardinien erwiesen sich die Culurgiones (große Teigtaschen mit einer Quarkfüllung) auf Tomatensauce (18,50 Mark). Knusprige Wildreis-Plätzchen - eine besonders ausgefallene wie leckere Beilagenidee - zierten die auf den Punkt gebratene Entenbrust (29,50 Mark) auf einer Orangensauce, dazu bunte, frische Gemüse.

Die wöchentlich wechselnde Karte ist überschaubar: vier Vor-, sechs Hauptspeisen, zwei Desserts. Wer richtig schlemmen will, greift zum dreigängigen Menü für 48 Mark (zum Beispiel: kleines Kartoffelrösti mit Geschnetzeltem von der Entenleber, gabratenes Zanderfilet in einer Kaviar-Schaumsauce mit Cherrytomaten und Kartoffelravioli, Frische Früchte mit Glühwein-Zimtschaum gratiniert) oder wählt das Fünf-Gang-Menü für 78 Mark. SIEGFRIED ZELNHEFER

"Museum, Gastronomie und Kultur", Campestraße 10, 90419 Nürnberg, Telefon: 33 20 11; täglich geöffnet ab 18 Uhr;
60 Plätze im Gartenzimmer, 140 Plätze in den anderen Räumen;
Reservierung erbeten.

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© Nürnberger Nachrichten 1997